Rangliste: Die Top-Transfers der Saison 2016/17

Die Saison 2016/17 ist spätestens mit dem Trainingsauftakt in die Folgespielzeit abgehakt. Auch für uns – wir allerdings wollen ein letztes Mal zurückschauen auf die Spielzeit, die so viele Gewinner, aber auch Verlierer hervorgebracht hatte. Wer schafft es in unsere Liste der 20 besten Neuverpflichtungen und wer muss mit einem Platz unter den 20 Enttäuschungen vorliebnehmen? Den Anfang machen die Top-Transfers.

Die ganze 3. Liga durchforstet die fünf Regionalliga-Staffeln in der Hoffnung, das eine vielversprechende Talent zu angeln und dieses zum vielversprechenden Stammspieler zu entwickeln. Perfekt gelungen ist dies allen voran Holstein Kiel, die Kingsley Schindler von der TSG Hoffenheim II ablösefrei verpflichteten – was für ein Kracher! Zwölf Tore und acht Vorlagen sprechen an und für sich bereits Bände, doch der schnelle und zeitgleich zweikampfstarke 23-Jährige besitzt einen noch höheren Wert: Er kann Spielzüge einleiten und veredeln, er hat während der Spielzeit nochmals einen Entwicklungsschritt hinter sich. Kiel kann sich glücklich schätzen, aufgestiegen zu sein. Andernfalls hätte Schindlers Karriere sich ohnehin auf kürzestem Weg in höhere Spielklassen entwickeln.

 

Wer hätte vor der Saison darauf gesetzt, dass Ronny König in dieser Liste ganz weit oben landet? Zugegeben: Die ganz große Karriere hat der mittlerweile 34-jährige Sachse nicht hinter sich. Immerhin spielte er lange Jahre 2. Bundesliga, ein echter Torjäger mit hoher Quote war er aber selten – bis zu dieser Saison. In Zwickau etablierte sich König, aus dem nahen Chemnitz gekommen, auf Anhieb zum Stammspieler und steuerte neben 15 Treffern auch drei Vorlagen bei. Ronny König wird auf seine alten Tage zum Goalgetter – auch weil er zum Spielsystem des FSV Zwickau passt wie die Faust aufs Auge.

 

Jung, alt – nun steht wieder ein talentierter Spieler im Fokus: Kwasi Okyere „Otschie“ Wriedt komplettiert das Podest der besten Neuzugänge. Dabei unterscheidet ihn nicht viel von Kingsley Schindler! Die Scorerwerte sind gleich, Wriedt aber durfte am Ende der Spielzeit nicht den Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern. An ihm selbst wird es kaum gelegen haben, obgleich noch immer Entwicklungspotenzial bei ihm zu beobachten ist – etwa in der Entscheidungsfindung bei Tempogegenstößen. Ob dies auch in der kommenden Saison in Osnabrück passieren wird? Nach aktuellem Stand ja, sollte aber ein Zweitligist eine hohe Ablöse bieten, dürfte der klamme VfL schnell schwach werden…

 

Als Leihe vom FC Augsburg stieß Erik Thommy zu Jahn Regensburg. Eine klassische Win-Win-Win-Situation! Mit acht Toren und sieben Assists, dazu einer ganz hervorragenden Ballbehandlung glänzte der Linksaußen – da lässt sich das unfreiwillige Schwärmen kaum vermeiden. Vielleicht mag Thommy sogar der technisch begabteste Kicker der Liga sein – nun führt ihn der Weg mindestens eine Etage höher. Bisher sieht es allerdings danach aus, als müsste Thommy zum FC Augsburg zurückkehren. Zum Teufel mit diesen Leihgeschäften, wird sich Regensburg denken…

 

Der VfL Osnabrück ist da ein ganzes Stück weiter: Er hat Marius Gersbeck ebenfalls ausgeliehen, und zwar von Hertha BSC. Diese Leihe wurde nach einem höchst erfolgreichen Jahr an der Bremer Brücke jedoch kurzerhand um eine Saison verlängert. Das sorgt für Aufatmen bei den Lila-Weißen, die in 37 Spielen mit Gersbeck 43 Gegentore kassierten – ohne ihn wären es bedeutend mehr geworden. Ob Manuel Riemann, Daniel Heuer Fernandes, Marvin Schwäbe oder nun Gersbeck: Ein Händchen für gute Schlussmänner haben sie ja, die Niedersachsen.

 

Eine weiße Weste ohne Flecken – das war das Ziel vom holländischen Keeper Mark Flekken, der sich zuvor bei Greuther Fürth nicht durchzusetzen wusste. Es gelang ihm 15 Mal, damit reiht er sich in die Liste der besten Torhüter der Liga ein. Wobei immer angefügt werden muss: Auch die hervorragende Defensivabteilung der Zebras erfüllte ihren Teil, sodass Flekken in 90 Minuten selten ganze Schusssalven parieren musste. Was soll es: Der 24-Jährige, der einst mit Alemannia Aachen aus der 3. Liga abstieg, nimmt nun die 2. Bundesliga ins Visier. Und das zurecht.

 

Der Weg bei Borussia Dortmund II war für Marvin Ducksch aufgrund hinreichend prominenter Stürmer versperrt, in der 2. Bundesliga schaffte er beim SC Paderborn und dem FC St. Pauli zuletzt aber ebenso nicht den Durchbruch. Die Chancen, dass er dies bei Holstein Kiel schafft, stehen indes gut. Dabei startete Leihgabe Ducksch mäßig, überzeugte Kritiker nicht. Im so wichtigen Heimspiel gegen den MSV Duisburg steuerte er seinen ersten Treffer bei, kein einziges Spiel sollte Kiel danach noch verlieren. Auch ein Verdienst vom 23-Jährigen, der in den letzten fünf Partien vier Tore und zwei Vorlagen servierte und damit zu einem nicht unwichtigen Teil des erfolgreichen Kollektivs die letzten benötigten Punkte beisteuerte. Anfang Juni wurde das Leihgeschäft um ein Jahr verlängert, der Angreifer bleibt somit in Kiel.

 

Gefühlte Ewigkeiten wartete das Rostocker Urgestein Johannes Brinkies auf die Stammtorhüter-Position bei seinem Herzensverein, nie reichte es dafür. Schweren Herzens folgte der Abschied im letzten Sommer, alle Hansa-Anhänger wünschten ihm nur das Beste in Zwickau. Und tatsächlich: Bei den Schwänen hat Brinkies sein Glück gefunden. Er verpasste nicht eine Saisonminute, hielt seinen Kasten immerhin zehnmal sauber. Vor allem aber ist er endlich Stammspieler! Ähnlich wie bei Ronny König hat Zwickau einen Spieler ohne große Perspektive zurück auf die große Bühne geholt.

 

Nun gut, ein Neuzugang im klassischen Sinne war Fabian Schnellhardt ja nicht. Er kam nach einer erfolgreichen Leihe zu Holstein Kiel zurück an die Wedau – und entwickelte sich auch dort trotz des jungen Alters von 23 Jahren zum Führungsspieler. Er fungiert als omnipräsente Anspielstation und als Ballverteiler im Mittelfeld, die großen Scorerwerte wurden ihm dagegen (noch) nicht zuteil. Unvergessen aber bleibt sein Doppelpack gegen Preußen Münster, als er erst in der ersten Halbzeit und später in der Nachspielzeit herrliche Distanzschüsse in den Winkel setzte – und die Zebras damit zum so wichtigen Sieg beförderte.

 

Klar: Die Aufsteiger sind in dieser Liste kräftig vertreten – sie müssen ja auch einige richtige Entscheidungen getroffen haben. Gut: Einen Dominick Drexler könnten ohnehin nur wenige Mannschaften verpflichten. Kiel besaß das nötige Kleingeld und hoffte darauf, dass Drexler die hohen Erwartungen auch erfüllen würde. Er tat es: Mit sieben Toren und 14 Vorlagen steuerte der offensive Mittelfeldspiele viel Zählbares zum Aufstieg der Störche bei und darf sich zwei Jahre nach dem Abstieg mit dem VfR Aalen ab Juli wieder in der 2. Bundesliga beweisen.

 

In die 2. Bundesliga zieht es auch Lucas Röser, allerdings nicht mit der SG Sonnenhof Großaspach: Der 23-Jährige marschiert aus der Regionalliga binnen eines Jahres gleich zwei Spielklassen höher, weil er sich durch 14 Tore für Großaspach in den Fokus von Dynamo Dresden gespielt hat. Im Sturm hatte Röser unter anderem den abgewanderten Tobias Rühle ersetzt – mit vollem Erfolg: Seine Treffer garantierten in Hin- wie Rückrunde die nötigen Siege, damit die SG nichts mit dem Abstieg zu tun hat.

 

Von den Würzburger Kickers zog es Royal-Dominique Fennell zum Halleschen FC, nachdem dieser auch durch das Weiterkommen im DFB-Pokal einige Zusatzeinnahmen generiert hatte. Der aus Würzburg gekommene spielstarke defensive Mittelfeldspieler wurde seinen Vorschusslorbeeren allen voran in einer bärenstarken Hinrunde gerecht. Die Rückrunde verlief wie die des gesamten HFC ziemlich mäßig, auch Fennell konnte dem Spiel seinen Stempel nicht mehr aufdrücken. Die Konsequenz: Er purzelt in unserer Tabelle deutlich nach unten.

 

Richard Weil war nicht nur ein Winter- sondern sogar ein klassischer Last Minute-Transfer. Kurz vor Toresschluss entschied sich der 1. FC Magdeburg zu einem in Deutschland eher unpopulären Schritt: Offensivmann Sebastian Ernst ging im Tausch zu den Würzburger Kickers, dafür kam Defensivallrounder Weil. Er schlug auf Anhieb ein, fand seinen Platz in der Magdeburger Dreierkette – und sorgte für zwei so wichtige Elfmetertore daheim gegen Münster sowie auswärts bei Werder Bremen II. Dann verschoss er gegen Wiesbaden, kurz darauf muss er mit einem Lendenwirbelbruch über einen Monat aussetzen. In dieser Phase blieben die Ergebnisse kurzzeitig aus, auch weil ohne Weil nie die Null stand. Ob Magdeburg den Relegationsplatz mit einem durchweg fitten Weil erreicht hätte? Es ist nun nicht mehr nachzuweisen, aber Weil ist so oder so zu einem wichtigen Puzzlestück des FCM geworden.

 

Auch der 1. FC Magdeburg schlug das ein oder andere Mal erfolgreich auf dem Transfermarkt zu – so etwa bei Tobias Schwede, von dem vor der Spielzeit kaum jemand Großes erwartet hatte. Schließlich war er aus der dritten (!) Mannschaft von Werder Bremen an die Elbe gewechselt. Über weite Strecken der Spielzeit stand Schwede in der Startelf und bewies bei acht Torbeteiligungen als linker Mittelfeldspieler durchaus Torgefahr. Erst zum Ende der Spielzeit hin verlor er etwas den Anschluss, auch aufgrund zweier Platzverweise binnen weniger Wochen.

 

Christopher Lenz wurde ebenso wie Marvin Ducksch aus der 2. Bundesliga ausgeliehen, und wieder landete Kiel einen Treffer. Von Union Berlin gekommen, suchte Lenz Spielpraxis – und fand sich vom ersten Rückrundenspieltag an in der Startelf wieder. Garniert wurden die soliden Leistungen von Januar bis Mai mit zwei wichtigen Treffern gegen Duisburg sowie in Mainz. Erst am allerletzten Wochenende musste Lenz auf der Bank Platz nehmen, hatte da aber bereits einen ordentlichen Partymarathon hinter sich: Für die KSV ging es um nichts mehr, hatte er doch mit Lenz eine Woche zuvor in Großaspach den Aufstieg in die 2. Bundesliga gesichert. Genau wie Ducksch sicherten sich die Störche die Dienste des Abwehrspielers ein weiteres Jahr.

 

Neben Royal-Dominique Fennell agierte Klaus Gjasula nicht nur aufgrund seines Helms, den er seit einer Kopfverletzung ähnlich wie Petr Cech auch aus modischen Gründen trägt, wie ein Soldat: Sein Zweikampfverhalten ist hart, das sorgte auch in der abgelaufenen Spielzeit für drei Gelbsperren. Aber: Mit Fennell harmonierte er – wenngleich auch für ihn gilt, dass die Hinrunde überzeugender geriet als die Rückrunde. Während Halle sich vorwerfen lassen muss, im Sturm nicht ausreichend investiert zu haben, ist das defensive Mittelfeld durch zwei clevere Transfers zum Prunkstück geworden.

 

Beim SV Wehen Wiesbaden aussortiert, beim VfR Aalen gebraucht: Thomas Geyer hat sich auf Anhieb in die Stammformation der Schwarz-Weißen gespielt und darüber hinaus maßgeblichen Anteil an einer überzeugenden, gemessen an den allgemeinen Erwartungen vielleicht sogar überragenden Saison in Aalen. Geyer verpasste in Aalen lediglich vier Saisonminuten und verrichtete seine Aufgaben in der Innenverteidigung grundsolide und unaufgeregt. Tore oder Vorlagen? Die muss der 25-Jährige gar nicht vorweisen. Die Stürmer der Liga wissen, dass sie an ihm erst einmal vorbeikommen müssen – das ist sein wichtigster Job.

 

Marco Grüttner – das ist einer dieser Namen, die einem in den letzten Jahren der 3. Liga immer wieder begegnet sind. Nach den Stuttgarter Kickers und dem VfB Stuttgart II hat Grüttner nun eine nahezu perfekte Saison mit Jahn Regensburg hinter sich, die mit dem Aufstieg gekrönt wurde. Kurios: Grüttner markierte seine 13 Treffer in „nur“ acht Spielen, dreimal traf er doppelt und einmal gar dreifach. Ob es bei ihm für die 2. Bundesliga reicht? Es ist für den 31-Jährigen im Herbst seiner Karriere Neuland. Wir dürfen gespannt sein.

 

Einen weiteren guten Griff tätigte der Hallesche FC in Form von Marvin Ajani, der bis dahin bei Fortuna Düsseldorf II in der Regionalliga vor den Ball getreten hatte. Ausgerechnet in der Phase, in der es bei den Hallensern überhaupt nicht mehr lief, fand Ajani in die Startelf und zeigte mehr als nur gute Ansätze: Sieben seiner zehn Torbeteiligungen steuerte der 23-Jährige in der Rückrunde bei. Durch eine vorzeitige Vertragsverlängerung bleibt Ajani vorerst bis 2019 beim HFC, die positive Überraschung kann sich an der Saale weiterentwickeln.

 

Last, but not least: Ole Kittner hat die Rückkehr in den Profifußball geschafft und sich damit einen Platz in unserem Ranking redlich verdient. Einst kickte Kittner für Ahlen, Koblenz und Sandhausen drittklassig, dann schien seine Karriere nach einem dreifachen Kreuzbandriss bereits beendet. Fast vier (!) Jahre dauerte die Rehabilitation, Kittner hielt sich im Amateurfußball fit. Im Herbst 2016 traute er sich den Angriff auf die 3. Liga zu, Preußen Münster gab ihm die Chance. Und es sollte sich lohnen! Kittner etablierte sich als Stammkraft und darf auch in der neuen Saison für die Westfalen vor den Ball treten. Eine schöne Geschichte, die jedem Langzeitverletzten neuen Mut zusprechen sollte.

   

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