Erfurt: „Wir reißen uns unser Spiel mit dem Arsch wieder ein“

Klare und deutliche Worte gab es bei Rot-Weiß Erfurt nach der deutlichen 0:3-Pleite beim VfL Osnabrück. Die Selbstkritik war teils berechtigt, aber vor allem verständlich: Irgendwie hatte sich Erfurt selbst um den möglichen Lohn gebracht. Nicht immer reichen nämlich die Grundtugenden Einsatz, Wille und Leidenschaft allein – manches Mal ist schon ein Fehler zu viel.

RWE kann Elfmeterentscheidung nur schwer akzeptieren

Das bekamen die Erfurter am Dienstagabend mehr als deutlich zu spüren. Ein gravierender Fehler im Spielaufbau, der sich in der 23. Minute ereignete, zerstörte das bis dato sehr lebendige Auswärtsspiel der Rot-Weißen: In der Folge marschierte VfL-Spieler Kwasi Wriedt allein auf das Tor zu, wurde von Luka Odak unsanft zu Fall gebracht. Elfmeter! Eine Entscheidung vom Unparteiischen Eric Müller, die fast alle RWE-Akteure nur schwer akzeptieren konnten. „Heute gab es von vorne bis hinten komische Entscheidungen“, war Kapitän Sebastian Tyrala nach Abpfiff erbost, „und auch mit dem Strafstoß bin ich überhaupt nicht einverstanden.“ Wie die TV-Bilder aufklärten, hatte sich Wriedt allerdings tatsächlich bereits auf der Strafraumlinie befunden – und Erb ihn zweifelsohne am Abschluss gehindert. Auch wenn Erfurt mit dem Schicksal haderte, diese Entscheidung mussten sie akzeptieren.

Erfurt-Anhänger kommen 25 Minuten zu spät

Das Problem: Sie brachte einen ersten Bruch in das Spiel. „Bis dahin haben wir ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht, hatten ein gutes Gefühl“, resümierte Tyrala. Eine erste Torannäherung hatte Luka Odak beschert, dies allerdings eher unfreiwillig: Seine verunglückte Flanke landete auf dem Querbalken (9.). Es sollte das größte Manko der aktiven, aber nie durchschlagskräftigen Erfurter werden. Die Thüringer erspielten sich schlichtweg aus dem Spiel heraus keine Tormöglichkeiten, die wenigen Standards brachten ebenso kaum Gefahr. Immerhin gut 200 tapfere Gästeanhänger – der Großteil war erst nach 25 Minuten ins Stadion gelangt – sorgten für einen richtig guten Auswärtssupport, den Torschrei hatten sie allerdings nur einmal auf den Lippen: Tugay Uzans Schussflanke aus spitzem Winkel wurde von Marius Gersbeck kurz vor dem Abpfiff entschärft (89.).

Kein schlechtes Auswärtsspiel – bis auf die Mangelware Chancen

Auch diese Gelegenheit erschien nicht wirklich gewollt, ohnehin hatte es zu dem Zeitpunkt bereits 0:3 aus Sicht von Stefan Krämer und Co. gestanden. Kwasi Wriedt hatte im Gewühl nach einem Osnabrücker Eckball für die Vorentscheidung gesorgt (60.), „da fehlte uns die Zuordnung“, analysierte Krämer. Den dritten und letzten Treffer markierte der eingewechselte Robert Kristo, als er erst 14 Sekunden auf dem Feld stand – unhaltbar für Philipp Klewin, der dreifach schuldlos war und nur bei einem Versuch von Bashkim Renneke Unsicherheiten gezeigt hatte (55.). „Unter dem Strich kann ich dieses Spiel nur schwer bewerten“, erklärte Krämer, „denn einerseits gibt es an einem 0:3 eigentlich nichts schönzureden. Andererseits fand ich unser Auswärtsspiel heute gar nicht schlecht.“ Später zeigte er sich besonders über den individuellen Fehler vor dem VfL-Führungstreffer traurig: „Wir reißen uns mit dem Arsch wieder ein, was wir erfolgreich begonnen hatten. Das ist einfach ärgerlich.“

„Uns war klar, dass die Woche schwer wird“

„Hier wäre viel mehr möglich gewesen“, ärgerte sich dann auch Tyrala im Nachhinein und stellte klar: „Uns war im Vorfeld klar, dass die Woche richtig schwer wird. Wir müssen uns jetzt rasch aufrichten und die beiden Niederlagen verarbeiten.“ Schon am kommenden Sonntag gastiert mit dem MSV Duisburg ein weiteres potenzielles Spitzenteam bei den Rot-Weißen. Ein weiteres? Ja, das stellte auch Tyrala fest: „Osnabrück kann ganz oben mitspielen, das ist klar.“ Erfurt dagegen muss sich nach zwei Pleiten in Folge vorerst wieder in Richtung Mittelfeld orientieren. Unter dem Strich hätte das zumindest am Dienstagabend gar nicht sein müssen.

 

   

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