Saisonfazit Hansa: Starke Rückrunde unter Brand rettet Kogge

Am drittletzten Spieltag machte der F.C. Hansa Rostock nach einer turbulenten Drittliga-Saison den Klassenerhalt perfekt und belegten am Ende den zehnten Tabellenplatz – so gut wie seit 2012 nicht mehr. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison der Kogge noch einmal genauer an.

Das lief gut

Die Rückrunde ist der hervorzuhebende positive Aspekt der abgelaufenen Saison: Hansa stellte am Ende die viertbeste Rückrundenmannschaft und holte aus19 Spielen 31 Punkte. Basis hierfür war zum einen die stabile Abwehr, die seit Dezember in den Heimspielen nur vier Gegentore kassierte. Zum anderen funktionierte Hansa nach dem Trainerwechsel wieder als Team. Auch wenn die Rostocker nicht stets den Fußball zeigten, den sich die Fans erträumten, machten sie dies durch Lauf- und Kampfbereitschaft, Leidenschaft und Teamgeist wieder wett.

Das lief nicht gut

13 sieglose Spiele in Serie, mehr als drei Monate ohne dreifachen Punktgewinn! Die Hinrunde verlief für die Kogge katastrophal. Am Ende belegten die Rostocker einen Abstiegsplatz mit 18 Punkten aus 19 Spielen. Weiterhin hatte die Kogge die ganze Saison über mit viel Verletzungspech zu kämpfen, was wenig Stabilität ins Team brachte. So zogen sich Innenverteidiger Tommy Grupe und Mittelfeldmann Aleksandar Stevanovic sehr früh in der Saison Kreuzbandrisse zu, Markus Gröger fiel (bis aus die ersten beiden Partien) die komplette Saison verletzt aus und auch Sturmtank Marcel Ziemer (Schambeinentzündung) sowie sein Kollege Soufian Benyamina (Schienbeinbruch) fehlten jeweils eine Saisonhälfte.

Bester Spieler

Rechtsverteidiger Maximilian Ahlschwede ist der konstanteste Spieler der Saison. Lediglich drei Partien verpasste der 26-Jährige (Rotsperre und Verletzung) und erzielte zudem drei Tore. Sowohl sportlich als auch charakterlich entwickelte er sich zu einem wichtigen Bestandteil des Teams. Auch wenn seine Vertragsverlängerung am Ende etwas länger dauerte, war sie ein klares Bekenntnis zur Kogge.

Schwächster Spieler

Im Sommer aus der Regionalliga Nord zu den Hanseaten gewechselt, sollte Marcel Gottschling das Mittelfeld verstärken. Für den 22-Jährigen, der am Dienstag seinen noch bis 2018 laufenden Vertrag aufgelöst hat, blieb es jedoch bei Kurzeinsätzen, zuletzt kickte für die zweite Mannschaft der Rostocker. Auch Winter-Neuzugang Christer Youssef konnte sich nicht durchsetzen. Die erhoffte Durchschlagskraft im Angriff blieb aus, der schwedische Stürmer kam auf magere 84 Spielminuten.

Saisonhighlight

Es war definitiv keine fußballerische Feinkost, aber es war das Abstiegsduell in der Rückrunde des Hanseaten. Am 27. Spieltag trafen der Tabellensiebzehnte Energie Cottbus und Hansa (18. Platz) aufeinander. Lediglich ein Punkt trennte beide Vereine – eine richtungsweisende Partie. Der FCH ging durch Stephan Andrist früh in Führung (7. Minute) und rettete diese mit viel Kampfgeist und in Unterzahl über die Zeit. Mit diesem Erfolg, der einhergehenden Kehrtwende und dem Glauben, es aus eigener Kraft schaffen zu können, verabschiedeten sich die Rostocker bis Saisonende aus der Abstiegszone.

Negatives Saisonhighlight

Auch wenn es fußballerisch in dieser Saison nicht immer rund lief, die öffentliche Schlammschlacht im Herbst 2015 um Vorstand und Aufsichtsrat war der Negativhöhepunkt der Saison und überschattete die Niederlagen auf dem Rasen. In dem schmutzigen Machtkampf der seinen Höhepunkt in der Mitgliederversammlung Ende November fand, waren nicht die agierenden Personen die Verlierer, sondern der Verein F.C. Hansa Rostock mit seinen Fans.

Bewertung der Transfers

Erneut gab es zu Saisonbeginn mit 14 Neuzugängen einen großen Umbruch in Rostock. Während sich unter anderem Mittelfeldspieler Marco Kofler und Stürmer Julius Perstaller und Maik Lukowicz und mit Abstrichen Maik Baumgarten und Maik Lukowicz unter Ex-Trainer Karsten Baumann für den Kader empfohlen, fanden diese Akteure unter Christian Brand kaum bzw. nur noch wenig Beachtung. Er baute auf Verteidiger Marcus Hoffmann und seine Winterneuzugänge Ronny Garbuschewski und Melvin Platje. Überzeugend unter beiden Trainern spielten Mittelfeldspieler Stephan Andrist, Michael Gardawski und Dennis Erdmann sowie die Defensivspezialisten Matthias Henn und Christian Dorda. Lediglich Marcel Gottschling konnte unter keinem Trainer Fuß fassen und überzeugen.

Bewertung der Trainer

Der Aufwind bei Hansa hat einen Namen: Christian Brand! Rutschten die Rostocker unter Baumann nach dreizehn sieglosen Spielen vom vierten Tabellenplatz in die Abstiegsränge, hauchte Brand nach dem Trainerwechsel seiner Mannschaft wieder neues Leben ein. Mit ihm wurde die Kogge Rückrundenvierter vor dem Spitzentrio Dresden, Aue und Würzburg. Zu einem Zeitpunkt, als die Spieler schon den Glauben an sich verloren hatten, traf er den richtigen Ton und verschaffte den Hanseaten wieder Selbstvertrauen.

Fazit

Glaubte man im Winter nach sportlichen Misserfolgen und internen Querelen noch nicht einmal ansatzweise an eine Rettung der Kogge, machte diese drei Spieltage vor Saisonende mit einem 3:1-Sieg gegen Rot-Weiß Erfurt allen Kritikern zum Trotz den vorzeitigen Klassenerhalt perfekt. Dieser war das Ergebnis einer erfolgreichen Rückrunde an der Christian Brand erheblichen Anteil hatte. Der 44-Jährige erinnerte nahezu predigend, dass dies nicht mit einem Riesenschritt machbar sei. Die Mannschaft vollzog diesen Kraftakt in vielen kleinen Schritten.

Ausblick

Daran dürften sich die Hanseaten wohl auch in der kommenden Saison messen, setzte die erfreuliche Rückrunde doch Maßstäbe und machte Lust auf mehr. Brand selbst, dessen Vertrag sich mit dem Klassenerhalt automatisch um ein Jahr verlängerte, wünschte sich eine ruhigere Saison, ohne die permanente Abstiegsangst im Rücken. Den Grundstein dafür legte Hansa mit der Verlängerung der Leistungsträger Ahlschwede, Hoffmann und Gardawski. Zwei interne Neuzugänge dürften mit den wiedergenesenen Aleksandar Stevanovic und Soufian Benyamina folgen – einigt man sich mit Innenverteidiger Tommy Grupe sind es sogar drei. Vollzog die Kogge in den vergangenen Jahren stets zum Saisonende einen großen Umbruch und Neuanfang, steht weitestgehend das Gerüst mit eingespielten Spielern für die neue Saison. Das Team sollte und muss dort weitermachen, wo es aufgehört hat.

 

   

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