Saisonfazit 1. FC Saarbrücken: Der gescheiterte Aufstiegsversuch

Der 1. FC Saarbrücken beendet die Drittligasaison 2013/14 mit 32 Punkten und einer Tordifferenz von -25. Damit steigen die Saarländer als Tabellenletzter in die Regionalliga ab. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison des 1. FC Saarbrücken genauer an.

Das lief gut

1. Gegnerische Standardsituationen

Trotz der 63 Gegentore erwies sich die Defensive des FCS insbesondere bei Standardsituationen des Gegners als stabil. Zwar trafen die Gegner dabei 17 Mal, allerdings zehnmal durch Elfmeter, sodass darüber hinaus lediglich sieben Treffer zu Buche stehen. Wenn auch sonst mit schwacher Bilanz, erarbeitete sich die Mannschaft zumindest bei Standards Sicherheit.

2. Moral im Abstiegskampf

Trotz der schwierigen Situation im Tabellenkeller, die beinahe die gesamte Saison kennzeichnete, brachten alle handelnden Personen besonders gegen Ende der Saison immer wieder die Moral auf, sich gegen den Abstieg zu stemmen und artikulierten dies auch. Spieler wie Tim Stegerer, Manuel Zeitz, Patrick Schmidt oder Florian Ballas, deren Identifikation mit dem Verein als gebürtige Saarländer noch ausgeprägter ist, taten sich ebenso hervor, wie etwa Timo Ochs, André Mandt, Marcel Ziemer oder Andere. Der große Einsatz, der den Spielern immer wieder anzusehen war, schlug sich letztlich aber in zu wenigen Punkten nieder.

3. Einzelne Statistiken und DFB-Pokal

Weitere positive Gesichtspunkte sind angesichts der vorliegenden Ergebnisse schwer auszumachen. Lediglich innerhalb der ohnehin schwachen Bilanz lassen sich noch vereinzelte Werte hervorheben. So verspielten die Blau-Schwarzen nur zweimal eine Führung und brachten diese achtmal mit einem Sieg nach Hause. Dort errang sie außerdem 22 ihrer insgesamt 32 Punkte. Tatsächlich zu überzeugen wusste der FCS nur im DFB-Pokal. Während die Mannschaft im Achtelfinale gegen Borussia Dortmund chancenlos war, zeigte sie gegen Werder Bremen und Bundesligaaufsteiger SC Paderborn, zu welcher Leistung sie im Stande ist. Taktisch und kämpferisch großartig aufgelegt, gelang schließlich mit dem Einzug ins Achtelfinale einer der größten Erfolge der jüngeren Vereinsgeschichte.

Das lief nicht gut

1. Defensivverhalten

Gemessen an Gegentoren hatte der FCS in der abgelaufenen Saison mit 63 die zweitschwächste Defensive. Nur die SpVgg Unterhaching kassierte mit 65 Treffern mehr. Zwar vielen, abgesehen von den zehn Strafstößen, wie bereits angesprochen, lediglich sieben Tore nach Standards. Aus dem Spiel heraus gelang es der gesamten Mannschaft jedoch nur selten, die gegnerischen Angriffe abzuwehren. Zwar hatten die Trainer immer wieder mit Verletzungspech zu kämpfen. Doch auch Neuverpflichtungen, die aufgrund dessen in der Zwischenzeit getätigt wurden, brachten nicht den gewünschten Erfolg. Wie schon in den vergangenen Jahren stellt die Defensive mit vielen Gegentreffern weiterhin eine Baustelle dar. In den bisherigen Spielzeiten in der dritten Liga mit je 62 (2012/13) und 51 (2011/12 und 2010/11) Toren ebenfalls nicht sattelfest, erfolgte daraufhin immer wieder der Versuch, durch Transfers eine Verbesserung zu erreichen. Dies gelang auch in dieser Saison nicht.

2. Offensive

Auch bei der Offensive liegt die Bilanz im unteren Bereich. Nach der SV Elversberg, die 32-mal traf, belegt der FCS mit 38 Toren erneut den vorletzten Platz. Der Schnitt von einem erzielten Tor pro Spiel war angesichts der Anzahl der Gegentore nicht ausreichend, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Hinzu kamen mehrere Verletzungen bei Top-Stürmer Marcel Ziemer, dessen Ausfall zu selten ausgeglichen werden konnte.

3. Eigene Standardsituationen

Die Mehrzahl seiner Tore erzielte der FCS aus dem Spiel heraus, nur fünf Tore fielen unmittelbar nach Standards. Dabei waren nicht nur Abnehmer etwa von Ecken oder Freistößen zu harmlos, sondern auch die Schützen. So fehlt dem FCS weiterhin z. B. ein Spielmacher und Spezialist für Freistöße, der auch in der Lage ist, mehrfach in einer Saison direkt zu treffen.

Bester Spieler

Obwohl in der Zwischenzeit mit zahlreichen Neuzugängen verstärkt, wurde der Klassenerhalt nicht erreicht. In der weithin schwierigen Situation gelang es kaum einem Spieler, zu überzeugen. Zu den leistungsstärksten gehört jedoch zweifellos Torhüter Timo Ochs. Trotz wechselhafter Umstände während der Saison fiel Ochs stets durch große Professionalität, Disziplin und hervorragende Leistung auf. An der hohen Anzahl der Gegentore zumeist machtlos, erfüllte er zudem das Kapitänsamt mit einer für einen Torwart großen Präsenz auf dem Platz. Mit seiner auch internationalen Erfahrung führte er die Mannschaft besonders im DFB-Pokal mit der erforderlichen breiten Brust zu den Siegen. Seine nach dem Ausgleich von Werder Bremen kurz verunsicherten Mitspieler scheuchte er auch im weiteren Spielverlauf mit Ansagen auf. Sollte Timo Ochs den 1. FC Saarbrücken angesichts der mehr als enttäuschenden Saison verlassen, wäre seine Entscheidung verständlich, für den FCS jedoch sportlich wie menschlich ein großer Verlust.

Schwächster Spieler

Die Benennung eines schwächsten Spielers wäre nicht zielführend und erfolgt daher nicht. Vielmehr konnte die gesamte Mannschaft im Verlauf der Saison selten jenes Potenzial abrufen, das sie etwa gegen Bremen zeigte.

Saisonhighlight

Als Saisonhighlight kommt das Pokalspiel gegen Werder Bremen in Frage. Nach einem schwachen Start in der Liga offenbarte die Mannschaft, wozu sie in der Lage sein kann. Der Sieg nach Verlängerung war nicht nur aufgrund der gezeigten Leistung ein Höhepunkt, sondern für viele Anhänger nach Jahren in der Fußball-Tristesse von Ober- und Regionalliga endlich wieder eine Wohltat für die Fanseele. Spieler Tim Stegerer, einst selber im Fanblock des FCS, schwärmte im Interview mit liga3-online.de von dem Moment, als er zum 2:1 traf: „Ich habe das zuerst gar nicht realisiert, der Jubel ist einfach so aus mir herausgebrochen, das war ein unbeschreibliches Gefühl.“

Negatives Saisonhighlight

Eines der negativen Saisonhighlights war das Derby in Elversberg. Zum Rückrundenstart mit vielen Neuzugängen und neuer Motivation angetreten, unterlag der FCS an der ausverkauften Kaiserlinde 1:3. Gegen den saarländischen Nachbarn und direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt blieb die Mannschaft hinter den Erwartungen zurück und verpasste wichtige Punkte. Die Euphorie um Aufholjagd und neue Spieler erhielt damit einen frühen Rückschlag.

Bewertung der getätigten Transfers

Sowohl vor der Saison, als auch in der Winterpause war der Verein in großem Umfang auf dem Transfermarkt aktiv. Während ursprünglich das erste Tabellendrittel angestrebt war, musste dieses Ziel angesichts der Abstiegsgefahr schließlich verworfen werden. In beiden Wechselperioden wurde nicht die Qualitätssteigerung erreicht, welche sich die Verantwortlichen erhofft hatten. Dem ursprünglichen Anspruch auf das vordere Tabellendrittel wurde die im Sommer zusammengestellte Mannschaft nie gerecht. Auch wenn der FCS wie bei Andreas Glockner früh von Verletzungspech verfolgt war, kamen einige der Neuzugänge nur selten an ihre Leistungsgrenze. Dies gilt sowohl für die Sommer- als auch Wintertransfers. Als tatsächliche Verstärkung erwies sich z. B. der bereits angesprochene Timo Ochs, aber auch Philipp Hoffmann machte einen großen Entwicklungsschritt. Im Rückblick hätte vor allem auf den Abgang von Sven Sökler bereits im Sommer mit dem finanziellen Aufwand reagiert werden müssen, der im Winter betrieben wurde. Die Bedeutung des zuvor so starken und treffsicheren Offensiv-Duos Sökler und Ziemer für den FCS wurden in dieser Saison vollends deutlich. Im Hinblick auf die Ziele des Vereins wäre eine Weiterverpflichtung Söklers ohnehin sinnvoll gewesen.

Bewertung der Trainer

Beim 1. FC Saarbrücken trugen in der abgelaufenen Saison vier Cheftrainer die Verantwortung. Nach der Entlassung von Jürgen Luginger übernahm Interimstrainer Bernd Eichmann. Auf ihn folgte Milan Šašić und nach dessen Beurlaubung sein Co-Trainer Fuat Kilic. Mit Jürgen Luginger fuhr der Verein über drei Jahre lang einen soliden Kurs in der dritten Liga. Mit Siegesserien und kleineren Abstiegssorgen gewann der FCS regelmäßig den Saarlandpokal. Abgesehen vom Sieg gegen Bremen war die Mannschaft aufgrund der ernsthaften Abstiegsgefahr unter ihrem Trainer erstmals nicht mehr im Soll. Bis dahin war Luginger die Kontinuität gelungen, die der Verein nach der Rückkehr in die dritte Liga angestrebt hatte. Die Aufgaben, die Luginger angesichts eines später fehlenden sportlichen Leiters zusätzlich wahrgenommen hat, werten seine Zeit als Trainer weiter auf. Sein Nachfolger Bernd Eichmann sah sich nach Gerüchten um fehlende Disziplin, der Luginger nicht mehr Herr werden konnte, einer schwierigen Aufgabe gegenüber. Mit der Identifikation, die Eichmann als ehemaliger Spieler für den Verein hegt, ging er die Aufgabe übergangsweise an. Aufgrund fehlender Lizenz kam er als dauerhafte Lösung aber nicht in Frage. Stattdessen wurde Milan Šašić verpflichtet, dem für das Ziel Klassenerhalt größte Handlungsfreiheit und die erforderlichen Mittel eingeräumt wurden. Bei seinen vorherigen Stationen noch erfolgreich, funktionierte seine Arbeitsweise in Saarbrücken jedoch nicht mehr. Während er mit Koblenz, Kaiserslautern und Duisburg große Erfolge feierte, gelang ihm beim FCS trotz anfänglicher Euphorie nicht die Wende. Šašić’s Nachfolger und bis dahin Co-Trainer Fuat Kilic setzte ebenfalls nochmal alles in Bewegung, brachte die Mannschaft jedoch auch nicht mehr über den Strich.

Fazit

Mit vorsichtigem Blick auf die Aufstiegsplätze gestartet, ist der 1. FC Saarbrücken stattdessen abgestiegen. Nun gilt es, Fehlentscheidungen aufzuarbeiten und für die Zukunft vorzusorgen. Auch neben dem sportlichen Geschehen war die Saison ereignisreich: Hauptsponsor Ostermann kehrte auf die Position des Präsidenten zurück, zwei Fanvertreter wurden in den Aufsichtsrat gewählt und der bisherige Vorsitzende des Gremiums, Reinhard Klimmt, abgewählt. Außerdem ist neue Bewegung ins Thema Stadionsanierung gekommen. Der Kauf von Tribünen des Mainzer Bruchweg-Stadions für den Ludwigspark wird von Stadt und Land in Erwägung gezogen. Neben der Weichenstellung für den sportlichen Erfolg ist die Verbesserung der Infrastruktur von großer Bedeutung für den Verein. Diese erklärte der ehemalige Trainer und Sportdirektor einmal im Interview mit liga3-online.de: „Mit einem neuen Stadion kann man möglichen neuen Sponsoren etwas anbieten. Bei unserem aktuellen Stadion ist die Frage, was man hier anbieten kann und das ist eigentlich nicht viel[…]Tatsache ist, dass man einem Sponsor einen Gegenwert für das anbieten muss, was er an Geldern zur Verfügung stellt[…]Was sich dramatisch verändert hat, ist das Umfeld des Fußballs. Wenn du dann nicht mit einer modernen Infrastruktur mithalten kannst, wirst du immer weiter zurückfallen und den Abstand über Jahrzehnte nicht aufholen können.“

Eine zeitgemäße Infrastruktur ist somit nicht nur für den Verein aus der Landeshauptstadt, sondern auch das ganze Saarland unerlässlich. Die Sponsoren, welche den Vereinen die finanziellen Mittel für sportlichen Erfolg zur Verfügung stellen können, sind ohne verbesserte Infrastruktur kaum zu erreichen. Doch auch angesichts des großen Interesses und Zulaufs, den etwa der FCS im DFB-Pokal geweckt hatte, ist die Frage nach besserer Infrastruktur gerechtfertigt. Ganz abgesehen vom Wirtschaftsfaktor Fußball, von dessen Anziehung die Regionalwirtschaft profitiert. In der Region Bremen etwa wurde von Wirtschaftsexperten im Fall eines Bundesligaabstiegs ein Verlust in Milliardenhöhe für die Region angenommen. Nach der schwierigen Saison ist somit für die Zukunft sowohl mehr sportliche Kompetenz im Verein, als auch eine verbesserte Infrastruktur erforderlich.

Ausblick auf die kommende Saison

Nach bisherigem Kenntnisstand kann Trainer Fuat Kilic weiterhin mit ausreichenden finanziellen Mitteln arbeiten, um einen starken Regionalliga-Kader bilden zu können. Angesichts des bevorstehenden Umbruchs innerhalb der Mannschaft ist die Rolle, die der FCS in der kommenden Saison spielen kann, schwer einzuschätzen. Nach der unwägbaren Drittligasaison gilt es, mit der neuen Mannschaft die Liga anzunehmen. Auch angesichts des Derby-Charakters, den viele Begegnungen haben werden, wird die Regionalliga für den FCS nicht einfach. Mit der erforderlichen Besonnenheit und Professionalität kann den Blau-Schwarzen eine stabile Saison gelingen.

   

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