Rüdiger Rehm: "46 Punkte würde ich direkt unterschreiben"
Rüdiger Rehm und die SG Sonnenhof Großaspach – das gehört seit vielen Jahren zusammen. Nachdem der heute 36-Jährige zwischen 2008 und 2011 zunächst als spielender Co-Trainer für den Verein aus der Nähe von Stuttgart aktiv war, wurde er in der Saison 2011/12 zum alleinigen Co- und ein Jahr später zum schließlich Cheftrainer befördert. Im Mai 2014 führte er die Aspacher erstmals in die 3. Liga. Da er mit Beginn der Serie zeitgleich seine zeitaufwendige DFB-Trainerausbildung absolvierte, trat er Ende Oktober des vergangenen Jahres freiwillig zurück. Genau vier Monate später löste er Übergangstrainer Uwe Rapolder dann aber wieder ab und führte den Aufsteiger zum souveränen Klassenerhalt. Im Interview mit liga3-online.de spricht der 36-Jährige nun über die Saisonvorbereitung, den 1:0-Sieg gegen Leverkusen und über den kommenden Gegner aus Münster.
liga3-online: Hallo Herr Rehm! Nun ist der Saisonstart nur noch einen Tag entfernt. Wie groß ist die Vorfreude als Trainer, wenn man nach schier endlosen Wochen des Wechsels zwischen Trainingseinheiten und Testspielen am Samstag vor einer stattlichen Kulisse in Münster in die Saison starten darf?
Rüdiger Rehm: Wir freuen uns natürlich sehr auf den Start, keine Frage. Wir haben hart trainiert, um weiter eine gute Rolle in der Liga zu spielen. Münster – auch vor der tollen Kulisse – ist ein großes Kaliber, aber wir sind dort nicht chancenlos.
Sind Sie zufrieden mit dem Ablauf der Vorbereitung sowie den Testspielen? Unter anderem wurde Bayer Leverkusen mit 1:0 besiegt. Das muss den Spielern doch Selbstvertrauen geben.
Ich denke, wichtiger als das reine Ergebnis war die Leistung in dem Spiel. Aber nicht nur gegen Leverkusen, sondern allgemein bin ich mit unserer Vorbereitung sehr zufrieden. Im vergangenen Jahr war dies problematischer, da ich aufgrund des Trainer-Lehrgangs auch oft unterwegs war. Diesmal konnten wir intensiver und besser arbeiten.
Kommen wir zu Ihrem Kader. Stolze 27 Akteure zählt dieser nun. Sind die Planungen für die angehende Spielzeit damit abgeschlossen?
Wir haben einen guten Kader, halten aber natürlich immer die Augen offen. Vielleicht möchte uns ja auch jemand verlassen, dann müssten wir eventuell wieder reagieren. Denis Berger haben wir mitgeteilt, dass wir sportlich nicht mehr mit ihm planen. Wenn er ein Angebot eines anderen Klubs bekäme, würden wir ihm keine Steine in den Weg legen. Zudem hat Robin Binder einen Kreuzbrandriss erlitten. Jeremias Lorch hat die gleiche Verletzung gerade erst auskuriert, ist bereits aus der Reha zurück, aber noch nicht wieder im Mannschaftstraining. An den Beispielen lässt sich erkennen, dass die Kadergröße durchaus nötig und nicht zu groß ist.
Speziell im Sturm haperte es in der vergangenen Spielzeit, nur rund ein Tor wurde pro Partie erzielt – der zweitniedrigste Wert der gesamten Liga. Wie wurde dieses Problem angegangen und was darf von den diversen neuen Offensiv-Verpflichtungen erwartet werden?
Wir haben in der Offensive komplett nachgelegt. In Röttger, Renneke, Breier und Dittgen haben wir vier neue, vielversprechende Offensivkräfte erhalten. Wir haben aber auch oft genug bewiesen, dass wir genauso mit 1:0 gewinnen können. Wir müssen sehen, dass wir aus den Chancen, die wir auch in der vergangenen Spielzeit hatten, mehr machen und offensiv zulegen. Defensiv müssen wir so stabil agieren wie in der Rückrunde.
Im vergangenen Jahr sah es zwischenzeitlich überhaupt nicht gut aus für die SG und vieles deutete in den Wintermonaten darauf hin, als müsste man sich bald wieder mit Regionalliga-Fußball abfinden. Dann wurde unter Ihrer Leitung eine Serie gestartet und der Klassenerhalt glückte sogar frühzeitig. Das würden Sie in dieser Saison sicher sofort unterschreiben, oder?
Ja, wir wollen die Liga halten, das ist das große Ziel. Wir verfolgen intern das Ziel, uns weiter zu verbessern. Nach Punkten, aber auch infrastrukturell. Wir haben jetzt eine Rasenheizung bekommen, weiterhin planen wir zusätzlich zum Kunstrasen ein weiteres Trainingsspielfeld aus Naturrasen in Stadionnähe. Auch ein Kleinspielfeld ist geplant. Die Jugendarbeit wird nochmals gestärkt, Wir sind also permanent dabei, noch besser zu werden. Wenn wir in der Liga wieder 46 Punkte holen und dazu konstanter und mit weniger „Auf und Abs“ auftreten, würden wir das direkt unterschreiben.
Der Gegner am kommenden Samstag ist sicherlich kein Wunschlos für eine Auftaktpartie: Auswärts müssen Sie zum SC Preußen Münster reisen. Nach dem schwachen letzten Saisondrittel hat kaum ein Trainer die Preußen als Aufstiegskandidat auf dem Zettel, dennoch hat sich der Klub mit einigen interessanten Akteuren verstärkt. Wie schätzen sie den Gegner ein und wie lautet die Zielsetzung die die Partie?
Preußen Münster hat eine individuell sehr, sehr gute Mannschaft. Die Qualität der Einzelspieler ist da, aber sie müssen sich als Team erst finden. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass viele Trainer Münster nicht auf der Liste haben. Trotzdem: sie haben ein Top-Team und in dieser Saison wird Münster wieder oben dabei sein. Individuell sind sie uns überlegen, wir müssen als Einheit dagegenhalten und können so für eine Überraschung sorgen. Wir wollen im Spiel unseren Plan erfüllen, das heißt: Den Gegner früh unter Druck setzen, wenig Räume zulassen und nach vorne schnell umschalten. Grundsätzlich gehen wir in jedes der 38 Saisonspiele, um zu gewinnen.
Mit Würzburg und Magdeburg sind zwei neue Gegner in die Liga aufgestiegen, die von nicht wenigen Experten mindestens als Kandidaten für Mittelfeldplätze genannt werden. Ist die Qualität der dritten Liga in diesem Jahr nochmals gestiegen?
Absolut. Die Liga ist sehr ausgeglichen, auch die U23 von Werder Bremen, die vor zwei Jahren Zweiter war und sich vergangene Saison in der Relegation durchgesetzt hat, ist sehr stark. Würzburg und Magdeburg sind echte Kaliber. Magdeburg hat für das erste Spiel unglaubliche 20 000 Tickets verkauft. Es sind richtig gute Aufsteiger, die die Qualität in der Liga noch einmal nach oben schrauben.
Mitarbeit: Jan Ahlers