Preußen Münster: Moral bewiesen, Lage nicht verbessert

Es droht eine dieser ungemütlichen Drittliga-Spielzeiten für den SC Preußen Münster. Vom Abstiegsplatz befreien konnten sich die Adlerträger in Unterhaching erwartungsgemäß nicht – der spät erarbeitete Punkt nach Zwei-Tore-Rückstand fühlt sich dennoch wie ein Sieg an und verschafft zumindest etwas Selbstvertrauen für die Länderspielpause.

Wieder staunend dem Gegner zugeschaut

Mit etwas Trotz in der Stimme durften die Fans der Westfalen, die sich das 2:2-Remis beim Tabellenführer auf den Bildschirmen – plus gut 150 wackere Mitfahrer – anschauten, trotz der derzeitigen Misserfolgsphase behaupten: Wer zweimal zu Gast bei Aufstiegskandidaten ist und aus einem Rückstand noch einen Punkt zaubert, der ist kein Abstiegskandidat. Und tatsächlich war dieser Zähler, der in der Endabrechnung noch gewaltige Wirkung haben kann, über die volle Distanz nicht unverdient. Luca Schnellbacher, der in der bisherigen Spielzeit noch zu selten als Vollstrecker in Erscheinung getreten ist, hatte das 1:2 mit einem scharfen Abschluss unter die Latte erzielt, Rufat Dadashov dann per Elfmeter zum späteren Ausgleich egalisiert.

Per Elfmeter! Allein das war bei Schwarz-Weiß-Grün eine große Meldung wert. Seit unglaublichen 20 Monaten wartete der SC Preußen in der 3. Liga auf die Möglichkeit, vom Strafstoßpunkt zu treffen – zahlreiche Benachteiligungen durch nicht geahndete Vergehen inklusive. Umso mehr genossen es die Fans der Adlerträger, dass der erste Elfmeter seit Februar 2018 ein so wichtiger war.  Doch warum war er nötig? Weil die Münsteraner die erste Halbzeit wie so oft in jüngerer Vergangenheit verschlafen hatten und den mangelnden Zugriff in der Defensive bitter bestraft bekamen. Zweimal bildete die Adler-Defensive ein hübsches Spalier, als Jim-Patrick Müller (8.) und Dominik Stroh-Engel (31.) aus wenigen Aktionen eine komfortable Führung für die Hausherren gemacht hatten.

Ein Punkt, der kaum hilft

Es war Passivität, wie sie eigentlich nicht mehr hätte vorkommen dürfen – schon gegen Viktoria Köln (2:3 nach 0:3-Rückstand) und die Bayern-Reserve (0:4) hatten rasche, einfache Gegentreffer schnurstracks in die Niederlage geführt. Fast zwei Gegentreffer pro Saisonspiel (21/11) bilden die dazu passende, wenig verwundernde Statistik. Die einst als "westfälische Mauer" betitelte Innenverteidigung um Simon Scherder und Ole Kittner sowie Neuzugang Okan Erdogan, der den abgewanderten Lion Schweers ersetzt, hat freilich nicht ihre beste Phase, egal in welcher Konstellation sie momentan aufläuft – Samstag half Linksverteidiger Alexander Rossipal in der Dreierkette aus. Vorne, das ist die gute Nachricht, bleibt Münster schwer ausrechenbar und versprüht durch mehrere Akteure Gefahr. Aber, das stellte Trainer Sven Hübscher gegenüber den "Westfälischen Nachrichten" fest: "Es ist auf Dauer nicht richtig, dass wir immer zwei Tore schießen müssen, um einen Punkt zu holen."

Der hilft den Preußen, so gut er im ersten Moment auch tat, nicht einmal richtig weiter. Der SCP verbleibt nach dem siebten sieglosen Spiel in Serie auf dem 18. Tabellenplatz und bräuchte schon mindestens zwei Siege am Stück, um sich zeitnah zurück ins Mittelfeld zu schieben. Zu allem Überfluss punkten die Abstiegskandidaten derzeit besser als die Ligaspitze, und selbst der Chemnitzer FC kommt nach turbulentem Saisonauftakt vorwärts. Einzig Jena ist abgeschlagen Letzter, drei weitere Kontrahenten muss Münster hinter sich lassen. Gut aus Sicht der Domstädter ist, dass drei der nächsten vier Punktspiele daheim ausgetragen werden, unter anderem kommen Sonnenhof Großaspach und der genannte CFC an die Hammer Straße. Der Druck ist nicht gering: Gelingen diese Pflichtsiege nicht, verschärft sich der Abstiegskampf weiter.

   

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