Ponomarev rechnet mit Hinrunde ab: "Ein einziger Kampf"
Mit dem fünften Tabellenplatz kann der KFC Uerdingen nach 23 Spieltagen als Aufsteiger eigentlich zufrieden sein, doch die ambitionierten Krefelder haben ganz andere Ziele. Auch deshalb rechnet Präsident und Investor Mikhail Ponomarev in einem Interview mit der Hinrunde ab – und schießt gegen Ex-Trainer Stefan Krämer.
Kritik an der Spielweise
12 Siege auf der einen, 9 Niederlagen auf der anderen Seite: Die bisherige Saison des KFC Uerdingen gleicht einer Achterbahnfahrt, Sieges- und Niederlagenserien wechselten sich bisher in steter Regelmäßigkeit ab. Was für einen Aufsteiger sicherlich nicht ungewöhnlich ist, stößt bei Ponomarev allerdings bitter auf: "Wir haben in der Hinrunde keine überzeugenden Spiele abgeliefert", stellt er in der "Rheinischen Post" fest. Zwar habe der KFC viele Partien gewonnen, "aber das war vor allem ein einziger Kampf und wenig Klasse", poltert der Investor. "Wir haben kein einziges Mal über 90 Minuten dominiert." Ponomarev möchte im Stadion sitzen und "auch mal relaxen." Bisher habe er jedes Mal da gesessen und "fast einen Herzinfarkt bekommen, weil es bis zur letzten Minute gefährlich für uns war." Dabei träumt der Russe von "spielerischer Dominanz" und nicht von Krampf. "Diesen Fußball-Stil können wir nicht akzeptieren", macht Ponomarev deutlich.
Dass der KFC-Investor seine Vorstellungen nicht verwirklicht sah, war auch ein Grund, warum Trainer Stefan Krämer nur einen Tag nach der 0:3-Auftaktniederlage gegen die Würzburger Kickers überraschend gehen musste. Dem 51-Jährigen verdanken die Uerdingen zwar den Aufstieg in die 3. Liga, dennoch schießt Ponomarev nun gegen den Ex-Coach und spricht von "vielen, vielen Personalfehlern" und "mindestens fünf großen Fehlern." Und das Wichtigste: "Ich habe keine Entwicklung gesehen. Wir haben viel miteinander gesprochen, es hat sich aber einfach nichts bewegt", poltert der KFC-Boss.
"Bin ein sehr einfacher Mann"
Kritik an seiner Arbeit kann Ponomarev derweil nicht nachvollziehen: "Weil ich es überzogen finde. Es wird meiner Arbeit einfach nicht gerecht." Bei Protesten im Stadion könne er nur den Köpf schütteln. Der Russe findet: die Fans könnten dankbar sein: "Woher kommt dieser Hass? Warum diese Wut? Auf wen? Was wäre die Alternative für viele Vereine gewesen – Insolvenz?" Die Diskussion um die Traditionsvereine hält der KFC-Investor "in großen Teilen" für scheinheilig: "Da wird versucht in "gutes" und "böses" Geld zu unterteilen. Aber so funktioniert das Geschäft nicht. Wo ist der große Unterschied?" Zudem steht für Ponomarev fest: Die 50+1 Regel, die es Investoren untersagt, einen Verein komplett zu übernehmen, müsse fallen: "Das ist wichtig für den deutschen Fußball in Europa." Der Fußball in Deutschland brauche richtige Investoren, denn derzeit sei die Bundesliga "nur noch eine Entwicklungsliga."
Was in der Presse steht, interessiere ihn nicht: "Für mich ist wichtig, was die Mitglieder über mich denken. Und da weiß ich, dass die Unterstützung für meinen Weg überwältigend ist. Ich habe die größte Unterstützung von allen Klubs in NRW", sagt Ponomarev, der sich als "sehr einfachen Mann" bezeichnet. Der KFC habe "gigantisches Potenzial" und sei das "Beste, was ich gefunden habe." Für den Investor steht fest: "Ich bin mir sicher, dass wir einiges aufbauen können."