Prognose zur restlichen Saison #2: Die Mittelfeldteams

Alles läuft ein wenig anders in diesem kurzen Winter. Die Hinrunde ist noch nicht vorbei, viele Nachholspiele müssen noch absolviert werden. liga3-online.de schaut dennoch wie in den vergangenen Jahren kurz und knackig auf die bisherige Saison aller 20 Vereine und gibt eine Prognose für 2021 ab. Heute geht’s weiter mit sieben Mannschaften im Mittelfeld.

Ausgangslage: Zuschauer – anfangs waren ja noch einige da – hätten sich über Spiele mit Beteiligung von Waldhof Mannheim in dieser Hinrunde gefreut, denn es gab massig Spektakel. 55 Tore in 15 Spielen ergeben einen Trefferdurchschnitt, an den kein anderer Drittligist herankommt. Nur fielen 29 davon aus SVW-Sicht auf der falschen Seite, und zuletzt gleich derer elf (!) bei drei Niederlagen zum Jahresabschluss. Das kam völlig unerwartet, hatte Waldhof vorher unter anderem den ehemaligen Spitzenreiter Saarbrücken und Ingolstadt jeweils mit 4:1 aus dem eigenen Stadion geschossen. Dann kamen Verletzungen, unter anderem erwischte es Abwehrchef Jesper Verlaat. Und die nicht ganz neue Erkenntnis: Es mangelt nach dem Sparkurs im Sommer eben doch an qualitativer Breite im Kader. Wie gut, dass in Verlaat sowie den Offensiven Joseph Boyamba und Dominik Martinovic im Sommer doch ein paar Transfer-Treffer gelandet wurden.

Prognose: Platz 9-13. Waldhof wird uns im neuen Jahr weiterhin mit mutigem Fußball verwöhnen und positive als auch negative Extreme liefern. Zwischen Geheimfavoriten und potenziellen Abstiegskandidaten ging die Beurteilungsspanne bei Experten vor der Saison weit auseinander. Derzeit gibt es keinen Grund, dass sich daran etwas ändert. Die Tabelle sagt aber klar: Aktuell geht es eher gegen den Abstieg.

 

Ausgangslage: Zwischenzeitlich hatte Torsten Frings beim SV Meppen bereits einen ganz, ganz schweren Stand. Der Nachfolger vom langjährigen Trainer Christian Neidhart – der ganz nebenbei derzeit bei Viertligist Rot-Weiss Essen eindrucksvoll zeigt, dass er mehr kann als "nur" Meppen – kämpfte mit einem schwierigen Start. Fünf Niederlagen aus sechs Spielen, dann sieben aus neun, die Tabellensituation sah phasenweise düster aus und zu allem Überfluss musste der SVM in Teamquarantäne corona-bedingt auch noch fast im gesamten November aussetzen. Umso beeindruckender war das Comeback danach, angefangen mit dem 2:0 gegen Ingolstadt – 13 Punkte gab es in sieben Spielen, das 1:4 zum Jahresabschluss gegen Türkgücü unter grenzwertigen Bedingungen kann und muss verschmerzt werden.

Prognose: Platz 12-17. Spielerisch hat der SVM Nachholbedarf, die letzten Partien hat er allen voran dank seines Willens und ordentlicher Effizienz gewonnen. Ihm fehlt außerdem ein Torjäger. Das sind Gründe, warum die obere Tabellenhälfte in diesem Jahr schwer erreichbar sein wird. Doch die Basis, um den Ligaverbleib zu erreichen, steckt in diesem Team allemal drin.

 

Ausgangslage: Im Verlauf des Herbstes fand sich die SpVgg Unterhaching ungewohnt tief in der Tabelle wieder, steht der Ort vor den Toren Münchens doch sportlich meist für exzellente Hinrunden und schwächere zweite Saisonhälften. In diesem Jahr ist das etwas anders, unter dem neuen Trainer Arie van Lent gab es eine längere Schwächephase und der sonst so attraktive Fußball wurde bislang nur sporadisch gezeigt – es ist doch eher selten, dass die SpVgg (18 Tore) zu den schwächsten Offensiven der 3. Liga zählt. Van Lent erhielt das Vertrauen, führte Haching zuletzt mit sieben Punkten aus drei Spielen auf Rang 12. Eigentlich hat der Klub andere Ansprüche, doch das scheint die Qualität des Teams in diesem Jahr nicht herzugeben.

Prognose: Platz 9-12. Haching macht keine großen Sprünge mehr und dürfte genau dort eintrudeln, wo sich der Verein schon zur Winterpause befindet. Das Höchste der Gefühle dürfte ein knapper Sprung in die obere Tabellenhälfte sein.

 

Ausgangslage: Ehrgeizig sind sie geworden am Kölner Höhenberg, ohne das an die ganz große Glocke zu hängen. Doch die Sommertransfers ließen aufhorchen, vom bundesliga-erfahrenen Sebastian Mielitz bis hin zu Marcel Risse, der direkt vom "großen" 1. FC Köln zur Nummer zwei der Stadt wechselte. Mit vier Siegen in Folge schien der Vorjahresaufsteiger seine heimlichen Ambitionen früh zu untermauern, dann aber stotterte der Motor mächtig – vielleicht hatte das 1:5 in Rostock, das einer Vorführung glich, doch Spuren hinterlassen. Zuletzt holte Viktoria aus acht Spielen nur noch einen Dreier und hat die Aufstiegsränge vorerst aus den Augen verloren. "Wir haben viel Luft nach oben", sagte auch Trainer Pavel Dotchev, der bald Ergebnisse wird liefern müssen. Problem ist weiterhin die Defensive: 29 Gegentore bedeuten den Ligahöchstwert. Vorne fehlte zuletzt Albert Bunjaku längere Zeit aufgrund privater Gründe, vielleicht aber muss Viktoria bald schon den Übergang schaffen – jünger wird das Traum-Duo der Vorsaison, das Bunjaku (37) gemeinsam mit Mike Wunderlich (34) bildete, nicht mehr.

Prognose: Platz 4-9. Viktoria Köln hat das Potenzial, einige Plätze aufzuholen. Am Ende wird ein einstelliger Platz, vielleicht noch das obere Drittel herausspringen.

 

Ausgangslage: Kein Jahr ohne Turbulenzen beim KFC Uerdingen. Diesmal ist es der Ausstieg von Mäzen Mikhail Ponomarev, der alle aufgeschreckt hat. Wie geht es weiter in Krefeld, übernimmt tatsächlich eine armenische Investorengruppe? Dazu wurden übereinstimmenden Berichten zufolge Spielergehälter über Monate nicht bezahlt, auch die Betreibergesellschaft der Düsseldorfer Ausweichspielstätte ist mit dem Zahlverhalten des KFC alles andere als glücklich. Da ist es beachtlich, wie sich die Mannschaft zuletzt schlug, auch wenn die gesamte Hinrunde einem Auf und Ab glich. Allemal muss Uerdingen zugutegehalten werden, dass sie an ihrer Transferpolitik gearbeitet haben, auch wenn nur wenige Spieler dauerhaft überzeugten. Problem: Offensiv fehlen immer noch Lösungen, diese Sorge zieht sich seit längerer Zeit durch das Spiel. Dass Uerdingen aus 14 erzielten Toren 22 Punkte gemacht hat, ist maximal effizient.

Prognose: Platz 7-11. Was bis zum Saisonende rund um die Grotenburg passieren wird, ist nicht seriös vorhersagbar. Wir hoffen, dass der KFC die Saison sportlich zu Ende bringen kann, glauben aber nicht, dass viel mehr möglich ist als der jetzige Rang.

 

Ausgangslage: Beim HFC war in den ersten 16 Spielen so ziemlich alles möglich. Von einem 0:4 in Saarbrücken und einem 1:6 bei 1860 München reichte die Leistungsspanne bis zu einem 4:1 gegen Meppen und einem 3:0 bei Türkgücü München. Zuletzt war die Form beachtlich, unter Coach Florian Schnorrenberg angelte sich Halle vier von sechs möglichen Siegen und hüpfte so mit dem verfrühten Jahresabschluss am 15. Dezember noch in die obere Hälfte. Maßgeblich verantwortlich dafür ist Torjäger Terrence Boyd mit bislang neun erzielten Treffern. Hinter den Kulissen gibt es unterdessen bald viel zu tun: Von 25 Spielern im Kader haben mehr als die Hälfte bislang noch keinen Vertrag für das kommende Jahr. Harte Verhandlungen stehen ins Haus, denn auch am HFC-Konto geht die Coronakrise gewiss nicht spurlos vorbei…

Prognose: Platz 7-9. In den Vorjahren durchaus als Geheimfavorit gehandelt, schlägt sich Halle bislang den Erwartungen entsprechend. Das Niveau an der Tabellenspitze – das merkten die Saalestädter auch in direkten Duellen – ist womöglich noch etwas zu hoch.

 

Ausgangslage: Ähnlich wie in Uerdingen ist auch bei Aufsteiger Türkgücü München die Frage nach der unmittelbaren Zukunft ungeklärt, denn Investor Hasan Kivran hat seinen kurzfristigen Ausstieg aus dem Projekt angekündigt. Kein Geheimnis ist, dass dem Aufsteiger von einem eigenen Stadion über vernünftige Trainingsflächen fast alles an Infrastruktur für den Profifußball fehlt, viel improvisiert wird und sich der im Sommer neu zusammengestellte Kader dafür äußerst beachtlich schlägt. Sercan Sararer und Scharfschütze Petar Sliskovic haben das Duo Wunderlich/Bunjaku an der Ligaspitze abgelöst, 15 von 25 Treffern gehen auf ihr Konto. Neben der doppelten Lebensversicherung wurde im Verlauf der Hinrunde, die ihre Höhen und Tiefen hatte, stark rotiert, insgesamt kamen bereits 25 verschiedene Spieler zum Einsatz.

Prognose: Platz 4-11. Siehe Uerdingen – auch bei Türkgücü ist völlig unklar, ob und in welchem Maße die Idee Profifußball künftig weiter verfolgt werden kann. Sportlich ist das Jahr des Aufsteigers bislang ein Erfolg, obgleich der Ehrgeiz da ist, sich noch höher in der Tabelle zu platzieren. Wir glauben aber nicht, dass unter den derzeitigen Rahmenbedingungen viel mehr möglich sein wird – wenngleich Rang drei bei einem Spiel weniger nur drei Punkte entfernt ist.

 

Weiterlesen: Die Kellerteams

   

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