4. Liga: Warum der Stadionumbau in Saarbrücken stockt

1953 eröffnet, spielte der 1. FC Saarbrücken bis 2015 im nahezu unveränderten Ludwigsparkstadion. Nach wiederholten Debatten um eine Modernisierung begann im vorletzten Jahr der Umbau. Nach Abriss weiter Teile und Ausschreibung neuer Tribünen ist der Fortgang des Projektes aktuell gefährdet. Grund sind höhere Kosten als die bislang veranschlagten 20 Millionen Euro. Wie geht jetzt weiter? liga3-online.de war einer einberufenen Pressekonferenz vor Ort.

"Es geht nur gemeinsam.“

Für die Einen ein Ort der Trostlosigkeit, für die Anderen der Mittelpunkt der Welt: Dass der Beginn der Umbaumaßnahmen die Diskussionen um die Zukunft des Ludwigsparkstadions nicht beruhigt hat, verdeutlicht der aktuelle Sachstand. In diesen gaben Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, Baudezernent Professor Heiko Lukas und Sportdezernent Harald Schindel an diesem Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz Einblick. Dabei wurde der sportpolitische Wille der Verantwortlichen zu einem für die Landeshauptstadt angemessenen Stadion deutlich. Die Umsetzung hängt aber vom Spagat zwischen knappen Finanzen und der Schaffung guter Infrastruktur ab. Für sein Gelingen warb Oberbürgermeisterin Britz für eine "nüchterne und sachliche Diskussion“ zwischen allen Beteiligten: "Es geht nur gemeinsam.“ Dabei müsse man angesichts der „sehr schwierigen und sensiblen Situation“ die Sache im Vordergrund sehen. Diese sieht so aus, dass das Verhandlungsverfahren abgeschlossen ist. Dabei gab es zwei Bieter, deren Angebote sich lediglich im unteren fünfstelligen Bereich unterscheiden.

Die Kosten des Bauvorhabens sind jedoch höher als bislang angenommen: "Unsere Kostenkalkulation war insbesondere bei den Baunebenkosten und den Zuschlägen für die Generalübernehmer zu optimistisch angesetzt“, erklärte Professor Lukas. In dieser Form sehen die Verantwortlichen einen Fehler bei der Planung. Schindel benennt aber auch die gute Arbeit der MitarbeiterInnen: "Wir haben kein Luxus-Stadion geplant. Die am Projekt Beteiligten haben sich vielmehr mit hohem Einsatz zum Ziel gesteckt, im Rahmen des geringen Budgets ein ordentliches Zweitligastadion zu gewährleisten.“ Hierzu gehören auch weitere Ausbaustufen. Aktuell im Vordergrund stehen aber für OB Britz die höheren Kosten: "Wir haben noch keinen Cent mehr ausgegeben als zur Verfügung steht. Deshalb haben wir rechtzeitig die Reißleine gezogen. Es ist noch kein weiterer Auftrag vergeben. Nun brauchen wir Entscheidungen, ehe weitere Schritte eingeleitet und öffentliche Gelder verausgabt werden.“

Drei Alternativen

Ob und welche Aufträge in Zukunft vergeben werden, ist zunächst offen. Derzeit nennt die Verwaltung drei Alternativen zur Fortführung des Projektes. Eine Möglichkeit ist demnach, "das laufende Verfahren zum Abschluss zu bringen und die Planungen und den Umbau wie vorgesehen mit einem Generalübernehmer fortzuführen.“ Voraussetzung dafür ist aber der Fortbestand des Förderbescheides des Landes von 14,5 Millionen Euro: "Wir werden die Fragen des Landes zum laufenden Verfahren und der zu erwartenden Kostensteigerung zeitnah und umfänglich beantworten. Es ist wichtig, dass wir schnellstmöglich ein Signal des Landes bekommen, dass die Landesförderung nicht gefährdet ist. Ansonsten scheidet diese Möglichkeit aus", so Lukas. Für diesen Fall sieht eine weitere Option vor, "das laufende Vergabeverfahren aufzuheben und europaweit in Planungs- und Einzelgewerken neu auszuschreiben." Hieraus würde aber eine nennenswerte Bauverzögerung folgen, sowie nicht die Sicherheit niedrigerer Gesamtkosten durch mehr Wettbewerb: "Und eines ist auch klar: Auch bei dieser Variante werden wir nicht mit 20 Millionen Euro auskommen und wahrscheinlich bei deutlich über 20 Millionen Euro landen", führte Lukas weiter aus.

Die dritte Alternative wären Abbruch und Neuplanung des Umbaus um Budgetrahmen. Sie wird aber von den Verantwortlichen laut Lukas nicht befürwortet: "Wir müssten neu beginnen. Es entstünden neue Planungskosten. Die Baugenehmigung müsste gravierend geändert werden und die bisherigen Planungen und Arbeiten wären in Teilen verloren. Es ist zudem unwahrscheinlich, dass wir dann ein zweit- oder drittligataugliches Stadion umsetzen können. Diese Lösung wäre nicht nachhaltig.“

"Hufeisen" nicht vom Tisch

Dem Eindruck nach scheinen die Beteiligten die erste Alternative zu favorisieren. Dabei kommt erneut die Frage nach dem Wegfall der Gästetribüne auf, die bereits als sogenannter "Etatjoker“ zur Diskussion stand. Dazu erklärt Lukas zunächst, dass durch einen Wegfall der Gästetribüne der Zuwendungsbescheid des Landes in Frage gestellt würde. Denn dieser sei an einen Stadionumbau nach den ursprünglichen Plänen mit vier Tribünen gebunden. Rechtlich binden ist das laut OB Britz jedoch nicht. Nach Angaben von Juristen sei in Bezug auf den Wegfall einer Tribüne Spielraum hinsichtlich des Förderbescheides vorhanden: "Man kann darüber reden."

Klarheit über das weitere Vorgehen soll die im Anschluss an die Pressekonferenz stattfindende Sondersitzung zum Sachstand von Sport- und Werksausschuss schaffen; außerdem die Stadtratssitzung am 9. März. Sollte bis dahin, etwa aus wahltaktischen Gründen anlässlich der Landtagswahl, keine Zusage des Landes zum Fortbestand der Fördermittel da sein, könne das Verfahren verlängert werden. Angesichts der Situation mit Wahlen und der Polarisierung des 1. FC Saarbrücken sieht OB Britz die besondere Notwendigkeit zur Zusammenarbeit: "Wir haben die Aufgabe, nicht nur Polittheater zu machen.“ Stattdessen betont sie die Verantwortung der Politik, als Stadt und Land konkurrenzfähig zu sein. Daher sitze die Konkurrenz "nicht in Elversberg, sondern woanders im Bundesgebiet.“ Angesichts des hohen Kommunikationsbedarfs für ein Gelingen des Projekts wünscht sie sich zudem mehr Gespräch mit dem 1. FC Saarbrücken als Hauptnutzer des Stadions. Dessen Präsident Ostermann hatte im Magazin "Forum" die Nutzung des Ludwigsparks nicht als zwingend notwendig erachtet und alternative Standorte nicht ausgeschlossen. Dabei ist heute deutlich geworden, dass etwaige Zweifel am Standort Ludwigspark angesichts der Schwierigkeiten zwar nachvollziehbar sind, der 1. FC Saarbrücken in der Politik aber dennoch eine gute Partnerin hat. Denn das Bekenntnis von OB Britz zum sportpolitischen Interesse am Stadionprojekt, unabhängig vom sportlichen Werdegang des Hauptmieters, ist angesichts knapper Gelder und Polittheaters im Wahlkampf keine Selbstverständlichkeit, sondern Rückgrat. Sie weiß: "Es sind Viele, die zusammenarbeiten müssen.“ Denn es geht um den Mittelpunkt der Welt.

   

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