Reimann: "BVB-Dolmetscher machte mich zum Torwart"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Dominik Reimann vom Spitzenreiter 1. FC Magdeburg über die sehenswerte Bilanz in der Defensive mit nur 14 Gegentoren nach 16 Spielen, wie ihn der Dolmetscher von Pierre-Emerick Aubameyang zum Torhüter umfunktionierte und welcher BVB-Fanliebling ihm bei seinem Wechsel nach Magdeburg unterstützt hat.
"Noch nicht mit der Tabelle beschäftigen"
liga3-online.de: 16 Spiele sind in dieser Saison bereits absolviert. Im Schnitt mussten Sie nur in jedem zweiten Spiel einen Ball aus dem eigenen Kasten holen und das insgesamt nur 14 Mal. Die Bilanz kann sich sehen lassen, oder Herr Reimann?
Dominik Reimann: Auf jeden Fall. Allerdings geht es immer auch noch einen Tick besser. Wenn man sich zum Beispiel unser letztes Spiel gegen Eintracht Braunschweig anschaut: Da haben wir zwar 2:0 gewonnen. In der Schlussphase haben wir aber doch noch die eine oder andere Chance zugelassen. Das haben wir intern besprochen und versuchen, es in den nächsten Spielen besser zu machen. Alles in allem können wir mit der aktuellen Bilanz aber durchaus zufrieden sein.
Woran liegt es, dass es hinten so gut läuft?
Im Fußball ist es immer wichtig, Spielpraxis zu sammeln. Ich bin froh, dass ich nach meinem Wechsel zum 1. FC Magdeburg keine Probleme hatte, mich in der Mannschaft zu integrieren. Wir sind nicht nur auf dem Platz ein eingeschworenes Team, sondern verstehen uns auch in der Kabine blind. Es gibt keine Grüppchen, die für eine negative Stimmung sorgen könnten.
Zuletzt mussten Sie im Landespokal beim 1. FC Romonta Amsdorf sogar in der Spitze "aushelfen". Liegt Ihnen die Stürmerrolle?
Ich glaube, dass ich im Tor besser aufgehoben bin (lacht). Ich hatte aber auf jeden Fall große Lust darauf. Das war eine tolle Erfahrung für mich. Wegen der engen Personallage bei uns war Trainer Christian Titz auf mich zugekommen und hatte mich gefragt, ob mir das vorstellen könnte, falls es der Spielstand zuließe. Ich habe – ohne groß darüber nachzudenken – sofort zugestimmt. Die Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Wollten Sie immer schon lieber Torhüter sein?
Bis zur U13 war ich im Nachwuchs von Borussia Dortmund noch als Feldspieler auf dem Platz. Mein damaliger Trainer Massimo Mariotti, der später bei den BVB-Profis unter anderem für Sokratis und Pierre-Emerick Aubameyang auch als Dolmetscher tätig war, hat bei mir aber mehr Potenzial als Torhüter gesehen. So hat es sich dann ergeben, dass ich zwischen den Pfosten gelandet bin.
Beim TSV 1860 München werden wir Sie am Samstag wohl erneut das Tor hüten. Wie wollen Sie Ihre gute Form erneut unter Beweis stellen?
In dieser 3. Liga, in der alle Teams so eng beieinander sind, ist es in jedem Spiel wichtig, an seine Grenzen zu gehen. Am Ende spielt es keine Rolle, welche Mannschaft der Gegner ist. Wir wollen versuchen, unser Spiel durchzubringen. Wenn wir das schaffen, dann bin ich mir sicher, dass wir auch unsere gute Serie ausbauen können.
Bereits jetzt hat der FCM vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, außerdem noch ein Nachholspiel offen. Denkt man schon an einen möglichen Aufstieg in die 2. Bundesliga?
Wir sollten uns jetzt lieber nicht mit der aktuellen Tabellensituation beschäftigen. Dafür ist es noch viel zu früh. Bis zum Saisonende spielen noch viele Faktoren eine wichtige Rolle. Es hängt unter anderem davon ab, ob wir alle gesund bleiben und wie wir im neuen Jahr aus der Winterpause kommen. Unser Ziel ist es, bis Weihnachten bestmöglich in Form zu bleiben und mit frischen Kräften im neuen Jahr daran anzuknüpfen.
"Natürlich ist es mein Ziel, in die 2. Bundesliga zurückzukehren"
Ausgebildet wurden Sie in der Nachwuchsabteilung von Borussia Dortmund, haben außerdem während Ihrer Zeit bei Holstein Kiel Zweitliga-Luft geschnuppert. Ist der Wunsch umso größer, in den höherklassigen zurückzukehren, wenn man das schon einmal erlebt hat?
Es wäre falsch, wenn man sich als Leistungssportler keine Ziele setzt. Über kurz oder lang ist es natürlich mein Ziel, in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Mit meinen 24 Jahren habe ich noch einige Spielzeiten vor mir.
In Ihrer Vita stehen auch zwei Bundesliga-Partien als Ersatztorhüter von Borussia Dortmund. Eine davon war das legendäre 4:4 mit dem BVB im Revierderby gegen den FC Schalke 04, als Dortmund nach einer 4:0-Halbzeitführung im eigenen Stadion noch den Sieg aus der Hand gegeben hat. Welche Erinnerungen kommen da hoch?
Einerseits war es eines der traurigeren Erlebnisse zu Beginn meiner Karriere. Auf der anderen Seite war ich froh, bei so einem Spiel dabei sein zu dürfen. So eine Erfahrung, als wir nach dem Spiel die Enttäuschung der Fans zu spüren bekommen haben, muss man als 17-Jähriger allerdings nicht so oft haben.
Marcel Schmelzer, Ihr damaliger Teamkollege beim BVB, ist nicht nur gebürtiger Magdeburger, sondern war vor seiner Zeit in Dortmund für den FCM am Ball. Haben Sie vor Ihrem Wechsel zum FCM seinen Rat eingeholt?
Tatsächlich haben wir kurz miteinander gesprochen. Allerdings ging es eher darum, wo ich in Magdeburg eventuell gut wohnen könnte. Den Wechsel zum FCM musste er mir nicht wirklich schmackhaft machen. Er hat mir den Wechsel aber erleichtert. Danach haben wir uns noch kurz gesehen, als er im Stadion Rote Erde bei unserem Auswärtsspiel auch unter den Zuschauern war. Das zeigt, dass ihm der FCM auch nach so vielen Jahren noch immer am Herzen liegt.