Ex-Drittligist Rot-Weiß Erfurt muss Spielbetrieb wohl einstellen

Paukenschlag bei Ex-Drittligist Rot-Weiß Erfurt: Die Thüringer müssen den Spielbetrieb in der Regionalliga Nordost wahrscheinlich schon am Montag einstellen. Wie der Verein mitteilte, konnte bislang kein neuer Investor gefunden werden, der kurzfristig eine finanzielle Lücke schließt. RWE steht damit kurz vor der zweiten Pleite innerhalb von zwei Jahren und dem Abstieg in die Oberliga.

Streitigkeiten hinter den Kulissen

Am Freitagnachmittag überbrachte Insolvenzverwalter Volker Reinhardt der Mannschaft die bittere Nachricht. "Wenn sich bis einschließlich Sonntag keine Lösung abzeichnet, muss ich die Reißleine ziehen. Wir wollen den Spielern unbedingt die Möglichkeit erhalten, zu einem anderen Verein zu wechseln." Zuletzt hatte Reinhardt dem Vernehmen nach mit einer Investorengruppe aus der Schweiz verhandelt – ohne Erfolg. Den potenziellen Geldgebern war der vorgegebene Entscheidungszeitraum wegen des Transferfensters offenbar zu kurz.

Aus heiterem Himmel kommt das Ende mit Schrecken für RWE nicht: Bereits in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass die Thüringer das Dezember-Gehalt an die Mannschaft nicht zahlen konnten. Hintergrund waren Streitigkeiten zwischen Reinhardt und den drei Investoren, die erst im vergangenen Oktober eingestiegen waren. Die Geldgeber beklagten, dass Reinhardt die zur Verfügung gestellten Gelder unsachgemäß verwendet habe. Dieser hingegen erklärte, "dass die eingezahlten Gelder sowohl dazu dienen, die Fortführung des Spielbetriebs abzusichern, als auch die ab dem 1. Januar 2019 entstandenen Verbindlichkeiten des RWE abzutragen."

Ausgliederung gescheitert

Doch damit nicht genug: Reinhardt warf dem Hauptinvestor zuletzt vor, er habe die Übertragung der Marken- und Namensrechte des Klubs auf sich selbst vorangetrieben, um zukünftig daraus persönlichen Profit zu schlagen. "Interesse an der Sanierung des Vereins hat er dagegen nicht, was sich durch die jetzt verweigerten Zahlungen beweist", so Reinhardt. Daraufhin stellten zwei der drei Investoren Strafanzeige gegen den Insolvenzverwalter. Die geforderte Absetzung von Reinhardt verweigerte das Amtsgericht Erfurt am Freitag jedoch.

Zuvor war zudem bekannt geworden, dass die Ausgliederung der RWE-Spielbetriebs-GmbH gescheitert ist – das notwendige Kapital war nicht vorhanden. Über die Entscheidung des Amtsgerichts Jena soll Reinhardt laut den Investoren bereits vorab informiert gewesen sein, die Mitteilung aber nicht an die Geldgeber weitergegeben haben. Offenbar der Hauptgrund, warum die Investoren ihre Zahlungen einstellten: "Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Reinhardt hat zu keinem Zeitpunkt die Voraussetzungen zum Vollzug der Verträge mit den Investoren geschaffen. Die Zukunftspläne von Rot-Weiß Erfurt wurden durch Herrn Reinhardt zerstört", erklärten sie zu Wochenbeginn in einer Stellungnahme. 

Abstieg in die Oberliga

Auch sportlich ist Rot-Weiß Erfurt mit der bevorstehenden Abmeldung vom Spielbetrieb am Ende. Alle Partien der Thüringer würden mit sofortiger Wirkung annulliert werden, zudem stehen die Thüringer – sobald die Abmeldung endgültig ist – als erster Absteiger in die Oberliga fest. Alle Spieler wären dann vorerst vereinslos und hätten nur noch bis zum Ende der Transferperiode am 31. Januar Zeit, sich einem neuen Klub anzuschließen.

Eine komplette Abwicklung des Vereins droht aber offenbar nicht. Die Nachwuchs- und Jugendmannschaften können ihren Spielbetrieb vorerst fortführen. Wie es mit der Profimannschaft künftig weitergeht, ist offen. Möglich ist, dass der frühere Drittligist in der kommenden Saison in der Oberliga neu anfängt. "Hierfür gibt es bereits Interessenten. Wir sind im Gespräch", so Reinhardt. Vorerst blickt der FC Rot-Weiß Erfurt in eine ungewisse Zukunft – mal wieder. Bittere Zeiten für den Klub, der zwischen 2008 und 2018 zum festen Bestand der 3. Liga gehörte. Der Weg zurück in den Profifußball wird weit.

   

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