Jahn plötzlich Dritter! Aber Herrlich bremst die Euphorie
Vor 20 Wochen stand der SSV Jahn Regensburg letztmals in der Tabelle besser da als Platz neun. Damals fiel die Mannschaft von Trainer Herrlich nach der Niederlage gegen Duisburg von vier auf acht – seit dem war das Mittelfeld der graue Alltag. Doch urplötzlich mischt der Jahn wieder ganz oben mit! Nach einer Serie von sieben Spielen ohne Niederlage steht für den Aufsteiger Relegationsplatz drei.
Herrlich: Gedanken an Aufstieg sind „Blödsinn“
Nach dem Auswärtssieg beim VfR Aalen am vergangenen Wochenende durfte man sich in der Donaustadt die Augen reiben: Der SSV Jahn hat sich heimlich, still und ganz plötzlich auf Platz drei vorgeschoben. Durch die starke Serie von nun sieben Spielen ohne Niederlage (nur der MSV ist länger unbesiegt) und den Patzern der Konkurrenz hat die Mannschaft von Heiko Herrlich in der Tabelle einen riesigen Sprung gemacht, kletterte von Rang neun auf drei. Die Fans träumen schon von Höherem, aber der Trainer bremst die Euphorie. Jetzt schon nach oben zu gucken sei "Blödsinn“, so der 45-Jährige.
Er verweist auf die enge Tabellenkonstellation: Bei einer Niederlage gegen Lotte am Samstag könnte sein Team wieder auf Platz neun zurückfallen. "Wir wissen, wo wir herkommen – wir bleiben dem Beppo-Prinzip treu!“ Das Beppo-Prinzip von Heiko Herrlich bedeutet einen Schritt nach dem anderen zu machen und nur von Spiel zu Spiel schauen. Und der nächste Gegner ist der VfL Sportfreunde Lotte. Der Klassenerhalt ist und bleibt das Ziel für Jahn Regensburg. Doch der könnte theoretisch schon in zwei Wochen eingefahren sein: Mit dem Heimspiel am Wochenende gegen Lotte, dem darauffolgenden Auswärtsspiel in Köln und der englischen Woche zuhause gegen Zwickau stehen drei Aufgaben bevor, in denen die neun noch fehlenden Punkte geholt werden könnten.
Die Moral ist in stark, aber…
Die Gründe für die Form des Jahn sind vielfältig. Neben der stabilisierten Defensive ist die Moral der Bayern unglaublich stark: In Aalen lagen sie bereits zum vierten Mal in Folge mit 0:1 hinten – zum vierten Mal gab es keine Niederlage, im Gegenteil: Es gab sogar den zweiten Sieg nacheinander. Insgesamt holte keine Mannschaft nach Rückstand mehr Siege oder Punkte als der Jahn! Und im Gegensatz zur Konkurrenz aus Osnabrück, Halle oder Chemnitz punktet Regensburg derzeit konstant. Doch genau hier liegt der Grund, warum ein erfahrener Mann wie Heiko Herrlich auf die Bremse tritt: Regensburg lag in Aalen eben schon zum vierten Mal mit 0:1 hinten. Im Vergleich zur Hinrunde ist die Verteidigung der Oberpfälzer zwar klar verbessert, so hat nur Lotte – allerdings mit zwei Spielen weniger – in der Rückrunde weniger Gegentore kassiert. Doch um auf Dauer oben anzugreifen, dürfte das noch zu viel sein.
Auch ist die Leistung noch nicht über die vollen 90 Minuten konstant. Zwar waren sich am vergangenen Wochenende beide Trainer einig, dass der Sieg für den SSV verdient war, doch der Jahn hatte auch Glück: "Der Sieg war nicht unverdient, aber wenn wir mit 2:0 in Rückstand gehen, ist der Sack vermutlich zu“, merke Herrlich an. Den zweiten Aalener Treffer hatte der Schiedsrichter nicht gegeben, obwohl er regulär war. Auch bei den restlichen Partien, gegen Frankfurt oder in Halle, hatte Regensburg meist eine gute und eine schlechtere Halbzeit. Gegen Lotte könnte sich die Glückssträhne zum Beispiel wieder verabschieden.
Saisonziel bleibt der Klassenerhalt
Heiko Herrlich wird nie müde zu betonen, wie eng die Liga und wie eng auch die Spiele jeweils sind. Kleinigkeiten entscheiden über Sieg und Niederlage – wie im Hinspiel in Lotte übrigens. Deswegen freut ihn der derzeitige Aufschwung, doch der Jahn wird (noch) nicht von seinem Saisonziel abweichen, bis es erreicht ist. Der Verein hat sich zumindest für alle Fälle abgesichert – und hat die Lizenzen neben der 3. Liga sowohl für die 2. Bundesliga, als auch für die Regionalliga beantragt.