Regensburg schnappt sich Pole-Position für die Relegation
Am Ende war das Spiel gegen Chemnitz ein Sinnbild der Saison: Der SSV Jahn, als Aufsteiger, spielt guten Fußball, erspielt sich zahlreiche Chancen – und lässt sich kurz vor Schluss fast die Butter vom Brot nehmen. Doch nur fast: Durch das Last-Minute-Tor von Marc Lais holten sich die Oberpfälzer den verdienten Sieg gegen Chemnitz und schnappen sich die Pole-Position für Platz drei.
87 Sekunden Schlaf kosten fast den Sieg
Wie oft hat der Jahn nun schon Punkte leichtfertig liegen gelassen? In Köln zum Beispiel, als man bis in die Nachspielzeit mit 2:0 führte und sich doch noch den Ausgleich fing. In Wiesbaden, als man beim Stand von 1:1 in der Schlussphase zwei Elfmeter zugesprochen bekam, und beide verschossen wurden. Und auch in Lotte, wo man trotz einer 2:0-Führung last Minute noch verlor? Auch gegen den Chemnitzer FC hätten sich die Regensburger beinahe um die verdienten Früchte gebracht: Nachdem Benedikt Saller (33.) und Kolja Pusch (75.) den SSV Jahn verdient in Führung schossen, konnte der CFC durch einen Doppelschlag durch Breitfelder und Baumgart binnen 87 Sekunden (84., 85.) wieder alles auf null stellen.
Die Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich kann offenbar nicht ohne Drama! Der 45-Jährige bemängelte nach dem Spiel (erneut), dass der Sack nicht viel früher zu gemacht wurde. Baumgart (70.) und Hansch (71.) bestraften fast schon früher, dass Regensburg nicht den zweiten Treffer nachlegte: Palionis (52., 67.), Thommy (56.) und Lais (64.) vergaben mit die besten Gelegenheiten, bevor Pusch unter kräftiger Mithilfe von Chemnitz-Torhüter Kunz auf 2:0 stellte. Der Jahn hat die beste Offensive der Liga – könnte mit besserer Chancenverwertung aber noch öfter getroffen haben, was schon den einen oder anderen Punk kostete.
Mentalität schlägt Fahrlässigkeit
Die beiden Tore der Sachsen waren einer zweiten Fahrlässigkeit geschuldet: Die Mannschaft schaltete einen Gang zurück. So wie auch gegen Zwickau oder Osnabrück. Schon drei Niederlagen kassierte Regensburg nach eigener Führung – keine Mannschaft verlor öfter! Die individuelle Klasse der Chemnitzer holte den Jahn ganz schnell aus dem Reich der Träume, nachdem Magdeburg im Parallelspiel nicht über ein Remis hinauskam, drohte der SSV diese Riesenchance zu verpassen. Doch was den Aufsteiger heuer auszeichnet, ist auch die Mentalität. 20 Punkte fuhren die Ostbayern bisher nach einem Rückstand ein, nur Duisburg holte mehr. Und die Mentalität schlug am Samstag vor 12.113 Zuschauern – was zum dritten Mal einen neuen Drittliga-Rekord für Regensburg bedeutete – die Fahrlässigkeit.
Marc Lais war es, der in der 90. Minute einem Schuss von Geipl noch die entscheidende Richtungsänderung verpasste, damit der Ball ins Tor kullerte und dem Jahn den glücklichen, aber hochverdienten Heimsieg bescherte. Ein Sieg des Willens, sich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen zu lassen, nicht in dieser Saisonphase! "Das ist wohl ausgleichende Gerechtigkeit", findet SSV-Coach Herrlich in Bezug auf die Spiele, in denen der Jahn hinten raus Punkte verlor. Durch das 2:2 des FCM in Aalen springt der SSV auf Platz drei und steht einen Spieltag vor dem Ende zwei Zähler für Magdeburg auf dem Relegationsplatz. Die Pole-Position! Jedoch noch nicht der Sieg.
Heiko Herrlich mit Kampfansage
Der Jahn muss jetzt am Samstag in Münster gewinnen, um als Aufsteiger Platz drei perfekt zu machen. Aufgrund der schlechteren Tordifferenz würde ein Remis nur bei einem weiteren Magdeburger Punktverlust reichen. Eine schwere Aufgabe, aber keine unmögliche. Zwar ist Münster eine der heimstärksten Mannschaften, der Jahn dagegen gehört zu den Top-Auswärtsmannschaften. Erstmals in der Saison spricht der Jahn-Trainer auch offen davon, die Relegation klar machen zu wollen: "Wir sind jetzt Dritter – und diesen Platz wollen wir in Münster verteidigen“, so Herrlich, der damit aber gleichzeitig nicht von seinem Beppo-Prinzip abweicht: Der SSV schaut wie seit dem eingefahrenen Klassenerhalt nur von Spiel zu Spiel, so auch vor der Partie in Münster. Herrlich weiß: "Wir brauchen dort einen Sieg und müssen uns gut vorbereiten." An die Relegation selbst denkt er noch nicht: "Noch haben wir nichts gewonnen, wir müssen bescheiden bleiben." Im Gegensatz zu den vorherigen Spieltagen hat Regensburg nun aber die Relegation in eigener Hand!