Razzia gegen Fans von Hansa Rostock in vier Bundesländern
Nachdem die Fans des F.C. Hansa Rostock im Jahr 2013 bisher nachhaltig positiv auf sich aufmerksam machen konnten, wirft nun eine am heutigen Dienstag veröffentlichte Pressemitteilung der Rostocker Bundespolizei Fragen auf. Am frühen Dienstagmorgen habe die Polizei nach eigenen Angaben eine groß angelegte Razzia mit 480 Beamten gegen mehrere angeblich gewaltbereite Fans des ehemaligen Bundesligisten gestartet. Hierbei wurden 43 Wohnungen in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Berlin und Brandenburg durchsucht, 29 davon allein im Kreis Rostock, Wolgast, Greifswald und Anklam. Ermittelt werde wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung.
Neuartige Rivalität zwischen Hansa und Hertha BSC
Hierbei bezieht sich die Polizei laut Medieninformationen explizit auf drei Vorfälle. Beim jüngsten Vorfall sei auf der Rückreise vom Auswärtsspiel in Aachen eine unbeteiligte Einzelperson auf der Regionalbahnstrecke zwischen Verden und Rotenburg/Wümme angegriffen worden, nähere Informationen blieben vorerst unter Verschluss. Die zwei schwerwiegenderen Vorfälle vom November 2012 resultieren aus Fanrivalitäten zu anderen Vereinen. Am 17. November wurden etwa 180 Fans des Zweitligisten Hertha BSC auf dem Weg zum Auswärtsspiel des befreundeten Karlsruher SC beim F.C. Hansa nahe der Ortschaft Schwaan von einer etwa 80-köpfigen Gruppe vermummter Hanseaten mit Steinen angegriffen. Dabei gingen mehrere Scheiben zu Bruch, verletzt wurde aber niemand. Bereits einige Wochen zuvor waren Fans der beiden Vereine am Bahnhof Brandenburg an der Havel aufeinander getroffen und hatten sich eine wüste Auseinandersetzung geliefert, infolge derer 56 Rostocker in Gewahrsam genommen wurden. Etwas später wurde ein Hertha-Tross in einer Art „Vergeltung“ an einem Rasthof in Hessen angegriffen, fünf Berliner wurden verletzt. Der traurige Höhepunkt dieser mehr oder weniger neuartigen Rivalität fand allerdings später am Abend nach der Attacke in Schwaan am Berliner Hauptbahnhof statt, als ein Mitglied der Rostocker Fanszene nach einer Auseinandersetzung mit den rückreisenden Berlinern niedergestochen wurde.
Keine Erklärung für die Razzia als Maßnahme
Wenige Tage nach dem Vorkommnis in Schwaan wurde auch die leidenschaftliche Rivalität zum FC St. Pauli neu befeuert. Nach einem Konzert der Hamburger Rapper „187 Straßenbande“, welche sich klar als Fans des Vereins bezeichnen, kam es in Rostock zu einem Überfall auf die Musiker und einige noch anwesende Fans, die von etwa 20 Vermummten mit Schlagwaffen angegriffen und verletzt wurden. Augenzeugen und Medien berichteten sofort von Angreifern aus dem Umfeld gewalttätiger Fans des F.C. Hansa, man habe sich bei dem Angriff wohl verbal kenntlich gemacht. Nun folgte am heutigen Dienstagmorgen die Reaktion der Polizei. Dabei sind momentan aber mehrere Fragen offen. So waren die genannten Aktionen mit keinerlei „terroristischer“ Planung verbunden, sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kurzfristig verabredete Spontanreaktionen auf gegebene Umstände. Der eingangs erwähnte Überfall bei Verden ist definitiv zu verurteilen, aber jedes Wochenende die Regel in Zügen der Deutschen Bahn und rechtfertigt normalerweise keine Razzia in vier Bundesländern. Bisher gibt es keine realistische Erklärung dafür, warum die Bundespolizei medienwirksam gegen die Rostocker vorging, als wären sie Teil eines tief verwurzelten Verbrechersyndikates. Am Dienstagmittag gab die Bundespolizei bekannt, dass man auf der Suche nach Beweismitteln für die eingangs erwähnten Straftaten Beweismittel gesucht habe. Hierbei seien 60 Handys, mehrere Computer und Pyrotechnik beschlagnahmt worden, von Waffenfunden wurde bisher noch nichts bekannt.
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