Saisonfazit Aalen: Konsolidierung bei schweren Verhältnissen
Der VfR Aalen hat die abgelaufene Saison in der 3. Liga auf dem 15. Platz beendet. Nach einer soliden Hinrunde zeigte das Formbarometer im Frühjahr bedrohlich nach unten, schlussendlich konnten die Schwarz-Weißen aber frühzeitig den Klassenerhalt festigen und für ein weiteres Jahr in der Drittklassigkeit planen. liga3-online.de analysiert die Saison des Zweitliga-Absteigers.
Das lief gut:
Die Defensivleistung des VfR überzeugte über weite Strecken der Spielzeit. 40 Gegentore in 38 Spielen bedeuten einen auffällig guten Wert für die unter dem Strich bescheidene Tabellenposition. Das ist einerseits der Verteidigung um den erfahrenen Oliver Barth und den hochveranlagten Sebastian Neumann zu verdanken, andererseits natürlich auch Keeper Daniel Bernhardt, der stets als sicherer Rückhalt fungierte. Die Hinrunde (11.) verlief zudem deutlich besser als die enttäuschende Rückrunde, die man auf dem 18. Platz beendete. Dort wurde auch die Kritik an VfR-Coach Peter Vollmann lauter, denn die Entwicklung zeigt klar in die falsche Richtung. Zu guter Letzt kann man auf der Ostalb auch mit dem Zuschauerschnitt zufrieden sein: Rund 5.000 Leute kamen pro Spiel, damit wurde der Zweitliga-Abstieg in der Kleinstadt gut verdaut.
Das lief schlecht:
So gut, wie die Hinrunde verlief, so schwach war die Rückserie. 19 Punkte aus 19 Spielen bedeuten einen Abstiegsplatz – und auf dem wäre der VfR Aalen bekanntermaßen auch in der Gesamtbilanz fast gelandet, nach der 1:2-Niederlage gegen Werder Bremen II beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsplätze letztendlich nur einen Zähler. Zudem zog sich das Offensivproblem durch die gesamte Spielzeit, die Partien mit Aalener Beteiligung waren wahrlich nicht attraktiv: 35 Tore erzielten die Baden-Württemberger, damit fielen insgesamt durchschnittlich weniger als zwei Treffer pro VfR-Begegnung. Das ist ausbaufähig!
Der beste Spieler: Dominick Drexler
Dominick Drexler blieb als einer von wenigen Zweitligaspielern trotz des Abstiegs an Bord und stellte seine Tauglichkeit umgehend unter Beweis: Neun Tore und sieben Vorlagen steuerte der 25-Jährige im Verlauf der Saison bei, erzielte dabei einige wichtige Treffer. Wer weiß, wo der VfR Aalen ohne seinen Goalgetter stehen würde? In der nächsten Saison werden wir es erfahren: Drexler zieht es zu deutlich finanzkräftigeren Kieler Störchen. Er wird bei den Aalenern eine bittere, kaum adäquat zu ersetzende Lücke hinterlassen, das steht fest. Wer auch immer sein Nachfolger wird, er muss ein äußerst schweres Amt übernehmen.
Der schwächste Spieler: Gerrit Wegkamp
Es ist stets schwer, einen Spieler als sonderlich schwach zu markieren. Gerrit Wegkamp erfüllte die Erwartungen, die in ihn gesteckt worden waren, allerdings kaum. Drei Treffer in 25 Spielen stehen für den Stürmer zu Buche – zu wenig für das einstige Talent, das mit seinen mittlerweile 23 Jahren aber seit mehreren Jahren in der Entwicklung zu stagnieren scheint. Am etablierten Matthias Morys war jedenfalls in der Spielzeit kaum ein Vorbeikommen.
Das Saisonhighlight: Der 4:0-Erfolg bei Energie Cottbus
Am siebten Spieltag der laufenden Saison setzte der VfR Aalen ein überdeutliches Ausrufezeichen und verwies Energie Cottbus, damals noch längst kein Abstiegskandidat, mit 4:0 im eigenen Stadion in die Schranken. Es war eine gnadenlos effektive und abgezockte Vorstellung der Schwarz-Weißen, die einen rundum gelungenen Tag erwischten. Allen voran Dominick Drexler lieferte, obwohl er keinen Treffer erzielte, eine Sahneleistung ab. Bestätigen konnte der VfR diese traumhaften 90 Minuten aber in der Folge nur selten.
Das schlechteste Saisonspiel: Die 1:2-Niederlage gegen Werder Bremen II
Zweitvertretungen sind generell in der 3. Liga nicht gerne gesehen. Nun besaß der VfR Aalen die Möglichkeit, Werder Bremen II mit einem Heimsieg am letzten Spieltag direkt in die Regionalliga Nord zu befördern. Doch die Vollmann-Elf versagte, verlor nach einer komplett enttäuschenden Darbietung mit 1:2 – und sicherte den Nordlichtern so die Klasse. Das ärgerte viele Fans in der 3. Liga und ganz besonders sicherlich den VfR Aalen selbst.
Bewertung der Transfers:
Beim VfR Aalen wurde vor der Spielzeit fast die komplette Mannschaft ausgetauscht, niemand konnte die neue Elf wirklich einschätzen. Zum echten Leistungsträger mutierten allerdings nur wenige Akteure. Star-Transfers wie Matthias Morys oder Mika Ojala überzeugten nur teilweise, blieben unter dem Strich aber zu ungefährlich. Markus Schwabl oder Thorsten Schulz erwiesen sich als nicht überragende, aber grundsolide Drittligakicker. Ohnehin steht dem VfR bald der nächste Umbruch bevor – bereits jetzt stehen elf Abgänge fest.
Bewertung des Trainers:
Peter Vollmann führte die Aalener durch die komplette Saison. Eine Entwicklung ist unter ihm nicht zu erkennen gewesen – ihm muss man aber zugutehalten, seine Farben durch ein äußerst schweres Umfeld geführt zu haben. Das Geld ist bekanntlich knapp auf der Ostalb, und diese Situation wird sich bald sogar noch verschärfen. Ob Vollmann den VfR dann wieder in Richtung Klassenerhalt führen kann? Schwer zu sagen, denn einige Leistungsträger werden wegfallen. Aalen bleibt eine Wundertüte.
Fazit:
Unter dem Strich wurde das Minimalziel Klassenerhalt zwar erreicht, nach der akzeptablen Hinrunde hätte der VfR Aalen aber einige Plätze besser abschneiden können, wenn nicht sogar müssen. Besonders das Abschneiden in der Rückrunde enttäuschte und ist zeitgleich als deutliches Warnsignal zu deuten: So darf man sich in der kommenden Spielzeit nicht präsentieren. Besonders in der Defensive, dem Prunkstück der Aalener, wird nach dem Abgang einiger mehr oder weniger etablierter Kräfte (Barth, Neumann, Chessa) noch einiges passieren müssen.
Ausblick:
Leichter wird die Situation für den VfR gewiss nicht, denn der finanzielle Gürtel muss in der kommenden Spielzeit abermals enger geschnallt werden. Auf junge Kräfte aus der Regionalliga muss gesetzt werden – und diese müssen in die Fußstapfen von Kickern wie Sebastian Neumann, Dominick Drexler oder auch Michael Klauß treten. Es kann für Aalen in der Spielzeit 2016/2017 nur um den Klassenerhalt gehen, alles andere wäre nicht angemessen.