Rückrunden-Prognose Halle: Mit Ruhe zum Mittelfeldplatz

Am vergangenen Samstag gab es eine ungewohnte Überraschung für die Fans des Halleschen FC: Ein österreichischer Internetfernsehsender übertrug live aus der Türkei das Wintertestspiel des HFC gegen Alanyaspor. Ein Service, an den sich die Fans gerne gewöhnen würden. Dafür müsste der HFC allerdings eine optimale Rückrunde bestreiten und so ackerte die Mannschaft von Sven Köhler im Trainingslager in Belek Tag um Tag für einen erfolgreichen Saisonabschluss. liga3-online.de blickt auf die bisherige Wintervorbereitung der Hallenser zurück.

Siegreich durch die Testspiele

Bevor die Mannschaft in den Sonne-Regen-Mix an der türkischen Riviera abreiste, wollten Weihnachtsbraten und Silvesterpfannkuchen in Halle weggespielt werden. Als Sparringspartner bot sich dabei ein Traditionsverein aus dem Westen der Republik an: Die Kickers Offenbach, zurzeit Viertligist, reisten für mehrere Testspiele durch Ostdeutschland und lieferten dem HFC nur eine Woche nach dem Jahreswechsel einen schonenden Auftakt. In der Partie im ERDGAS-Sportpark war wenig Pfeffer und so sicherten die beiden Verteidiger Dominic Rau und Marcel Franke spät die beiden Siegtore.

Deutlich spritziger zeigte sich der HFC fünf Tage später in Berlin. Gegen Bundesligist Hertha BSC blühte der lang verletzte Selim Aydemir förmlich auf und traf doppelt beim 3:1-Erfolg in der Landeshauptstadt. Auch Neuzugang Niklas Lomb zeigte im Tor eine interessante Leistung und liefert sich zurzeit noch einen offenen Kampf mit Pierre Kleinheider um die Nummer eins. Nach einem langen Hin und Her in der Türkei mit zwei Spielabsagen, konnte für den 16.1. schließlich ein Testspielgegner gefunden werden. Der türkische Zweitligaaufsteiger Alanyaspor gab sich die Ehre und verlangte den schweren Trainingslager-Beinen der HFC-Recken so einiges ab. Letzten Endes konnten die deutschen Gäste aber Struktur in ihr Spiel bringen und das Spiel mit 3:2 für sich entscheiden.

Letzter Testspielgegner in der Türkei war schließlich der Schweizer Zweitligist Servette Genf. Das Team um den ehemaligen Nationalspieler Johan Vonlanthen gab ebenfalls ordentlich Kontra, doch dank der Tore von Max Jansen und erneut Selim Aydemir ging der HFC auch aus dieser Partie siegreich hervor und gewann 2:1. Der letzte Test folgt nun  am kommenden Samstag in Grimma gegen Liga-Konkurrent Chemnitz.

Was muss in der Rückrunde besser laufen?

Gegen Alanyaspor war das erste Gegentor ein typischer HFC-Fehler: Während der Flankengeber zu wenig bedrängt wurde, konnte der Schütze ebenso ungestört einköpfen. Die letzte Konsequenz fehlt in der Defensive der Hallenser nach wie vor, was gegen die Topteams der Liga zum ernsthaften Problem wird. Bestes Beispiel war die letzte Heimpartie vor der Winterpause gegen Bielefeld, wo man offensiv durchaus zu gefallen wusste, defensiv aber mit zwei-drei leichten Pässen übertölpelt wurde. Hier gilt es auch für Sven Köhler eine Struktur in die Abwehr zu bekommen. Dringend notwendig ist zumindest ein festes Innenverteidiger-Paar. Notfalls müssen Patzer auch verziehen werden, um die Konstanz zu sichern. Gleiches gilt für die Torhüterposition: Wer jetzt Nummer eins wird, sollte es möglichst bis zum Saisonende bleiben, Verletzungen selbstverständlich ausgenommen. Dem HFC fehlt es bekanntlich vor allem an Konstanz und diese sollte in der Aufstellung möglichst gesichert sein. Konkurrenzdruck ist gut und wichtig, kann im großen Maße aber auch für Unsicherheiten sorgen.

Aydemir oder Osawe – Wer blüht zuerst auf?

Das Trainingslager in Belek war vor allem für Selim Aydemir ein Gewinn. Der Deutsch-Türke war in bekanntem Umfeld wichtigster Ansprechpartner und Übersetzer für die Mannschaft und traf ganz nebenbei so häufig wie kein anderer Spieler in den Testspielen. Das Tor von Osayamen Osawe gegen Alanyaspor warf den Scheinwerfer zudem auch wieder auf den jungen Briten, der bisher, bis auf die Auswärtspartie in Bielefeld, ziemlich abgetaucht war. Osawe hat immenses Potenzial und bei richtiger Handhabung dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er sein ganzes Können abrufen kann. Nichts mehr beweisen muss hingegen Daniel Ziebig. Der Routinier hat keinen Platz mehr als linker Außenverteidiger, weil Florian Brügmann überzeugte und das junge Eigengewächs Max Barnofsky mehr Einsatzzeit bekommen soll. Deswegen zieht Sven Köhler Ziebig für sein letztes halbes Jahr in Halle einfach ins Mittelfeld, wo er mit seiner Übersicht durchaus ein Gewinn sein könnte.

Drei Gründe, warum der Hallesche FC sein Saisonziel erreicht:

1. „Das ist ja jedes Jahr so, dass…“

…der HFC die Hinrunde etwas verschläft und in der Rückrunde mächtig Gas gibt. Bisher deutet nichts darauf hin, dass es dieses Jahr anders werden sollte. Schon zum rechnerischen Rückrundenstart gegen Chemnitz brannte die Mannschaft von Sven Köhler ein Feuerwerk ab. Auch in den folgenden Spielen sah sie nicht schlecht aus, die Testspielergebnisse sprechen zudem für sich. Der HFC wird nichts mit dem Abstieg zu tun bekommen und sich im sicheren Mittelfeld fest spielen.

2. Andy Gogia macht diese Saison zu seiner Saison – und verlängert?

Gogia war schon in der Hinrunde einer der prägendsten Spieler der Liga, dirigiert die Offensive von Furuholm an der Spitze bis Jansen in der Tiefe nahezu alleine und kriegt ab Februar dazu noch von Sören Bertram und Selim Aydemir den Rücken freigehalten. Ein möglicher Zusatzboost: Zwar reden alle vom Gogia-Abschied im Sommer, aber bereits in den letzten Wochen lehnte Gogias Berater Angebote ab, mit der Begründung, dass „bisher einfach noch nichts dabei war, was passt“. Sollte Robert Schick den Verein noch im Winter verlassen und, wie sich abzeichnet, kein weiterer Stürmer kommen, bietet das neuen Verhandlungsspielraum. Auch Timo Furuholms Verbleib ist noch nicht geklärt. Wird der Topverdiener nicht verlängert, sieht die Situation schon ganz anders aus. Gedankenspiel: Gogia verlängert mit flacher Ausstiegsklausel um zwei weitere Jahre, weil er in die zweite Liga will – mit dem HFC.

3. Die Mannschaft platzt vor Potenzial

Jeder Mannschaftsteil beherbergt mindestens einen Spieler, dessen Potenzial über die 3. Liga hinausgeht. Lomb ist ein großartiges Torwarttalent, dessen Kontrahent immerhin Bernd Leno hieß, Franke ist, wenn er ruhiger in der Defensive wird, ein Klasseverteidiger, im Mittelfeld tummelt sich mit Max Jansen und Ivica Banovic ein zuverlässiges Duo, welches kämpferisch und spielerisch überzeugen kann, vorne wirbeln Gogia, Bertram und Furuholm. Dahinter steht eine starke Zahl an zuverlässigen Kaderspielern, die, im Falle von Osawe, Aydemir oder den jungen Ratifo und Barnofsky noch Entwicklungspotenzial haben.

Prognose

Der Hallesche FC landet im sicheren Mittelfeld, wird in den verbleibenden Spielen keine größeren Sprünge nach oben oder unten machen, sondern locker und unaufgeregt die Saison zu Ende spielen und sich auf Platz 8-11 einfinden.

   

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