Ralf Loose: "Wie ein Kartenhaus zusammengebrochen"
Reichlich erhitzt waren die Gemüter der 6.069 Fans am Samstagnachmittag in Münster. Der SC Preußen Münster kassierte mit dem 2:3 am 36. Spieltag der 3. Liga eine erneute Niederlage – dieses Mal gegen den Tabellenvierten Stuttgarter Kickers. Die Münsteraner verpassten mit der Pleite die Qualifikation für den DFB-Pokal. Ihr Abstand zum vierten Tabellenrang beträgt nun sieben Punkte bei noch zwei ausstehenden Ligaspielen in der laufenden Saison.
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Aus 2:0 mach 2:3 – schwäbische Effektivität vs. preußische Unsicherheiten
Eigentlich lief alles für die Adlerträger. Gegen tiefstehende Schwaben gehörte die Anfangsphase klar den Gastgebern. Preußen spielte engagiert, die Kickers waren oft in der Rückwärtsbewegung gefordert. In der 17. Minute konnte sich Mehmet Kara gegen in Überzahl spielende Stuttgarter hartnäckig durchsetzen und erzielte mit seinem siebenten Saisontreffer das 1:0. Die Gäste, die erst in der Schlussphase eigene Offensivbemühungen starteten, kamen kurz vor dem Pausenpfiff zu ihrer dicksten Chance. Nach dem Seitenwechsel agierte der SCP weiterhin spielbestimmend. Zu einem Zeitpunkt, als sich die gesamte Defensivabteilung der Kickers im Tiefschlaf befand, bescherte ein schnell ausgeführter Freistoß den Preußen in der 57. Minute das 2:0. Der Anschlusstreffer sieben Minuten später fiel dann aus dem Nichts und brachte die Adlerträger komplett aus der Fassung. In der 81. Minute verschätzte sich Innenverteidiger Simon Scherder – Ausgleich. „Wir hatten bis zum 2:0 eine gute Ausgangssituation, das Spiel zu gewinnen. Dann bocke ich rum und wir bekommen den Ausgleich. Ich weiß auch nicht, was ich da vorhatte. Wir sind alle enttäuscht und sauer, dass wir das Spiel so aus der Hand gegeben haben“, erklärte Scherder nach dem Abpfiff selbstkritisch. Es kam, wie es kommen musste. Anstatt wenigstens das Unentschieden über die Zeit zu retten, brachen die Preußen völlig auseinander und verloren durch ein Tor in der Nachspielzeit mit 2:3.
Saisonziel verfehlt, DFB-Pokal vergeigt, wütende Fans
Die Kickers, die bislang elf Partien nach Rückstand drehen konnten, bewiesen im Gegensatz zum SCP Moral. Die älteste Mannschaft der Liga hingegen offenbarte nicht nachvollziehbare Konzentrationsschwächen und ließ sich den sicher geglaubten Dreier vor der Nase wegschnappen und vergeigte damit auch den „Trostpreis“ DFB-Pokal. „Wir hatten heute trotz dünner Personaldecke alles richtig gemacht. Wir führten, aber am Ende stehen wir mit leeren Händen da. Das ist bitter. Nicht nur für die Fans, sondern auch für mich. Denn wir waren heute nah dran, die Wogen in die richtige Richtung – sprich Platz vier – zu lenken. Das ist nun alles wie ein Kartenhaus zusammengebrochen“, fasste Cheftrainer Ralf Loose die Niederlage zusammen. Grund genug, dass am Ende im Preußenstadion viel Frust herrschte und Gesprächsbedarf bestand. Klärende Worte und eine klare Ansprache gab es dann vor der Tribüne zwischen verärgerten Fans, Mannschaft und Vereinsvertretern. An die Ehre wurde appelliert, man möge sich bitte in den letzten beiden Spielen zerreißen und noch einmal alles geben. Zwei Spiele bleiben den Preußen noch, um die verkorkste Rückrunde etwas versöhnlicher zu beenden…