Saisonfazit Hansa: Negativ-Saison zerrte an den Nerven der Fans
Am Ende kam der F.C. Hansa Rostock mit mehr als nur einem blauen Auge davon. Die Hanseaten beendeten die Drittligasaison 2014/2015 mit dem 17. Tabellenplatz, der für den Klassenerhalt reichte. Bei einem Torverhältnis von 54:68 erspielten die Rostocker insgesamt 41 Punkte. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison der Kogge einmal genauer an.
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Das lief gut: Beeindruckende Serie nach der Winterpause
Zu einem Zeitpunkt, als das Team um Karsten Baumann Ende 2014 psychisch und physisch am Boden lag, gelang den Hanseaten mit dem ersten Spiel im Januar gegen Wiesbaden eine beeindruckende Serie nach der Winterpause, die niemand für möglich gehalten hatte. Aus den ersten zehn Partien holten die Rostocker 21 Punkte, nur eine Begegnung (2:3 gegen Tabellenführer Arminia Bielefeld) ging verloren. Ebenso erwähnenswert ist nach drei Jahren Wettbewerbsabstinenz die Qualifikation für den DFB-Pokal: Mit einem Torverhältnis von 26:0 wurden sechs Partien im Landespokal gewonnen.
Das lief nicht gut: Katastrophale Hinrunde und Gegentreffer en masse
Nach dem 4:3-Auftaktsieg gegen Preußen Münster ging es für die Hanseaten fortan bergab. Von den darauffolgenden 21 Partien konnte der FCH nur zwei für sich entscheiden, dreizehn gingen verloren – eine katastrophale Hinrunde. Höhepunkt der Negativserie war die 0:2-Heimniederlage im Rückspiel gegen Münster und die Entlassung von Peter Vollmann. Mit 17 Punkten belegte Hansa den vorletzten Tabellenplatz. Mit 68 Gegentoren in der abgelaufenen Saison befinden sich die Hanseaten auf dem letzten Tabellenplatz. Kein anderes Team kassierte mehr Treffer. Im Durchschnitt mussten die drei eingesetzten Hansa-Keeper (Hahnel, Brinkies, Schuhen) 1,78 Mal hinter sich greifen.
Bester Spieler: Marcel Ziemer
Er ist der Top-Torjäger der Hanseaten! Mit 15 Treffern und drei Torvorlagen aus 34 Partien belegt der 29-jährige Rechtsfuß den fünften Platz in der Torschützenliste der 3. Liga. Highlight waren sicherlich seine vier Treffer in der Auswärtspartie bei Jahn Regensburg und der dreifache Torerfolg gegen Stuttgart II mit dem schnellsten Saisontor für Hansa nach nur 58 Sekunden. Über die gesamte Saison betrachtet ist Ziemer einer der besten Spieler der Hanseaten.
Schwächster Spieler: Jovan Vidovic
Der 1,97 Meter große Jovan Vidovic sollte die Hanseaten mit seiner Kopfballstärke in der Innenverteidigung stärken. Der Wunschspieler Peter Vollmanns wechselte im Sommer 2015 von Wiesbaden, konnte jedoch nie überzeugen. Der 26-jährige Slowene kam bei den Profis lediglich auf neun Einsätze (zweimal in der Startelf) und bei den Amateuren in der Oberliga acht Mal zum Zuge.
Saisonhighlight: Sieg gegen Bielefeld und Last-Minute-Remis gegen Osnabrück
Ein paar wenige Highlights gab es dann doch in dieser völlig verkorksten Saison: Zum Beispiel der 4:2-Heimsieg über den späteren Drittliga-Meister Arminia Bielefeld oder der höchste Saisonsieg (4:0) gegen Fortuna Köln. Oder das glückliche 2:2 zu Hause gegen Osnabrück, welches die Hansafans schon fast wie ein Sieg feierten, als Mustafa Kucukovic in der 91. und 94. Minute den 0:2-Rückstand egalisierte. In denkwürdiger Erinnerung bleibt auch die Auswärtstour nach Regensburg: Hansa lag nach zweimaliger (!) Führung in der 81. Minute mit 2:4 hinten, als Marcel Ziemer binnen vier Minuten mit seinen Treffern drei und vier in diesem Spiel noch das Unentschieden rettete.
Saisontiefpunkt: Heimpleite gegen Münster und 1:8-Tore-Desaster gegen Erfurt und Kiel
Da gab es einige! Nicht ohne Grund stand Hansa nach einer katastrophalen Hinrunde auf einem Abstiegsplatz. Negativpunkte waren unter anderem die 0:2-Heimniederlage gegen Preußen Münster vor einer Minuskulisse von nur 5.600 Zuschauern und die nachfolgende Beurlaubung von Cheftrainer Peter Vollmann. Karsten Baumann, fortan neuer Trainer der Rostocker, begann sein Amt mit einem Fehlstart: Auswärts setzte es eine 1:4-Pleite gegen Erfurt und kurz vor Weihnachten schossen die Kieler Störche mit einem 4:0-Sieg die Hanseaten aus ihrem eigenen Stadion.
Die Transfers
In Rostock herrschte in dieser Saison ein ständiges Kommen und Gehen. Gleich zwölf Spieler (Ziemer, Stuff, Bickel, Schwertfeger, Stevanovic, Gröger, Vidovic, Pett, Erdogan, Christiansen, Srbeny, Scherff) wechselten im Sommer zu den Hanseaten oder rückten aus der Jugend zu den Profis auf. Größte Enttäuschung der Hinrunde war sicherlich Christian Stuff. Mit 143 Zweitligapartien weckte der Innenverteidiger große Erwartungen, die er jedoch nicht erfüllen konnte. Noch in der Winterpause wechselte er zu Union Berlin II. Mittelfeldspieler Christian Bickel hingegen entwickelte sich hinter dem Top-Torjäger Marcel Ziemer zum Stammspieler. Mit sieben Toren und 13 Torvorlagen und drei Toren im Landespokal wurde er zu einem wichtigen Leistungsträger der Hanseaten.
In der Winterpause krempelte Hansa erneut um: Acht Spieler verließen den Verein und sechs frische unverbrauchte Kräfte (Sumusalo, Hüsing, Schuhen, Ahlschwede, Kofler, Ikeng) stießen dazu. Marcel Schuhen verdrängte Stammkeeper Brinkies auf Anhieb aus dem Tor und auch die Defensive wurde bis auf Steven Ruprecht neu besetzt und machte ihre Sache gut. Konstantester Neuzugang und positive Überraschung der Rückrunde war sicherlich Rechtsverteidiger Maximilian Ahlschwede, der im Winter aus Wiesbaden kam.
Die Trainer
Das Experiment mit dem Wiederkehrer Vollmann war schon im Dezember gescheitert. Zwanzig Siege peilte Vollmann vor Saisonbeginn an. Die nackten Zahlen sahen anders aus: Vier Siege aus zwanzig Partien, elf Niederlagen, 27:38 Tore, schwindende Zuschauerzahlen – Abstiegsplatz. Ein historischer Tiefpunkt in der 49-jährigen Vereinsgeschichte. Zudem hatte es Vollmann trotz einer langen Phase der Vorbereitung nicht geschafft, sein Team zu formen. Mit Karsten Baumann folgte der 15. Hansatrainer innerhalb von zehn Jahren. Ihm gelang es, aus einer mut- und kraftlosen Mannschaft ein schlagkräftiges Team zu formen, welches nach der Winterpause mit fünf Siegen in Serie maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt hatte.
Fazit und Ausblick
Hansa hat im allerletzten Moment den Sturz in die Bedeutungslosigkeit abwenden können. Noch nie in der 50-jährigen Vereinsgeschichte war es so knapp wie in dieser Saison. Gleichzeitig ist das Happy End auch Ergebnis einer starken Rückrunde unter einem Trainer, der dem Team wieder Leben einhauchte und den Glauben an sich selbst. In den nächsten Monaten darf bzw. muss sich Baumann nun beweisen, denn die Zeit als „Feuerwehrmann“ ist für ihn jetzt vorbei. Mit dem neuen Investor Rolf Elgeti eröffnete sich zudem für die immer klammen Rostocker ein neuer finanzieller Handlungsspielraum und eine aussichtsreiche Zukunftsperspektive für den Traditionsverein…