Rehm tobt nach Niederlage: "Er fällt wie vom Blitz getroffen"

Ganz bitterer Abend für den SV Wehen Wiesbaden: Trotz Führung und eines Last-Minute-Ausgleichs standen die Hessen am Mittwochabend in Rostock mit leeren Händen da. Vor allem ein umstrittener Elfmeter in der Nachspielzeit sorgte für Diskussionen – und brachte Trainer Rüdiger Rehm mächtig auf die Palme.
Schubserei nach Abpfiff
Sportdirektor Christian Hock war nach dem Abpfiff nicht zu bremsen. Wutentbrannt lief er auf das Spielfeld, geradewegs in Richtung Schiedsrichter Florian Heft. "Ich bin aufs Feld gelaufen und wollte unsere Spieler vom Schiedsrichter weg holen", beschreibt der 48-Jährige den Vorfall in der "Bild"-Zeitung. "Plötzlich hat ein großer Ordner einen unserer Spieler am Hals gepackt und ihn weggeschoben. Da bin ich zu dem Ordner hin und es gab eine Schubserei", betont Hock und stellt klar: "Ich wollte nicht gegen den Schiedsrichter vorgehen." Sauer auf den Unparteiischen waren die Verantwortlichen aber dennoch – allen voran Trainer Rüdiger Rehm.
Was war passiert? Es lief die zweite Minute der Nachspielzeit, als Sascha Mockenhaupt eine Flanke kerzenförmig in den Rostocker Abendhimmel klärte. Torhüter Markus Kolke wollte anschließend eine Ecke verhindern, berührte dabei jedoch Marco Königs am Rücken, der den Kontakt annahm und zu Boden ging. Sofort entschied Heft auf Elfmeter, den Cebiou Soukou zum 3:2-Siegtreffer für die Hausherren verwandelte.
Rehm redet sich in Rage
Während das Ostseestadion Kopf stand, verstand SVVW-Coach die Welt nicht mehr. "Da fehlen mir die Worte", gab er bei "Telekom Sport" in einer Mischung aus Frust und hämischem Lächeln zu Protokoll. "Hört auf. Schaut doch mal, was Königs da machen will. Der wartet doch nur auf den Kontakt", schäumte Rehm vor Wut. "Kolke setzt doch nicht mal die Hände ein", nahm er seinen Torhüter in Schutz. "Dann kommt es zum Zusammenprall mit dem Bauch und Königs fällt wie vom Blitz getroffen", konnte der SVWW-Trainer seine Entrüstung über die Situation nicht verbergen – und redete sich anschließend endgültig in Rage: "So etwas darf nicht gepfiffen werden. Dieses einfache Hinfallen muss einfach aufhören. Wenn Königs deswegen hinfallen muss, hat er im Fußball nichts verloren." Deutliche Worte des 39-Jährigen.
Zur ganzen Wahrheit der Geschichte gehört aber auch, dass Wiesbaden wenige Augenblicke vor dem Elfmeter einen ebenso umstrittenen Freistoß zugesprochen bekam, aus dem das 2:2 fiel. Strittig war die Entscheidung deshalb, weil Niklas Schmidt schon vor dem Kontakt von Kai Bülow zu Boden ging. "Er täuscht somit ein Foulspiel vor. Der Freistoß hätte nicht gegeben werden dürfen", befindet liga3-online.de-Experte in seiner Analyse. Rüdiger Rehm hat die Szene jedoch etwas anders gesehen: "Das Bein geht schon rein." Allerdings müsse man die Szene nicht unbedingt pfeifen, relativierte der SVWW-Coach kurz danach.
"Haben Rostock an die Wand gespielt"
Doch auch abgesehen von der turbulenten Schlussphase haderte Rehm mit der Niederlage: "Wie Hansa Rostock hier gewonnen hat, wissen sie selbst nicht." In den Augen des SVWW-Trainers war Wiesbaden die "ganz klar dominierende Mannschaft" und musste daher eine "absolut unverdiente Niederlage" einstecken. Dabei erwischten die Gäste zunächst den bessere Start, gingen durch Stephan Andrist in der 13. Minute in Führung, erlaubten sich dann aber noch vor der Pause zwei Defensive Aussetzer, die eiskalt bestraft wurden (17. / 28.). "Wir haben Rostock die Tore geschenkt", ärgerte sich Rehm.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild: "Da haben wir Rostock an die Wand gespielt, das Spiel lief nur auf ein Tor", so Rehm. In der Tat gab der SVWW in dieser Phase klar den Ton an, allerdings verhinderte die schwache Chancenverwertung den Ausgleich, wie auch Rehm zugeben musste: "Die Flanken kamen zu unpräzise und die letzten Bälle waren nicht gut genug." Und so ging der SVWW letztlich als Verlierer vom Platz – auch ohne die hektische Schlussphase mit je einer Fehlentscheidung auf beiden Seiten. "Ich bin unheimlich enttäuscht, solche Spiele wie heute verlierst du ganz selten", haderte Rehm, sieht seine Mannschaft aber auf dem richtigen Weg: "Wir werden genauso weitermachen, die Richtung stimmt". Nach zwei Niederlagen in Folge sind drei Punkte gegen noch sieglose Braunschweiger am kommenden Samstag aber fast schon Pflicht, um den Anschluss an die Aufstiegsplätze nicht zu verlieren.