Rückrunden-Prognose mit Ismail Atalan #2: Das Mittelfeld
Es ist soweit: In wenigen Tagen startet die 3. Liga in die Rest-Rückrunde. 18 Spieltage liegen vor uns, in denen über Auf- und Abstieg entschieden wird. Bevor der Ball rollt, schätzen wir wie gewohnt die Stärken der Klubs ein. Als Experten haben wir Trainer Ismail Atalan gewinnen können – er kennt die 3. Liga durch sein Engagement bei den Sportfreunden aus Lotte noch bestens. Im zweiten Teil schauen wir auf die Teams im Mittelfeld.
Ausgangslage: Möglicherweise hat sich der SC Preußen die Messlatte mit den starken Ergebnissen im Herbst, als auch glückliche Siege eingefahren wurden, selbst etwas zu hoch gelegt – so wirkte die Pleitenserie kurz vor der Winterpause wie eine Vollbremsung. Kürzlich präsentierte der Klub neue Geschäftszahlen, weiterhin schwebt ein Millionen-Minus über den Westfalen. Der damit verbundene Sparkurs erlaubt wohl keine Wintertransfers, es deutet sich daher eine unspektakuläre Rückserie im Mittelfeld an. Geduld ist gefragt an der Hammer Straße.
Atalan: "Bei Preußen darf man trotz der Niederlagenserie zum Ende hin nicht vergessen: Sie spielen für ihre Möglichkeiten immer noch eine sehr gute Runde. Wenn sie gute oder schlechte Phasen haben, dann sind diese meist ziemlich ausgeprägt, weshalb sie zwischendurch weit oben waren. Vor der Saison war der SCP auch für mich ein Geheimfavorit, denn die Transfers in der Sommerpause waren stimmig. Leider wurden sie im Dezember etwas aus dem Tritt gebracht. Am Ende der Saison werden sie zwischen Platz 5 und 8 landen, glaube ich."
Die Prognose von liga3-online.de: Platz 7-10
Ausgangslage: Das alljährliche Chaos hat Hansa Rostock 2019 verdächtig früh abgehakt: Nach nur drei Tagen des neuen Jahres waren Trainer Pavel Dotchev und Manager Markus Thiele von ihren Aufgaben entbunden. Nun übernehmen Martin Pieckenhagen als Sportvorstand und Jens Härtel als Chefcoach. Härtels Name steht für große Erfolge, allerdings beim Ost-Rivalen aus Magdeburg. Funktioniert er auch bei der Kogge, wird er die Dreierkette aus FCM-Zeiten etablieren? Eins nur sollte Hansa jetzt vermeiden: Das elende A-Wort, mit dem der Druck auf den neuen Übungsleiter ins Unendliche steigen würde.
Atalan: "Hansa ist mit großen Ambitionen gestartet. Und tatsächlich gab es Spiele, da konnte man sagen: die steigen auf. In anderen Spielen waren sie dann kaum wiederzuerkennen. Individuell ist die Mannschaft so stark besetzt, dass sie unter den ersten fünf landen sollten, doch dafür fehlte bislang einfach die Konstanz. Jetzt kommt ein Trainer mit einem neuen spielerischen Ansatz, das wird interessant. Doch die treuen Fans werden nach so vielen Jahren in der 3. Liga allmählich ungeduldig, sie wollen mehr für ihre grandiose Unterstützung. Für ganz vorne kann es in dieser Spielzeit nur noch reichen, wenn mehrere Spitzenteams schwächeln – und daran glaube ich nicht."
Die Prognose von liga3-online.de: Platz 5-7
Ausgangslage: Eine Bereicherung für diese 3. Liga sind die Münchner Löwen außer Frage: Jedes Heimspiel an der Grünwalder Straße ist ausverkauft, zu den Gastspielen reisen im Schnitt über 3.000 Anhänger quer durch das Land. Doch je länger die Hinserie dauerte, desto mehr Nebenkriegsschauplätze entwickelten sich. Der größte aktuell ist der unzufriedene Stürmer Adriano Grimaldi, der sich im Spätsommer in alle Löwenherzen spielte, mittlerweile aber nicht einmal mehr ins Trainingslager reiste und sich nun auch noch verletzte. Er dürfte den Verein zeitnah verlassen, der dann für die Ablösesumme seinerseits nochmal nachlegen kann. Das ist auch notwendig, denn die latente Gefahr, unten hineinzurutschen, ist noch nicht gebannt.
Atalan: "1860 ist ein Verein, bei dem man zuletzt wieder zu viel um das Drumherum gehört und gelesen hat – und das ist selten ein gutes Zeichen. Dabei sollte man sich bei den Löwen einfach nur bewusst sein, dass nach den vergangenen Jahren etwas Ruhe in der 3. Liga vielleicht sogar gut tut. Man hat im Sommer gute Transfers getätigt, was in einigen Spielen auch aufblitzte – gerade in den Duellen mit den Spitzenteams haben sie gute Leistungen gezeigt, die dann nicht immer bestätigt wurden. Zum möglichen Abgang von Adriano Grimaldi kann ich sagen, dass es sportlich ein klarer Verlust für 1860 München wäre. Vorne fehlt dann etwas."
Die Prognose von liga3-online.de: Platz 9-12
Ausgangslage: Es waren weiß Gott keine Fußballfeste, die der FSV Zwickau in der Hinrunde angeboten hat. Doch angesichts des im Ligavergleich enorm knapp bemessenen Etats ist das, was die Westsachsen in den ersten 20 Spielen auf die Beine gestellt haben, kaum hoch genug zu bewerten. Platz 10 in dieser Spielklasse, in der Zwickau von Anfang an einer der ersten Abstiegskandidaten war, ist mindestens eine ordentliche Überraschung. Weil hinter den Kulissen an der wirtschaftlichen Zulassung gearbeitet wird, sind große Sprünge in Form von Transfers bislang nicht möglich gewesen. Joe Enochs wird weiterhin zaubern müssen, will er den FSV weit von den Abstiegsplätzen fernhalten.
Atalan: "Die Arbeit von Joe Enochs ist wirklich gut, Platz 10 ein starkes Zwischenergebnis. Aber die anderen Teams im Tabellenkeller ziehen mit, der Vorsprung ist nicht groß. In Zwickau wird gerade das Maximum aus den Fähigkeiten herausgeholt, und dort wird dennoch bis zum Ende aufgepasst werden müssen, dass der FSV nicht unten hineinrutscht. 25 Punkte nach 20 Spielen, das ein sehr guter Schnitt. Da haben sie gut aufgebaut. Doch sie dürfen sich keine Sekunde darauf ausruhen, es wird lange um den Klassenerhalt gehen."
Die Prognose von liga3-online.de: Platz 11-14
Ausgangslage: Ein bisschen drunter und drüber ging es beim 1. FC Kaiserslautern, bei dem der mittlerweile geschasste Trainer Michael Frontzeck schon nach drei, vier Spieltagen zum ersten Mal angezählt worden war. Letztlich hielt er sich aber bis in den November hinein im Amt – obwohl Lautern dem Pflichtziel Wiederaufstieg immer weiter hinterherhinkte. Sein Nachfolger Sascha Hildmann soll den Kader jetzt tauglich machen, um spätestens im kommenden Jahr anzugreifen. Ob das wirtschaftlich möglich sein wird, entscheidet auch die aktuell laufende Investorensuche.
Atalan: "In Kaiserslautern wurde eine komplett neue Mannschaft zusammengeschraubt. Ich glaube, diese Situation, der Verein mit seinen Fans war für manche Spieler etwas völlig Neues. Man muss sich daran gewöhnen, für solch einen ambitionierten Klub zu spielen. Der Kader ist trotzdem gut, dafür stehen sie weit hinter ihren Erwartungen. Realistisch ist es jetzt nicht mehr, auf die obersten Plätze zu schauen. Dafür müssten schon mehrere Vereine viele Punkte lassen und Lautern durchstarten. Für den FCK ist es nun wichtig, etwas Euphorie für das nächste Jahr zu entfachen. Ich hoffe, dass sie bis dahin die finanziellen Probleme in den Griff bekommen."
Die Prognose von liga3-online.de: Platz 7-10
Ausgangslage: Schauen wir mal, wie es in Würzburg weitergeht. Die bisherige Saison war ein einziges Auf und Ab, bei dem sich Durststrecken und erfolgreiche Zeiten recht unvermittelt abwechselten. Im Umfeld des Klubs wird gerne von einer launischen Diva gesprochen, geht es um die sportlichen Leistungen des FWK: Am Leistungsmaximum dürfte jeder Gegner der Liga Probleme mit der Elf von Michael Schiele bekommen. Viel zu selten wurde dieses Potenzial aber tatsächlich abgerufen. In die Rückserie geht es nun ohne nennenswerte Neuzugänge, ein Angriff nach oben kann ohnehin kaum mehr eingeleitet werden. Die Saison ruhig zum Ende bringen und im Sommer die gelockerten Schrauben nachziehen – so dürfte das Motto lauten.
Atalan: "Ich hätte Würzburg vor der Saison deutlich weiter oben eingeschätzt. Sie haben viel zu wenige Punkte aus ihren Möglichkeiten geholt. Noch dazu haben sie oft gut gespielt, aber keine Siege mitgenommen – das ist bitter. Sie werden aber irgendwann einen Lauf kriegen, sodass sie mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben. Die nötige Klasse hat das Team in jedem Fall."
Die Prognose von liga3-online.de: Platz 8-11
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