Saison 2018/19: Das erwartet die Teams und Fans
Eine gefühlte Ewigkeit mussten die Mannschaften und Anhänger der 3. Liga auf den Saisonstart warten, am kommenden Freitag ist es endlich soweit: Deutschlands dritthöchste Spielklasse geht in ihr elftes Jahr. Mit dabei sind namhafte Auf-und Absteiger, prominente Neuzugänge und zahlreiche Neuerungen auf sportlicher und finanzieller Ebene. liga3-online.de macht Euch schon einmal heiß auf die neue Saison und nimmt die "stärkste 3.Liga aller Zeiten" im Vorfeld einmal genauer unter die Lupe.
Spannender Aufstiegskampf mit prominenten Namen
Sportlich gesehen erwartet die Fans eine äußerst attraktive Spielzeit. Mit den Zweitliga-Absteigern Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Kaiserslautern sowie den Aufsteigern von 1860 München und dem KFC Uerdingen sind gleich vier Mannschaften in die Liga gestoßen, denen allen der direkte Durchmarsch respektive direkte Wiederaufstieg zuzutrauen ist. Dies bestätigt auch unsere Umfrage unter den Trainern der 3. Liga, die im Schnitt jene vier Mannschaften – zusammen mit dem Karlsruher SC – zu den Top-Fünf-Aufstiegskandidaten zählen. Doch auch die Mannschaften vom F.C. Hansa Rostock oder dem SV Wehen Wiesbaden haben sich auf dem Transfermarkt noch einmal entscheidend verstärken können und schielen auf die Aufstiegsplätze. Die Betrachter dürfte also ein äußerst spannender Kampf um die Ränge eins bis drei erwarten.
Die 3.Liga 2018/19 wartet darüber hinaus auch mit spannenden, teils kontrovers diskutierten Neuerungen auf. So wird es zum einen erstmals vier statt der vorher drei Absteiger geben. Auch hier könnte sich – im Gegensatz zur Vorsaison, als mit den beiden insolventen Vereinen Rot-Weiß Erfurt und dem Chemnitzer FC schon frühzeitig zwei der drei Absteiger feststanden – ein spannender Abstiegskampf bis zum Schluss anbahnen. Ein weiteres Novum stellen die von den einzelnen Fanlagern vehement kritisierten Montagsspiele dar. Insgesamt 29-mal wird der Anstoß an einem Montagabend um 19 Uhr erfolgen – den Anfang machen die Sportfreunde aus Lotte und der SV Meppen am kommenden Montag. Nicht ausgeschlossen, dass es zu jenen Partien am Wochenanfang massive Protestaktionen seitens der einzelnen Anhängerschaften geben wird. Auch die Anzahl der Free-TV-Spiele sinkt gegenüber dem Vorjahr. Konnten die Fans 2017/18 noch 112 freie Spiele empfangen, werden es künftig nur noch 86 über die Dritten Programme sein.
177 Neuzugänge, 239 Abgänge
Ferner dürfen sich die Zuschauer – ob im Stadion oder auf der heimischen Couch vor der Live-Übertragung der Telekom – auf etliche neue Namen freuen. Insgesamt 177 Neuzugänge verpflichteten die 20 Drittliga-Vereine für die anstehende Spielzeit, im Schnitt also knapp neun pro Team. Mit 15 externen Neuzugängen führt dabei der 1. FC Kaiserslautern das Feld vor den Sportfreunden aus Lotte (14) und den beiden Teams aus Rostock und Halle (beide jeweils zwölf) an. Kalkuliert man auch noch die hochgezogenen Jugend-und Amateurspieler ein, verzeichnet sogar Eintracht Braunschweig mit 19 Akteuren die meisten Neuen im Kader. Die prominentesten Neuzugänge verpflichtete ohne Frage aber der KFC Uerdingen mit Dennis Daube, Stefan Aigner und allen voran Weltmeister Kevin Großkreutz.
Im Gegenzug verließen insgesamt 239 Spieler ihren letztjährigen Arbeitgeber, was durchschnittlich also fast zwölf Spielern pro Mannschaft entspricht. Auch hier verzeichnete der 1. FC Kaiserslautern mit 28 Abgängen den schwerwiegendsten Aderlass vor dem BTSV (19) und dem Halleschen FC (17). Die wohl schmerzhaftesten Abgänge dürften Carl Zeiss Jena, Preußen Münster, Fortuna Köln sowie den SV Meppen betreffen. Sie alle verloren in Person von Timmy Thiele (FCC), Adriano Grimaldi (SCP), Daniel Keita-Ruel (Köln) und Benjamin Girth (SVM) ihre absoluten Toptorjäger, die es zu kompensieren gilt.
Auch 2018/19 Fälle wie in Erfurt und Chemnitz?
Aus finanzieller Sicht muss man sich aufgrund der jüngsten Entwicklungen der Saison 2017/18 mit der Frage beschäftigen: Drohen den Vereinen der 3. Liga erneut Insolvenzfälle wie eben zuletzt in Erfurt oder Chemnitz? "Ich schätze, dass mindestens die Hälfte der Drittligavereine entlang der Grenze zur Insolvenz schrammen. Die dritte Liga ist eine Insolvenzliga", gibt Engelbert Kupka, seines Zeichens langjähriger Präsident der SpVgg Unterhaching, gegenüber dem "SID" zu bedenken.
Fakt ist: Der DFB stellt zur neuen Saison seinerseits mit einer Anhebung der Vermarktungserlösen (TV-Geld, Liga-Sponsor, einheitlicher Ball) von rund 937.000 auf 1,28 Millionen Euro allen Vereinen knapp 400.000 Euro mehr zur Verfügung. Im Vergleich mit den Zweitligisten, die zwischen sechs und 17 Millionen Euro durch die Verteilung der TV-Gelder kassieren, natürlich noch ein enormer Unterschied. Zusätzlich generierten die Vereine aus Braunschweig und Kaiserslautern – manch einer mag es als "Wettbewerbsverzerrung" betrachten – durch einen Rettungsschirm sowie einen zweitligainternen Solidaritätsfonds gegenüber den anderen Drittligisten weitere 1,1 Millionen Euro. Die Hoffnung ist jedoch trotzdem groß, dass die Vereine mit diesen Einnahmen nachhaltig wirtschaften und diese nicht direkt in Transfersummen und Spielergehälter verpulvern.
Viele Ablösen noch unbekannt – Gros der Tranfers zum Nulltarif
Vor Saisonbeginn scheint diese Rechnung jedenfalls zunächst einmal aufzugehen. Im Großen und Ganzen wirtschafteten alle 20 Vereine zum Nulltarif. Auf Grundlage der bislang veröffentlichten Transfereinnahmen tätigten die Roten Teufel mit 375.000 Euro für Mittelstürmer Timmy Thiele die höchsten Ausgaben vor dem Aufsteiger aus Uerdingen (350.000 Euro für Kevin Großkreutz) sowie der SpVgg Unterhaching (100.000 Euro für Lucas Hufnagel). Auf der Habenseite strichen – weiterhin mit Verweis auf die bislang veröffentlichten Zahlen – Fortuna Köln 250.000 Euro für Daniel Keita-Ruel sowie der FC Carl Zeiss Jena insgesamt 525.000 Euro für Florian Dietz und Thimmy Thiele an Ablösen ein.
Zu beachten ist an dieser Stelle jedoch, dass in vielen Fällen – insgesamt 20 an der Zahl – noch keine konkreten Angaben zu den gezahlten oder eingenommenen Ablösesummen publik wurden. So kehrten beispielsweise Özgan Özdemir und Saliou Sané der SG Sonnenhof Großaspach den Rücken und schlossen sich für eine unbekannte Summe ihren neuen Arbeitgebern aus Karlsruhe beziehungsweise Kaiserslautern an. Gleichzeitig spülten Spieler wie Benjamin Girth (SV Meppen zu Holstein Kiel, vermutlich mittlere sechsstellige Ablöse) oder auch Marcel Mehlem (Karlsruher SC zu Royale Union Saint Gilloise, ebenfalls wohl mittlerer sechsstelliger Betrag) ihren Vereinen Einnahmen in noch unbekannter Höhe ein.
Spannend wird auch zu beobachten sein, wie sich vor allem die investorgestützten Neuankömmlinge vom TSV 1860 München und dem KFC Uerdingen in der Liga einführen. Die prominenten Neuzugänge rund um Quirin Moll, Stefan Lex (beide 1860), Stefan Aigner oder auch Kevin Großkreutz (beide KFC) streichen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein fürstliches Gehalt bei ihren jeweiligen Vereinen ein. Allzulange werden sich die beiden Vereine in der finanziell wenig lukrativen dritten Liga somit nicht aufhalten wollen und können – auch wenn ihre potenten Geldgeber Hasan Ismaik (1860) und Mikhail Ponomarev (KFC) aktuell noch das nötige Kleingeld springen lassen.
Fans werden 2018/19 wieder alles geben
Vergleicht man all diese Aspekte, dürfen sich die Mannschaften und Fans der 3.Liga auf eine extrem spannende Spielzeit 2018/19 freuen. Die Liga wird wahrscheinlich wesentlich enger zusammenrücken als im Vorjahr. Sieben bis acht potenziellen Aufstiegsaspiranten stehen mindestens ebenso viele Kandidaten für einen der vier Abstiegsplätze gegenüber. Zahlreiche neue und teilweise prominente Gesichter, dazu viele neue Jungtalente, denen der Durchbruch im Profibereich gelingen könnte. Und wirft man abschließend noch einen Blick auf die zahlreichen Rekorde im Dauerkartenverkauf, die schon im Vorfeld dieser elften Drittligasaison gebrochen wurden, wird vor allem eine Gruppe die kommende Spielzeit wieder zu etwas Besonderem machen: die Fans!