Restrunden-Prognose #2: Waldhof, 1860, Arminia, Münster
Nach gut viereinhalb Wochen endet am 19. Januar eine knackig-kurze Winterpause in der 3. Liga. Längst ist der Blick auf die letzten 18 Spieltage dieser Saison gerichtet. liga3-online.de blickt in fünf Teilen auf alle 20 Drittligisten, erläutert Hinrunden-Form, Vorbereitung und Wintertransfers – und gibt eine kurze Prognose ab. Im zweiten Teil schauen wir auf Mannheim, 1860, Bielefeld und Münster.
Hinrundenbilanz: Bis auf eine Phase zwischen Ende August und Ende September sowie das späte Erwachen kurz vor Weihnachten war die Hinserie gar nichts. Eine elend lange Krise, in der die Waldhöfer auch ihre wenigen spielerischen Ansätze des Spätsommers vor Verunsicherung verloren, mündete jedoch nicht in den erwartbaren personellen Konsequenzen. Stattdessen schaffte der stets bemühte, aber auch stark kritisierte Rüdiger Rehm vorläufig eine Wende zum Guten – und tatsächlich noch das Überwintern auf einem Nichtabstiegsrang. Das sollte mit einem Kader, der qualitativ immer noch zum guten Liga-Mittelfeld gehört, aber auch der absolute Mindestanspruch sein.
Vorbereitung: Auf ein 2:2 gegen Freiburg II folgte ein 3:0 gegen Neftchi Baku, auch der Waldhof bezog dabei ein Trainingslager in der Türkei. Trainer Rehm nannte den überzeugenden Erfolg einen "Maßstab für die kommenden Wochen" – und freute sich über deutlich mehr Variabilität in der lange lahmenden Offensive.
Wintertransfers: Terrence Boyd! Dieser Name sorgte für Aufsehen, denn seine akute Vergangenheit (plus Vereins-Tattoo) bei Erzrivale Kaiserslautern würzt die Geschichte mächtig. Unbestritten ist der erfahrene Stürmer ein absoluter Transfer-Kracher – garniert übrigens von Regionalliga-Torjäger Kevin Goden aus Düren, der ebenso eine Ablösesumme kostete. Die lange lahmende Offensive dürfte davon stark profitieren. Die Kapitel Berkan Taz und Angelo Gattermayer sollen sich derweil schließen.
Prognose: Wer solche Transfers landet, der will den Abstieg wortwörtlich um jeden Preis verhindern. Der klamme Waldhof geht, offensichtlich gefördert von manchem Kluboberen, ins Risiko. Das sollte sich lohnen, wenn sich der Trend als halbwegs nachhaltig erweist. Platz 13 bis 16.
Hinrundenbilanz: Stark gestartet und auch ganz schnell stark abgebaut hatten die Münchner Löwen, bei denen sich Maurizio Jacobacci folgerichtig im Dezember als Trainer verabschieden musste. Als in der Schlussphase der Hinserie dann auch ohne ihn das gegnerische Tor regelmäßig wie vernagelt erschien (1860 ist seit über sieben Stunden ohne Treffer), folgte die tabellarische Konsequenz: Die leisen Bauchschmerzen, die angesichts des personellen Aderlasses im Sommer aufkamen, sind immer heftiger geworden, 1860 im Abstiegskampf angekommen. Auch weil der TSV auf Führungsebene ein bedenkliches Bild abgibt, ist die Gefahr eines Absturzes in die Regionalliga längst noch nicht gebannt. Neu-Coach Argirios Giannikis hat in einem speziellen Umfeld schwere Arbeit vor sich.
Vorbereitung: Der TSV setzte auf heimische Gefilde – und auf Testspielgegner aus Österreich, was einen Torreigen bescherte. Sowohl gegen die WSG Tirol (4:1) als auch gegen Bregenz (6:3) klingelte es reichlich, was der lange lahmenden Abteilung Angriff gut getan haben sollte. Alles steht noch im Zeichen des Kennenlernens, Giannikis nahm schließlich erst Ende der vergangenen Woche die Arbeit auf.
Wintertransfers: Tarsis Bonga wurde nach nur einem halben Jahr und sieben Kurzeinsätzen an den Halleschen FC abgegeben. Auf Neuzugänge für den Sturm und den damit verbundenen Qualitätssprung warten die Fans an der Grünwalder Straße bislang vergeblich.
Prognose: Schwierig, schwierig. Mit zwei starken Keepern und Führungsspielern wie Verlaat und Starke sollte man nicht absteigen. Doch der Verein ist chronisch nervös und muss aufpassen, dass die interne Stimmung nicht zum größten Nachteil wird. Platz 14 bis 17.
Hinrundenbilanz: Anfangs war es ganz schön kompliziert: Zwei Abstiege in Folge zehrten massiv an Nerven und Selbstvertrauen, und als der DSC nach gutem Auftakt plötzlich in den Keller durchgereicht wurde, schwante manchem schon wieder Böses. Mittlerweile ist klar: Die Mannschaft weckt eher keine Sorgen vor einem weiteren Tiefschlag, sondern ist voll in der 3. Liga angekommen und könnte durchaus schon einige Plätze höher einsortiert sein, stünde sie sich nicht immer mal wieder selbst im Weg. Gut möglich, dass der hochgelobte Coach Mitch Kniat nun den nächsten Entwicklungsschritt einleitet – dafür muss er aber die Defensive sattelfester machen.
Vorbereitung: Auf ein 0:2 beim Bundesligisten Union Berlin folgte gar ein 0:3 gegen Viertligist Rödinghausen – die Tests mit der nun offenbar bevorzugten Dreierkette hätten besser verlaufen können. Immerhin: Die Generalprobe gegen Fortuna Düsseldorf endete mit einem 2:2-Remis und sorgte für ein deutlich besseres Gefühl.
Wintertransfers: Monju Momuluh verstärkt als Leihgabe von Hannover 96 die Flügelpositionen, wo der Ausfall von Noah Sarenren Bazee (Kreuzbandriss) schwer wiegt. Doch der Krachertransfer folgte wenige Tage später: Mael Corboz, Kapitän des SC Verl und Führungsspieler in jedweder Hinsicht, ging per Ausstiegsklausel zum großen Nachbarn – ein beeindruckender Coup ist der Arminia da gelungen. Beide haben sofortiges Startelf-Potenzial.
Prognose: Arminia Bielefeld ist derzeit der schwächste der drei Absteiger – sollte dabei aber als Ex-Bundesligist ganz andere Ansprüche als etwa Regensburg und Sandhausen hegen. Zeit, dies zu ändern, was in der Rückrunde bei weiter ansteigender Formkurve und dank der starken Transfers auch gelingen wird: Platz 6 bis 9 ist definitiv möglich.
Hinrundenbilanz: Für den Aufsteiger wird sich der 13. Platz reichlich unnötig anfühlen, denn Chancen auf drei, vier weitere Siege waren ja da – nur die Kaltschnäuzigkeit nicht. Teils groteske Punktverluste wie das 2:3 in Unterhaching oder das 2:2 in Freiburg tun in der Rückbetrachtung weh, insgesamt können sich die Adlerträger dennoch auf die Schultern klopfen, weil sie die Aufsteiger-Mannschaft um starke Zugänge (z.B. Batmaz, Grodowski, Bazzoli) ergänzt haben. Sorge um den Klassenerhalt? Aktuell nicht notwendig.
Vorbereitung: Zunächst verloren die Adler mit 0:1 beim niederländischen Zweitligisten Leeuwarden, besiegten dann Viertligist Oldenburg mit 4:3 – beide Male wackelte die Defensive bereits gehörig. Die Generalprobe setzte der SCP dann völlig in den Sand, verlor mit 1:6 beim SC Paderborn. Entsprechend gibt es noch einiges zu tun.
Wintertransfers: Es passiert nur etwas, wenn ein Akteur geht, lautete die Devise der eher klammen Schwarz-Weiß-Grünen. Doch die Wechselkandidaten Andrew Wooten und Darius Ghindovean haben noch keine neuen Klubs gefunden, entsprechend vertraut Sascha Hildmann den gleichen Leuten.
Prognose: Auch für die Preußen ist eine Verbesserung grundsätzlich denkbar, zumal sie ja noch ein Nachholspiel in Dortmund in der Hinterhand haben. Platz 9 bis 13 – das dürfte jeden SCP-Fan im Jahr der Drittliga-Rückkehr zufriedenstellen. Dafür muss aber im Vergleich zur Vorbereitung eine andere Verfassung her.
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