Pokal-Vorschau: Drei Drittligisten träumen vom Achtelfinale
515.000 Euro plus Zuschauereinnahmen und die Chance, noch viel Größeres zu schaffen: Der Preis für ein Weiterkommen in der 2. Runde des DFB-Pokals ist lukrativ. Ein Drittliga-Trio um den VfL Osnabrück, 1860 München und Waldhof Mannheim ist noch im Wettbewerb. liga3-online.de schaut auf die drei Paarungen und checkt, wer überraschen könnte.
Stolze 40 Mal duellierten sich die Münchner Löwen und Schalke 04 in der Bundesliga, das letzte Mal im Jahr 2004 – nun steigt der traditionsreiche Kick zum sechsten Mal insgesamt und erstmals seit 2009 wieder im DFB-Pokal. Die Älteren unter uns können viel erzählen über diese Spiele, allein die Personalie Martin Max – 1997 UEFA-Pokalsieger mit S04, 2000 und 2002 Bundesliga-Torschützenkönig beim TSV 1860 – steht für vergangene, große Zeiten der abgestürzten Schwergewichte.
Sportlich liegt derzeit wohl mehr als eine Liga zwischen den beiden Vereinen: Sechzig spielt in der 3. Liga fast nur noch 1:1, bewegt sich damit trotz erst zwei Niederlagen aus zwölf Spielen konstant auf die Abstiegszone zu. Schalke dagegen hat ganz offenbar die blamable Abstiegssaison endgültig hinter sich gelassen, gewann die vergangenen vier Zweitliga-Spiele allesamt zu Null und ist damit Tabellendritter der 2. Bundesliga. Kleiner Trost: Simon Terodde traf zuletzt zweimal nicht und hat in 13 Begegnungen mit 1860 "nur" zweimal genetzt – eine schwache Bilanz. Auf Sechzig-Seite fehlt der corona-infizierte Richard Neudecker, mit dabei sein werden dafür 15.000 Fans. Damit wird das Grünwalder Stadion erstmals seit Beginn der Pandemie wieder ausverkauft sein. Sturm-Routinier Sascha Mölders dürfte aufgrund seiner Essener Vergangenheit gegen Schalke besonders motiviert sein …
Chance aufs Weiterkommen: 25 Prozent
"Fast zur Champions-League-Anstoßzeit gegen einen baldigen Champions-League-Teilnehmer!" – mit diesem Slogan warb der VfL Osnabrück in den sozialen Medien für den Besuch des Pokalspiels gegen den SC Freiburg. Auch in Osnabrück darf das Stadion – hier unter 2G-Bedingungen – wieder voll ausgelastet werden, Tickets gab es am Montagnachmittag aber noch reichlich. Und ob es die Breisgauer nun tatsächlich in die Königsklasse schaffen oder die Prognose des VfL wohl verfrüht kommt: So sympathisch der Klub um Kulttrainer Christian Streich auch daherkommt, ein Kassenmagnet ist er außerhalb Baden-Württembergs (noch) nicht.
Sportlich sieht die Gemengelage klar aus, der Bundesliga-Dritte reist zum Drittliga-Vierten. Freiburg besiegte zuletzt Wolfsburg, zuvor auch schon Borussia Dortmund – ein echter Favoritenschreck eben, der aber selbst hin und wieder mit der Rolle als spielmachender Mannschaft fremdelt. So etwa beim 1:1 in Bielefeld oder dem 1:1 gegen Köln. Osnabrück freut sich, ausverkauft hin oder her, mit der Rückkehr seiner Fanszene auf die typische Flutlichtstimmung an der Bremer Brücke, personell ist die Lage auch gut. Einzig an der Chancenverwertung gab es zuletzt etwas zu kritteln, das 0:0 gegen Halle fiel in die Kategorie "unnötig". Hiervon aber dürfte abhängen, ob die Lila-Weißen es Freiburg "nur" schwer machen oder die Südwestdeutschen ernsthaft ärgern.
Chance aufs Weiterkommen: 15 Prozent
Auch Waldhof gegen Union klingt nach ganz viel Tradition, über den Weg gelaufen sind sie sich abseits der Zweitligajahre 2001 bis 2003 sowie einem DFB-Pokal-Erstrundenspiel in jener Zeit aber nie. Was dazu führt, dass Mannheim in fünf Anläufen noch nie gegen den FCU gewonnen hat – Zeit wird’s also. Es ist nur davon auszugehen, dass sich eine stattliche Delegation der Waldhöfer am Sonntag auf den nicht allzu weiten Weg nach Stuttgart gemacht hat, wo die Hauptstädter in langer Überzahl einen 1:0-Vorsprung spät aus den Händen gaben.
Trotzdem beeindruckt Union im dritten Bundesliga-Jahr als derzeitiger Tabellenvierter, hat einen sicheren Spielaufbau, Selbstvertrauen und viel Wucht – das ist keine typische Sternchentruppe, die sich von einem kampfstarken Drittligisten in den Zweikämpfen abkochen lässt. Auch der zu Zeiten hoher Impfquoten ungewöhnlich heftige Corona-Ausbruch und die damit verbundene Unruhe hat dem SVW sicher nicht geholfen, zuletzt gab es "nur" ein 1:1-Remis daheim gegen Zwickau. Zu guter Letzt ist der Machtkampf zwischen Geschäftsführer Markus Kompp und Sportchef Jochen Kientz offen ausgebrochen, was wiederum die Fans zu Reaktionen bewegt – bleibt nur zu hoffen, dass das Team davon wenig mitbekommt. Ansonsten dürfte der 1. FC Union Berlin, der die Herausforderung dreier Wettbewerbe bislang sehr gut meistert, leichtes Spiel haben.
Chance aufs Weiterkommen: 20 Prozent