Restrunden-Prognose #5: Essen, Ulm, Dresden, Regensburg

Nach gut viereinhalb Wochen endet am 19. Januar eine knackig-kurze Winterpause in der 3. Liga. Längst ist der Blick auf die letzten 18 Spieltage dieser Saison gerichtet. Liga3-online blickt in fünf Teilen auf alle 20 Drittligisten, erläutert Hinrunden-Form, Vorbereitung und Wintertransfers – und gibt eine kurze Prognose ab. Das große Finale steigt heute mit den vier Spitzenteams.

Hinrundenbilanz: Rot-Weiss Essen schnuppert an der Zweitliga-Rückkehr – auf eine solche Schlagzeile haben Zehntausende rund um die Hafenstraße mehr als 15 Jahre lang gewartet. Aktuell dürfen alle, die es mit RWE halten, diesen Traum leben: 33 Punkte, damit gleichauf mit dem Dritten Ulm und sogar noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Christoph Dabrowski hat wenige Monate, nachdem etliche Fans sein Aus forderten, Bemerkenswertes geschafft. Vor allem die Abwehr überzeugte über fast die gesamte Hinserie, dazu entwickelte das Team eine beeindruckende Mentalität und unterstrich dies mit zahlreichen Last-Minute-Siegen, gekrönt zuletzt vom 3:2 nach 0:2-Rückstand gegen Halle.

Vorbereitung: RWE setzte auf die heimische Hafenstraße und trennte sich in einem munteren Spektakel mit 4:4 von Bundesligist 1. FC Köln. Das "Solidarspiel" gegen Ex-Ligakonkurrent Zwickau endete mit einem 5:3-Sieg – es kündigt sich also Spektakel an.

Wintertransfers: Üblicherweise gehört Essen zu den Klubs, die Aufwand und Geld für einen guten Winter-Neuzugang nicht scheuen. Doch das Aufstiegsjahr 2021/22 war verlustreich, das Geld ist im Revier knapp und wird anders als früher auch nicht auf Pump investiert. Daher sind bislang keine Winterzugänge zu vermelden. Und dabei wird es vermutlich auch bleiben.

Prognose: Mit Glück und Geschick hat sich Essen eine herausragende Platzierung erarbeitet, doch auf Strecke dürfte der eine oder andere Mitfavorit wie Sandhausen oder Ingolstadt noch vorbeiziehen. Platz 5 bis 7 ist drin und entspräche einem richtig starken Abschneiden.

 

Hinrundenbilanz: Wow! Der SSV hat restlos überzeugt. Als Kollektiv, individuell, als Gesamtverein – ohne große Töne haben die Ulmer die 3. Liga angenommen und sogleich für Aufsehen gesorgt. Trainer Thomas Wörle schaffte es dabei, die defensive Stabilität aus der Aufstiegssaison weitgehend zu konservieren und spielerisch dennoch eine Weiterentwicklung einzuleiten. Es geht mittlerweile deutlich spektakulärer zu an der Donau, Spieler wie Topscorer Leo Scienza und Dennis Chessa sind an guten Tagen schwer zu stoppen. Selbst als Mitte November nach drei Niederlagen die Euphorie zu schwinden schien, legte Ulm nochmals nach. Ein Stärkebeweis des klar besten Aufsteigers.

Vorbereitung: Das erste Testspiel gegen den Karlsruher SC war ein lehrreiches, 0:4 hieß es nach einem späten Einbruch mit vielen Gegentreffern. In der Generalprobe unterlagen die Spatzen dem FC Augsburg mit 1:3.

Wintertransfers: Philipp Strompf kommt vom schwedischen Zweitligisten Västeräs. Der Ex-Braunschweiger hat allerdings Zweit- und Drittligaerfahrung und verstärkt die Innenverteidiger. Sehr spannend ist die Personalie Thomas Kastanaras, als Stürmer ausgeliehen vom nahen VfB Stuttgart – ein Toptalent, das in der Regionalliga auf starke Trefferquoten kam.

Prognose: Platz 4 bis 7 wird es am Ende. Im Rennen um die Relegation muss Ulm den besser besetzten Teams ebenso den Vortritt lassen, der Rang im oberen Drittel wäre nichtsdestotrotz eine der größten Überraschungen dieser Saison.

 

Hinrundenbilanz: Ein dominantes erstes Halbjahr mit kleinem Schönheitsfehler im November, als es plötzlich drei Niederlagen in Folge setzte – ansonsten zeigte die SGD eine vollends aufstiegswürdige Serie. Und das, obwohl sie immerhin fünfmal ohne eigenes Tor blieb, vier der fünf Nullrunden endeten allein in einem knappen 0:1. Elf Spiele mit mindestens zwei selbst erzielten Treffern stehen dagegen, darunter ganz viele seriöse Auftritte und nur wenige "Festtage" wie das 5:1 in Köln. Der eine Unterschiedsspieler, wie es im Vorjahr Ahmet Arslan war, existiert nicht mehr: Die Last auf viele Schultern (Kutschke, Hauptmann, Zimmerschied) zu verteilen, machte Dresden bislang eher besser als schlechter. Anders als im Vorjahr ist ein Fundament gelegt, den dicken Vorsprung nimmt man an der Elbe gerne mit.

Vorbereitung: Mit einem Trainingslager in der Türkei und drei Tests wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Ergebnisse ließen aufhorchen: ein 2:2 gegen den 1. FC Magdeburg, ein 3:0 über den 1. FC Kaiserslautern und ein 3:0 gegen Pardubice aus Tschechien (1. Liga). Es lief allerdings nicht alles optimal: Heftiger Regen sorgte an der türkischen Riviera zuweilen für widrige Verhältnisse.

Wintertransfers: Die spezielle Rückholaktion von Oliver Batista Meier soll das Konto füllen, da es irgendwie nicht passen mag zwischen dem Edeltechniker und der SGD. Ansonsten passierte bislang wenig. Jon-Min Seo wurde nach Norwegen abgegeben, auch Jan Shcherbakovski darf gehen, Jan Oehmichen könnte verliehen werden. Womöglich ergibt sich noch eine Rückkehr von Vorjahres-Goalgetter Arslan – wenn Batista Meier verkauft und damit Geld eingenommen wird. Sportchef Ralf Becker wollte zuletzt nichts ausschließen.

Prognose: Fassen wir kurz, was die Tabelle vorgibt. Dresden belegt Platz 1 oder 2 und wird sehr gute Chancen haben, sich auch ein drittes Mal zum Meister zu küren.

 

Hinrundenbilanz: Für die einen war es faszinierend, für die anderen unheimlich, wie Jahn Regensburg im Herbst das Verlieren und selbst das Punkteteilen verlernt hatte. Die Gegner konnten drehen und wenden, was sie wollten – die Punkte sammelte der SSV, ob er nun das bessere oder schlechtere Team war. Die Ausgangslage ist nach einem bombastischen 45-Punkte-Sprint herausragend, die Mannschaft prima und ausgewogen besetzt. Mit dem Tod von Teamkollege Agyemang Diawusie hat sie die schlimmste Nachricht der Saison erlebt und beachtlich in Stärke umgesetzt. Weil der Jahn nun auch für "Agy" und seine Familie triumphieren will, ist ihm jeder Punkt zu gönnen.

Vorbereitung: Der liga-interne Test gegen Unterhaching brachte einen 3:1-Erfolg, die Generalprobe gegen Eintracht Braunschweig verlor der Jahn knapp mit 0:1 – die erste Niederlage überhaupt seit Ende September. Auf ein Trainingslager hatten die Regensburger verzichtet.

Wintertransfers: Allenfalls gezielte Transfers sind in diesem Januar notwendig, denn die Mannschaft harmoniert. Dennoch wurde in der Offensive mit Erik Tallig (zuletzt vereinslos) und Valdrin Mustafa (Viktoria Köln) gleich doppelt nachgelegt.

Prognose: Ob die Enochs-Elf tatsächlich nochmals auf eine derartige Punktequote kommt? Nötig wäre es ja gar nicht, denn über die 70-Punkte-Marke – das dürfte für den Aufstieg reichen – käme der Jahn ja schon mit einem Schnitt von 1,4 Zählern. Es wird die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga, auch wenn Dynamo Dresden erster Anwärter auf den Meistertitel ist. Platz 1 bis 2.

 

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