Saarbrückens Pokalwunder: Jetzt holt Euch auch das Endspiel!
Sie will einfach nicht enden, die Pokalreise des 1. FC Saarbrücken. Erst Karlsruhe, dann Bayern München, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach: Der FCS ist der Inbegriff eines Pokalschrecks und steht völlig zurecht im Halbfinale. Jetzt holt Euch auch das Endspiel. Ein Kommentar.
Mit Glück hat das wenig zu tun
Kann man da noch von Glück reden? Nein. Wenn ein Klub aus der 3. Liga drei noch dazu gut betuchte Bundesligisten hintereinander aus dem DFB-Pokal wirft, hat das wenig mit Glück zu tun. Wenngleich sowohl Bayern München als auch Borussia Mönchengladbach durch einen Treffer in der Nachspielzeit niedergerungen wurden. Doch um einen zwei Klassen höheren Klub zu bezwingen und sogar mehr Siege gegen Erstligisten als Mainz und Darmstadt in dieser Saison (jeweils nur zwei) einzufahren, gehört weit mehr dazu. Etwa ein leidenschaftlicher Kampf, den die Saarländer bislang in allen Partien boten.
Am Dienstagabend waren Brünker und Co. spätestens ab der 80. Minute völlig mit den Kräften am Ende, dennoch warfen sie sich in jeden Ball. Und hatten in der Nachspielzeit sogar noch die Kraft, einen Konter zu setzen, den Brünker nach Vorlage des eingewechselten Di Michele Sanchez sensationell vollendete. Auch die Fans haben ihren Anteil dazu beigetragen, indem sie jeden Ballgewinn und gewonnenen Zweikampf in der eigenen Hälfte frenetisch bejubelten und die Mannschaft damit zusätzlich pushten. Überhaupt sorgten die Anhänger auch am Dienstabend wieder für Gänsehaut-Atmosphäre auf den Rängen und skandierten nach Spielende voller Stolz: "Keiner wird es wagen, unseren FCS zu schlagen."
Der FCS hätte es verdient
Gesänge, die gleichzeitig auch als Kampfansage an den 1. FC Kaiserslautern gerichtet waren, der nun am 2. April im Halbfinale wartet. Sich mit einem Sieg gegen einen Zweitligisten für das Finale qualifizieren zu können, mutet völlig grotesk an. Passt damit aber perfekt zur bisherigen Pokal-Saison des 1. FC Saarbrücken. Den Protagonisten möchte man nur zurufen: Jetzt holt Euch auch das Endspiel! Wer es als Drittligist so weit schafft und drei namhafte Bundesligisten mit derart viel Leidenschaft, Kampf, Herz und Wille aus dem Wettbewerb wirft, hätte es ohne Frage verdient, als vierter Drittligist der Pokal-Geschichte nach Hertha II (1993), Energie Cottbus (1997) und Union Berlin (2001) überhaupt nach Berlin fahren zu dürfen. Sich niemals aufzugeben, auch nicht nach Rückstand gegen einen großen Gegner, das macht den Fußball aus.
Gleichwohl tut der FCS gut daran, sich nicht schon voreilig auf das Endspiel zu freuen, denn auch der 1. FC Kaiserslautern, der den Kampf aus der 2. Liga gewohnt ist, muss erstmal besiegt werden. Und in den Derbys gegen die Roten Teufel sahen die Saarländer in den letzten Jahren meist nicht gut aus. Der letzte Sieg liegt bereits 32 Jahre zurück. Doch in dieser Pokal-Saison scheint alles möglich. Wenn nötig wieder mit einem Treffer in der Nachspielzeit. "Es ist ein Wunder, aber auch Qualität, am Ende nochmal zuschlagen zu können", brachte es Trainer Rüdiger Ziehl auf den Punkt. Eine Qualität, die den FCS nun erstmals in der Vereinsgeschichte ins Finale bringen soll. Gewinnen die Blau-Schwarzen auch dort – Leverkusen oder Düsseldorf heißen die möglichen Gegner -, wäre Saarbrücken als Drittligist für die Europa League qualifiziert. Was völlig utopisch klingt, würde dem Wahnsinn endgültig die Krone aufsetzen. Aber selbst der Einzug ins Endspiel wäre komplett verrückt – nach der dieser Pokal-Saison jedoch der verdiente Lohn.