Rot-Weiß Erfurt wird nach Derbysieg vom Jäger zum Gejagten
So schnell kann es gehen: Nach dem 2:0-Heimerfolg gegen den Chemnitzer FC, der automatisch den sechsten Heimerfolg in Serie bedeutete, steht der FC Rot-Weiß Erfurt nach dem 14. Spieltag auf dem zweiten Tabellenplatz. Lediglich ein Zähler trennt die Thüringer vom Spitzenreiter SV Wehen Wiesbaden. Die Hessen (1:2 gegen Mainz II) verloren genauso wie die Konkurrenten aus Stuttgart (1:5 gegen VfB Stuttgart II), Bielefeld (1:3 in Münster) und der MSV Duisburg (0:2 in Cottbus). Dynamo Dresden kam zudem nicht über ein 0:0 gegen Aufsteiger Fortuna Köln hinaus. Nutznießer war die Mannschaft von Trainer Walter Kogler, die vom siebten auf den zweiten Rang kletterte und nun in der Tabelle hinter statt vor sich schauen muss beziehungsweise darf. "Es ist eine schöne Momentaufnahme, aber wir freuen uns gerade mehr über den Sieg als über die Tabellenkonstellation. Diese kann sich Woche für Woche ändern", sagte Matchwinner Kevin Möhwald nach dem Abpfiff. Der 21-Jährige erzielte den frühen Führungstreffer (3.), der es seinem Team in der Folge um einiges leichter machte. Die endgültige Entscheidung durch Amer Kadric bereitete der Mittelfeldspieler vor.
Kogler: Haben einen guten Klewin und Glück gebraucht
"Wir haben uns zum Ziel gesetzt, unter die ersten sechs Mannschaften zu kommen. Da sind wir im Moment und ich denke, dass wir einen guten Weg eingeschlagen haben – auch von der Spielweise. Da müssen wir einfach weiter dran arbeiten, das ist klar", antwortete der gebürtige Erfurter auf die Frage, ob die Mannschaft jetzt da sei, wo sie hinmöchte. "Wir haben in den letzten Wochen so viel investiert, um endlich einmal Richtung Spitze kommen zu können. Wir wollten das Spiel so bestreiten, dass wir es gewinnen können. Und das haben wir auch getan. Wir waren leidenschaftlich, diszipliniert und in gewissen Phasen auch sehr clever", resümierte Kogler die Darbietung seiner Spieler, gab aber auch zu: "Wir haben aber auch einen guten Philipp Klewin und das Quäntchen Glück gebraucht."
Zwar ließ der Offensivdruck der Rot-Weißen nach dem Tor nach, doch verstand es das Team, den Gegner über weite Strecken der Partie kaum gefährlich in die Nähe des eigenen Tores kommen zu lassen. Wenn die Sachsen gefährlich wurden, dann meist nur über Standards. Die beste Gelegenheit hatte Tim Danneberg, dessen Schuss am Pfosten landete. "Chemnitz hat eine sehr gute Mannschaft. Wir wussten, dass es nicht möglich ist, über 90 Minuten keine Torchancen zuzulassen. Wir hatten in der einen oder anderen Situation auch Glück, aber das gehört dazu. Aber auch wir hatten Szenen, in denen wir ein Tor hätten machen können. Im Endeffekt sind wir absolut zufrieden, dass wir gewonnen haben – und das auch mit einer guten und überzeugenden Leistung."
Debüt für langzeitverletzten Luka Odak
Endlich wieder auf dem Platz stand Rechtsverteidiger Luka Odak. Der Defensivspieler vertrat den gelbgesperrten Juri Judt, absolvierte sein erstes Drittliga-Spiel in dieser Saison und lieferte in den Augen von Trainer Walter Kogler eine "sehr gute" Leistung ab: "Ich denke, ich habe ein ordentliches Spiel gemacht. Für mich hat alles super gepasst. Der Trainer meinte, ich solle erst defensiv ordentlich stehen, da ich einen guten Gegenspieler hatte. Der wurde nach 60 Minuten ausgewechselt, daher denke ich, dass ich die Aufgabe erfüllt habe", sagte der 24-Jährige mit einem Lächeln. "Ich habe mit jedem Zweikampf auch mehr Selbstvertrauen gewonnen. Jetzt schauen wir mal, wie es für mich weitergeht", so der gebürtige Frankfurter. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er Judt zunächst aus der Stammformation verdrängt hat und auch beim Gastspiel am Freitag in Bielefeld von Beginn an spielen wird. Beim Duell des Vierten gegen den Zweiten kommt es für die Erfurter zum nächsten Topspiel. Die Vorfreude auf Flutlicht, den namhaften Gegner und die Kulisse sind in der Blumenstadt groß. Zudem konnte der ehemalige Zweitligist mit einem Erfolg beim Halleschen FC die schwache Auswärtsbilanz etwas aufhübschen und beweisen, dass auch auf des Gegners Platz drei Punkte geholt werden können.
FOTO: Marcel Junghanns