Pokal-Frust bei den Preußen: In der Tristesse angekommen
Der Frust war da und ebbte schnell wieder ab: Wieder ist Preußen Münster im Westfalenpokal früh gescheitert. Zum dritten Mal in vier Jahren heißt die Endstation SV Rödinghausen. Ist der SCP in Sachen Landespokal die Lachnummer der 3. Liga? Wahrscheinlich schon – zuletzt spielte man 2014 im DFB-Pokal. Doch das Ausmaß des neuerlichen Ausscheidens wird sich erst langfristig bemerkbar machen.
Rödinghausen wird der "Favoritenrolle" gerecht
Immerhin haben sie es bis ins Elfmeterschießen geschafft, mögen Zyniker behaupten. So weit war der SC Preußen Münster bei seiner quasi jährlich ausgetragenen, von viel Respekt begleiteten Pokalpartie beim Regionalligisten SV Rödinghausen noch nie gekommen. Das Ergebnis aber, in diesem Falle ein 4:3-Erfolg des SVR, ist immer das gleiche: Der von einem Küchenhersteller massiv gesponserte Klub aus dem nördlichsten Zipfel Ostwestfalens macht den bedeutend größeren einstigen Bundesligisten, der seit Jahren in der 3. Liga stagniert und mehr und mehr seine Zukunftsperspektive verliert, zur Lachnummer. Zwei Dutzend Fans mit mexikanischen Sombreros tanzen und jubeln unter den rund 1.000 Besuchern auf der Tribüne, während wenige Meter daneben einige hundert tapfere Gästefans aus Münster ihre Zaunfahnen einrollten, die Sachen packten und von dannen zogen.
Was Preußen Münster seinen Anhängern in diesem Pokalwettbewerb anbietet, ist erbärmlich. Fünfmal in Folge scheiterten die Adlerträger jetzt fast ausschließlich gegen unterklassige Teams, jede einzelne K.O.-Pleite war absolut verdient. Die "Reaktion", die Trainer Sven Hübscher am Mittwochabend auf die ebenso triste 0:1-Auswärtsniederlage bei Hansa Rostock gesehen haben wollte, war allenfalls in den zweiten 45 Minuten kurz zu erahnen. Das Ergebnis aber blieb das gleiche: Eine Torchance gab es in Rostock, eine auch in einem kompletten Spiel gegen den Regionalliga-Tabellenführer.
Die Favoritenrolle hatte der SC Preußen ohnehin schon im Vorfeld abgegeben, und so wunderte es keinen, dass der klassentiefere Klub zweikampfstärker war, sich cleverer, abgezockter anstellte und auch mehr Chancen erspielte. "Wir sind sehr enttäuscht", betonte Hübscher nach dem Spiel, hielt aber gleichzeitig auch fest: "Trotzdem will ich nicht nur das Schlechte sehen. Wir haben nach Rostock eine Reaktion gezeigt, wir müssen jetzt weiter arbeiten. Gegen Rödinghausen haben schon ganz andere Mannschaften schlecht ausgesehen."
Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig
Für die nun einsetzende Tristesse an der Hammer Straße gibt es gute Gründe. Denn das zusätzliche Geld, das die Mannschaft Jahr für Jahr leichtfertig verspielt, fehlt an allen Ecken und Enden. Als andere Klubs in der letzten Woche der Transferphase noch Neuzugänge vermeldeten, war der Geldhahn in Münster längst abgedreht. 200.000 Euro bringt der Einzug in die erste Runde, für die nächste geht es auf eine gute halbe Million Euro hoch. Einnahmen, die der SCP Jahr für Jahr in erschreckend gleichgültiger Art und Weise bevorzugt an den SV Rödinghausen abtritt. Offen ist, ob nach nun vier sieglosen Pflichtspielen eine Krise ins Rollen kommt – dass Münster in seinen vier Auswärtspflichtspielen noch keine zehn Torgelegenheiten hatte und unattraktiven, zuweilen ängstlichen und wenig konzeptbehafteten Fußball spielt, spricht dafür.
Auch die Zuschauerzahlen gehen im Preußenstadion kontinuierlich zurück, das eigentlich strapazierfähige Publikum hat im neunten Drittliga-Jahr genug vom Mittelmaß und vielmehr noch von der Inkonstanz. Ob zum anstehenden Heimspiel gegen Viktoria Köln überhaupt noch 5.000 Zuschauer ins Stadion kommen werden? Andere Ziele aber rücken Jahr für Jahr in weitere Ferne, der Etat kann nicht erhöht werden – Preußen Münster hat zum Sterben zu viel, aber zum Leben mit Freude daran in der 3. Liga zu wenig. Pessimisten fürchten, dass sich der Klub in eine Abwärtsspirale manövriert, die perspektivisch einzig in den Abstiegskampf führen wird. Dass das vorab befürchtete Pokaldesaster beim Viertligisten wieder einmal genau so eingetroffen ist, passt da ins Bild.