Riedel nach Pokal-Aus: "Der Fußballgott war nicht im Stadion"
Was für ein bitteres Pokal-Aus! Gegen den 1. FC Nürnberg lag Hansa Rostock am Mittwoch zweimal in Führung, musste sich am Ende aber im Elfmeterschießen geschlagen geben. Dementsprechend enttäuscht waren die Beteiligten nach dem Schlusspfiff.
Riedel lässt Emotionen freien Lauf
Als Julian Riedel am späten Mittwochabend auf den Rasen des Ostseestadions sank, seinen Emotionen freien Lauf ließ und lange getröstet werden musste, war das die Szene, die den Spielausgang des Abends am besten beschrieb. Über weite Strecken war der Drittligist von der Ostsee ein ebenbürtiger Gegner gegen den Bundesligisten aus Nürnberg und war nach dem Erfolg über den VfB Stuttgart drauf und dran, die nächste Pokal-Überraschung zu schaffen. Am Ende fehlte im Elfmeterschießen das Quäntchen Glück.
"Du hoffst am Ende, dass im Elfmeterschießen der Fußballgott auf deiner Seite ist. Da waren heute 23.900 Zuschauer im Stadion, aber kein Fußballgott", erklärte Riedel gegenüber "Hansa-TV" mit Tränen in den Augen. "Es ist das Traurigste, dass es einfach nicht gereicht hat. Normal feierst du jetzt mit deinen Fans mit einer Rieseneuphorie. Und so stehst du jetzt nach 120 Minuten mit Tränen in den Augen da. Es ist für die Fans bitter und für jeden einzelnen Spieler, weil es unglaublich weh tut."
Ein brutaler Stich ins Hansa-Herz
Es lief bereits die 90. Minute, als der Nürnberger Zrelak der weiß-blauen Pokal-Euphorie einen Stich ins Herz versetzte. Mit der letzten Szene der regulären Spielzeit erzielte er den Ausgleich für die Gäste aus Nürnberg, die in der ersten Halbzeit wenig Land gegen gut aufspielende Rostocker sahen. Rostock lebte von Beginn an von der grenzenlosen Unterstützung der Fans und ging nach 35 Minuten, begünstigt durch eine kuriose Fehlerkette der Nürnberger, verdient durch Pascal Breier mit 1:0 in Führung. Sowohl Marco Königs (44.) als auch Jonas Hildebrandt (71.) hätten mit dem 2:0 das Tor zum Achtelfinale bereits weit aufstoßen können, vergaben jedoch ihre guten Möglichkeiten.
Und wieder einmal bewahrheitete sich dann an diesem Abend die alte Fußballwahrheit, dass ein Spiel neunzig Minuten dauert. "Es sind diese Momente, wo du in der 89. Minute denkst: 'Halt einfach dagegen, wir packen das.' Wir haben das 2:0 auf dem Fuß, spielen überragend in der ersten Hälfte. Kämpfen leidenschaftlich. Und dann machen wir den einen Fehler in dem Spiel, den sie dann ausnutzen“, beschrieb Riedel die Situation vor dem Ausgleich.
"Es ist sehr enttäuschend"
Aber auch in der Verlängerung steckten die unermüdlich kämpfenden Hanseaten nicht auf und gingen durch ein überragendes Tor von Hildebrandt, der einen Freistoß direkt verwandelte, abermals in Führung. "Aber irgendwann schwinden die Kräfte und man hält nur noch dagegen. Dann kommst du in die Phase, wo Nürnberg unglaublichen Druck entwickelt und das 2:2 macht", so Riedel geknickt. Es kam, wie es kommen musste: Das Elfmeterschießen lief gegen Hansa, weil Nürnberg abgezockter agierte und bei der Kogge die Nerven flatterten. "Es ist sehr enttäuschend, weil wir das nicht verdient haben. Aber manchmal gibt es im Fußball Dinge, die man sich nicht erklären kann. Wir waren nahe dran an der Sensation“, so Trainer Pavel Dotchev.
Schulterklopfer brauche Hansa aber nicht, "denn wir wissen, was wir können", betonte Dotchev. "Wir haben Gesicht und Charakter gezeigt. Es hat uns hart getroffen. Für mich hat jetzt oberste Priorität, die Mannschaft aufzubauen, denn wir haben nicht viel Zeit", sagte er mit Blick auf das Ligaspiel in Jena am Samstag. "Ich muss mir die positiven Sachen herauspicken und darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren."
Der Stolz bleibt
Auch wenn die Köpfe der nie aufsteckenden Rostocker auch einen Tag später sicher noch leer und die Beine schwer sind: der Stolz auf das Geschaffte bleibt. Denn Hansa hat nicht nur Gesicht und Charakter gezeigt, sondern auch ordentlich Werbung für die 3. Liga gemacht. In einem Spiel, in dem über weite Strecken kein Zwei-Klassen-Unterschied zu sehen war, am Ende aber eine Minute und die mentale Stärke im Elfmeterschießen fehlte.