Rot-Weiß Erfurt: Minuskulisse und Fan-Proteste

Im ersten Heimspiel nach Anmeldung der Insolvenz gelang dem FC Rot-Weiß Erfurt am Samstag ein 2:1-Erfolg gegen Fortuna Köln. Begleitet wurde die Partie von Fan-Protesten, zudem wurde eine neue Minuskulisse im neuen Steigerwaldstadion aufgestellt.

Keine Stimmung in der ersten Halbzeit

Lediglich 3.385 Zuschauer wollten die Partie zwischen dem Letzten und dem Fünften am Samstagnachmittag sehen – weniger Fans kamen bisher nie in das zwischen 2014 und 2016 umgebaute neue Steigerwaldstadion. Und die, die da waren, schwiegen in den ersten 45 Minuten aus Protest. Mit Spruchbändern wie "Gemeinsam stark in der Regionalliga starten. Grundlagen jetzt schaffen", "Für einen Neuanfang gibt es nur eine Chance! Machtspiele beenden! Insolvenz geschlossen angehen" und "Keiner von Euch ist größer als der Verein" machten sie ihrem Unmut über die chaotischen Zustände hinter den Kulissen Luft. Mit Beginn der zweiten Halbzeit nahmen die Fans den Support dann wieder auf und sahen den dritten Heimsieg der Saison, durch den Erfurt vorerst den letzten Tabellenplatz verlässt. Bei aller Freude ist jedoch klar: Sportlich hat der Sieg keinen Wert, denn nach dem Insolvenzantrag und dem in Kürze folgenden Abzug von neun Punkten steht Rot-Weiß Erfurt praktisch als erster Absteiger fest.

RWE trotz Überzahl mit Problemen

Entsprechend geteilt war die Stimmungslage bei den Thüringern. Während Kapitän Jens Möckel kommentarlos in der Kabine verschwand, war Tugay Uzan, Schütze zum Führungstor, gut gelaunt: "Es ist ein geiles Gefühl, wieder zu gewinnen. Es ist schön, die drei Punkte mitgenommen zu haben. Wir sind alle glücklich." Auch Theodor Bergmann konnte sich zumindest nach dem Abpfiff etwas freuen. "Es ist schön, mal wieder gewonnen zu haben. Es war kein schönes Spiel, aber dass wir mal wieder einen Sieg gewonnen haben, tut allen im Verein gut. So konnten wir den Fans auch mal einen Heimsieg schenken", so der Mittelfeldspieler.

Dass dieser zustande kommen würden, war vor allem im ersten Durchgang nicht zu erwarten. Trotz der frühen roten Karte nach acht Minuten für Kölns Kyere Mensah, der RWE-Stürmer Elias Huth als letzter Mann zu Fall brachte, ging bei den Hausherren wenig. Bergmann teilte den Eindruck, dass die erste Halbzeit "sehr statisch, sehr mutlos und blutleer" war. "Wir haben zu wenige kreative Aktionen von den Laufwegen her gehabt, konnten nicht so viele Spieler in der Spitze anspielen. Das haben wir nicht gut gemacht", so der 21-Jährige.

Emmerling: "Die Spieler wirkten nicht frisch"

Sah auch Trainer Stefan Emmerling so: "Wir sind heute nicht gut ins Spiel gekommen. Nach dem Platzverweis haben wir zwar Überzahl gehabt, davon hat man bis zum Pausenpfiff aber nichts gemerkt. Der Führungstreffer war ein Brustlöser und es war gut, dass wir gleich nachgelegt haben. Der Gegentreffer war überflüssig, der Sieg am Ende aber verdient." Mit Hinblick auf die letzten Spiele fügte der 52-Jährige an: "Wir haben schon deutlich besser gespielt als heute. Wir haben uns sehr schwer getan. Die Spieler wirkten nicht frisch. Aber letztendlich sind wir froh, mal wieder drei Punkte geholt zu haben. In den Spielen zuvor hätten wir es eher verdient gehabt."

Nach dem Seitenwechsel machte es Rot-Weiß besser und nutzte die Überzahl aus. "Wir haben den Gegner etwas auseinandergezogen, für die wurden die Räume ein bisschen groß. Die Konter von Köln waren gefährlich, sie haben schnelle Leute vorne. Aber das haben wir ganz gut gelöst", erklärte Bergmann. So entschieden die Thüringer durch den Doppelschlag von Uzan (63.) und Nermin Crnkic (67.) die Partie.

Kurzes Zittern nach Anschlusstreffer

Doch der Kölner Anschluss durch Amir Falahen in der 89. Minute brachte noch einmal Spannung. "Ich habe den Gegentreffer nicht gesehen. Dann sah ich nur, wie die den Ball aus dem Tor holen. Es war die 90. Minute, ich dachte mir nur 'bitte nicht schon wieder'. Aber am Ende ist es egal, wie wir den Sieg geholt haben", schilderte Uzan die letzten Minuten, die er trotz Einwechslung auf der Bank verbrachte: "Ich glaube, das hatte ich noch nie. Aber es ging zum Schluss gar nicht mehr. Es ist immer eklig, in das Spiel hereinzukommen. Du bist nicht richtig warm, fängst gleich mit Sprints an." Für Erfurt geht es schon am Mittwoch (19 Uhr) im Nachholspiel gegen Osnabrück weiter.

   

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