Rehm im Interview: "Wichtig ist, dass wir nicht nachlassen"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Wehen Wiesbadens Trainer Rüdiger Rehm über die Gründe für den 7:0-Kantersieg bei Fortuna Köln, ein kurzes Gespräch mit dem neuen Fortuna-Trainer Tomasz Kaczmarek, Optimierungsansätze in der Offensive und das kommende Montagabendspiel gegen den FC Carl Zeiss Jena.
[box type="info" size="large"]"Müssen an der Konstanz arbeiten"[/box]
liga3-online.de: Am letzten Wochenende gab es einen 7:0-Erfolg bei Fortuna Köln – ein so deutliches Ergebnis ist in der sonst so ausgeglichenen 3. Liga ungewöhnlich. Wie war dieser Kantersieg möglich, Herr Rehm?
Rüdiger Rehm: Wir haben einen sehr guten Tag, die Fortuna dagegen einen rabenschwarzen Tag erwischt. Wie Sie schon richtig sagen: In der 3. Liga ist ein solches Ergebnis extrem selten. Wir haben es geschafft, den Gegner über die komplette Spieldistanz in den richtigen Momenten unter Druck zu setzen und damit nicht ins Spiel kommen zu lassen. Außerdem haben wir unsere Tormöglichkeiten effektiv genutzt.
Für Ihren Trainerkollegen Tomasz Kaczmarek, der bei der Fortuna den langjährigen Coach Uwe Koschinat abgelöst hat, war es ein Alptraum-Debüt. Wie muss man sich nach so einem Spiel fühlen?
Mit einer Niederlage in seine Amtszeit zu starten, ist nie angenehm. Dann auch noch so hoch zu verlieren, ist hartes Brot. Aber aus so einer Situation kann man auch gestärkt hervorgehen. Rückschläge gehören im Fußball dazu und die Fortuna wird sicher eine Reaktion auf die Niederlage zeigen.
Haben Sie mit Tomasz Kaczmarek nach Abpfiff ein paar Worte gewechselt?
Ich habe ihm viel Erfolg gewünscht und gesagt, dass er den Kopf nicht hängen lassen soll. Und das wird er auch nicht tun. Tomasz ist professionell genug, um mit einer solchen Niederlage umzugehen.
Schon beim vorherigen Auswärtsspiel in Karlsruhe hatte Ihr Team einen klaren 5:2-Sieg eingefahren, mit 30 Toren stellt der SVWW den mit Abstand besten Angriff der Liga. Gibt es am Offensivspiel Ihrer Mannschaft überhaupt irgendetwas zu bemängeln?
Die Konstanz. Beim KSC haben wir zwar fünf Tore erzielt und in Köln waren es sieben Treffer. Dazwischen spielen wir aber 0:0 gegen den FSV Zwickau. Wir müssen noch daran arbeiten, unsere Torchancen regelmäßig effektiv zu verwerten. Mir wäre es lieber, wenn wir jede Woche zwei Tore schießen und gewinnen, als wenn wir hin und wieder fünf- oder siebenmal treffen, aber dafür zwischendurch kein Tor erzielen.
[box type="info" size="large"]"Es ist ein gefährliches Spiel"[/box]
Auch defensiv lief es zuletzt gut, in drei der vier zurückliegenden Ligapartien kassierte Wehen Wiesbaden kein Gegentor. Nach 14 Spieltagen steht der Relegationsplatz zu Buche. Wie fällt insgesamt Ihr Saison-Zwischenfazit aus?
Zu Beginn der Saison hatten wir Schwierigkeiten und standen lange unten drin. Ein paar Wochen später sieht es jetzt ganz anders aus. Daran sieht man mal wieder, wie schnelllebig der Fußball ist. Wir haben den Fehlstart analysiert, gut aufgearbeitet und uns mittlerweile stabilisiert. Wichtig ist, dass wir jetzt nicht nachlassen. Sonst kann es auch genauso schnell wieder nach unten gehen.
In der letzten Saison mischte der SVWW auch lange oben mit, musste sich am Ende aber mit dem vierten Platz zufrieden geben. Was ist in dieser Spielzeit der Anspruch?
Wir haben uns keine Punktzahl und auch keinen Tabellenplatz als Ziel gesetzt. Unser Anspruch ist, uns positiv weiterzuentwickeln, konstanter zu werden und erfolgreichen Fußball zu spielen. Bestenfalls landen wir dann natürlich weit oben. Wenn am Ende aber sechs oder sieben Teams besser waren als wir, müssen wir das akzeptieren.
Erst am Montag geht es für Ihre Mannschaft mit der Begegnung gegen den FC Carl Zeiss Jena weiter. Was halten Sie von den Montagabendspielen?
Für uns Sportler ist es immer klasse, unter Flutlicht spielen zu dürfen. Das hat immer etwas Prickelndes und – um ehrlich zu sein – habe ich lieber an einem Montagabend ein Spiel als an einem Sonntagnachmittag. Für die Fans sind Montagabendspiele aber natürlich nicht optimal. Viele Auswärtsfans haben unter der Woche nicht die Möglichkeit, die teilweise langen Anreisen anzutreten. Daher kann ich die Kritik der Fans an den Montagpartien definitiv nachvollziehen.
Jena hat seit neun Partien nicht gewonnen und rangiert auf einem Abstiegsplatz. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Es ist ein gefährliches Spiel. Jeder erwartet, dass wir gewinnen werden. Aber es ist ja nicht so, dass Jena eine schlechte Mannschaft hat. Vor allem der Kampfgeist ist hervorragend. Das Team fightet immer bis zum Schluss und hat sich dafür beispielsweise beim jüngsten 1:1 gegen Hansa Rostock in der Nachspielzeit mit dem Ausgleichstreffer belohnt. Uns erwartet ein weiterer schwerer Brocken, den wir aber aus dem Weg räumen wollen.