Preußen Münster: Abstiegsreif – und noch kein Trainer in Sicht

Statt Harakiri in der Verteidigung bot das Heimspiel des SC Preußen gegen 1860 München lange Magerkost, eine Unaufmerksamkeit kostete die Westfalen alle drei Punkte. Unter dem Strich reicht das Gezeigte kaum für die 3. Liga. Zudem dauert die Trainersuche noch weiter an.

Mölders ist nicht in den Griff zu kriegen

Was der SC Preußen am Samstagnachmittag anbot, hatte wenig mit dem zu tun, was ihn in der Hinrunde der laufenden Saison ausgezeichnet hatte. Es war kein sonderlich schwaches, aber auch kein mitreißendes Spiel der Hausherren. Die Defensive stand sicher, die Offensivkraft war allerdings sehr dosiert – auch weil die Gäste ihrerseits aufmerksam waren, die Innenverteidigung um Dennis Erdmann alle Preußen-Angriffsversuche eliminierte. Lange deutete sich sogar ein 0:0 an, was für eine der anfälligsten Drittliga-Hinterreihen ein Erfolg gewesen wäre, den abstiegsbedrohten Münsteranern aber wenig genutzt hätte.

Doch das Ergebnis, das nach der vollen Spielzeit auf der Anzeigetafel prangte, gestaltete sich für die Adlerträger viel schlimmer: Die 0:1-Pleite gegen 1860 München, die durch eine typisch abgezockte Aktion des TSV-Stürmers Sascha Mölders besiegelt wurde, nimmt Münster viel Selbstvertrauen vor der fünfwöchigen Winterpause. 65 Minuten lang waren die Preußen angelaufen in der Hoffnung, den goldenen Treffer zu erzielen. Mit dabei waren viele technische Unzulänglichkeiten auf einem Rasen, der diese Zustandsbeschreibung nicht mehr verdient hatte – es war eben Abstiegskampf.

Fünf Punkte auf das rettende Ufer

Mehr als 8.100 Zuschauer, Saisonbestwert an der Hammer Straße, hatten trotz fehlender Großchancen immer das Gefühl: Hier kann etwas gehen, hier könnte der Befreiungsschlag kommen. Dann schlug der junge Noel Niemann eine platzierte Flanke, dann schraubte sich Mölders hoch, die erste dicke Gelegenheit war drin. Als kurz darauf auch noch Ole Kittner mit Gelb-Rot vom Platz flog (72.), war die Pleite so gut wie besiegelt. Zwar stimmte die Moral beim SCP. Und doch war es zu wenig, um Hoffnung auf einen Drittliga-Klassenerhalt im Mai zu versprühen. Nicht ein Schuss fand während der Spielzeit den Weg auf das Tor von Sechzig-Keeper Marco Hiller.

"Eigentlich wäre ein Unentschieden schon verdient gewesen", sagte selbst Gästestürmer Mölders, der von dem Heimanhang aufgrund seiner Essener Vergangenheit den ein oder anderen Sprechchor verkraften musste. "Wer hier einmal gespielt hat, der weiß, wie eklig und schwer es ist, hier zu gewinnen", so der Routinier. Während Sechzig in Überzahl erwartungsgemäß Konterchancen generierte, diese aber teils fahrlässig vergab, fehlte Münster bis zum Schluss die Schlagkraft. Die Konsequenz: Münster überwintert als Vorletzter mit fünf Zählern Rückstand auf den rettenden 16. Platz. Das Mittelfeld ist längst enteilt. Auch Interimscoach Arne Barez, der mit drei Punkten aus drei Spielen leicht über dem Saisondurchschnitt performte, konnte die prekäre Lage in seiner Bewährungszeit wenig verbessern.

Trainer-Suche dauert an

Nicht erst aus dieser Niederlage resultieren viele Fragen. Die erste, die es zu klären gilt, ist: Wer führt den SC Preußen als Trainer ins neue 2020? Auch gut drei Wochen nach der Entlassung von Sven Hübscher deutet sich keine Entscheidung an. "Sehr optimistisch" sei der Gedanke an eine Verkündung vor den Feiertagen, sagte der Sport-Geschäftsführer Malte Metzelder, der sich einen emotionalen Übungsleiter wünscht. "Das ist aber nicht das einzige Kriterium", so Metzelder, der vor allem auf ein Problem anspielt: die Finanzierbarkeit. Während Claus-Dieter Wollitz nach seinem Abschied aus Cottbus kein Thema ist, soll David Bergner laut dem "RevierSport" ein Thema sein. Der 46-Jährige trainierte zuletzt zwischen Januar 2018 und September 2019 den Chemnitzer FC und hatte die Himmelblauen in die 3. Liga geführt.

Zeitgleich muss auch für Winterneuzugänge noch Geld vorhanden sein. "Wir brauchen mehr defensive Stabilität", sagte Metzelder, dem unruhige Feiertage bevorstehen. Selbst Präsident Christoph Strässer stellte nach dem Schlusspunkt eines sehr mäßigen Jahres 2019 nüchtern fest: "Uns steht ein hartes Jahr 2020 bevor." Aus den verbleibenden 18 Partien brauchen die Adlerträger mindestens 29 Zähler, um am Ende die Marke von 45 Zählern zu erreichen – eine Herkulesaufgabe. 

   

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