Saisonfazit Münster: Gute Ausgangslage leichtfertig verspielt
Was Marcus Piossek nach seinem wochenlangen Transfergerangel gen Kaiserslautern schon im August verkündete – "Mit mir werden die Preußen Sechster, ohne mich Neunter!" – , traf am Ende der Saison tatsächlich ein. Der SCP beendete seine fünfte Drittliga-Saison mit 49 Punkten auf dem neunten Tabellenplatz. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison der Adlerträger einmal genauer an.
Das lief gut
Die Hinserie! Unter Ex-Coach Ralf Loose spielten die Preußen im Goldenen Herbst zwar selten attraktiv, aber weitestgehend erfolgreich und holten die Punkte, von denen sie anschließend ‚lebten‘. Resultat: an sieben Spieltagen belegten sie einen Aufstiegsplatz und rangierten zum Ende der ersten Hälfte auf dem vierten Tabellenrang. Mit der Verpflichtung von Horst Steffen erlangte die Jugendarbeit des SCP wieder einen hohen Stellenwert. Er hatte Mut und Vertrauen und setzte auch in schwierigeren Zeiten auf Spieler wie Lion Schweers oder Lennart Stoll und entwickelte sie weiter.
Das lief nicht gut
Eine schwache Rückrunde mit verpassten Chancen in der Tabelle ließ sämtliche Aufstiegsambitionen des SCP zerplatzen. Ein Abwärtstrend, der sich auch schon in der vergangenen Saison zeigte. Die Rückrundentabelle schließen die Preußen mit 19 Punkten auf dem 17. Platz ab. Das Verspielen einer guten Ausgangssituation scheint in Münster schon fast zum Pflichtprogramm zu gehören. Während enge Partien im Herbst noch gewonnen wurden, verlor man diese in der Rückserie und versank in der sportlichen Bedeutungslosigkeit. So viele verletzte Spieler hatte selbst Preußen-Trainer Horst Steffen in einem Halbjahr nicht erlebt. Neuzugang Jesse Weißenfels und Eigengewächs Simon Scherder als Langzeitverletzte sowie immer wieder kleinere Blessuren und Ausfälle (Grimaldi, Laprevotte, Wiebe, Reichwein…) und nicht zuletzt die schwere Verletzung von Philipp Hoffmann kurz vor dem Saisonende.
Bester Spieler
Zu den Gewinnern der Saison zählt unumstritten Schlussmann Niklas Lomb. Der 21-Jährige wechselte auf Leihbasis aus Leverkusen zu den Preußen und sicherte mit tollen Paraden und Reflexen so manchen Punkt. Mit dem Ende seiner Leihe hinterlässt der zuverlässige Keeper (14 Spiele zu Null) eine Riesenlücke im Verein. Zu den Gewinnern unter Neutrainer Steffen zählt ebenso Youngster Lion Schweers. Aus der A-Jugend aufgerückt, bekam und nutzte der Innenverteidiger mit dem Trainerwechsel seine Chance und verdrängte den erfahrenen Marc Heitmeier auf die Ersatzbank.
Schwächster Spieler
Nennen wir sie Pechvögel der Saison: Jesse Weißenfels und Simon Scherder. Der Torschützenkönig der Regionalliga West verpasste aufgrund einer langwierigen Sehnenentzündung die komplette Saison und kam auf null Einsätze. Ähnliches Schicksal ereilte Defensivmann Simon Scherder. Aufgrund eines Kreuzbandrisses verpasste er die Hinrunde, kämpfte sich wieder heran, um sich dann im März bei einem Test erneut dasselbe Kreuzband zu reißen. Vermutlich bis Ende 2016 wird er dem Team nicht zur Verfügung stehen. Sportlich betrachtet konnten sich sowohl Abdenour Amachaibou als auch Cihan Özkara weder unter Loose noch unter Steffen in der Offensive behaupten.
Saisonhighlight
Es gibt keine spezielle Partie, die hängen geblieben ist. Vielmehr sind es die Monate September und Oktober – in Münster auch der Goldene Herbst genannt, in denen der SCP Siege in u.a. Halle und Chemnitz einfuhr und auch „Angstgegner“ Kiel besiegte. Von zehn Spielen gewannen die Preußen sechs und viermal erspielten sie ein Remis. 22 Punkte von 30 möglichen und der zweite Tabellenplatz – eine respektable Ausbeute.
Negatives Saisonhighlight
In der zweiten Runde im Westfalenpokal traf der SCP auf die Sportfreunde aus Lotte. Schon im April 2015 erwies sich der damalige Regionalligist als Pokalschreck und kickte die Preußen im Halbfinale aus dem Pokal. Und auch in dieser Saison hatten die Adlerträger das Nachsehen. Mit 1:3 verloren sie die Partie am Autobahnkreuz und verpassten somit die Qualifikation für den DFB-Pokal.
Bewertung der Transfers
Zwölf Neuzugänge verzeichnete der SCP im Sommer, mit Stürmer Adriano Grimaldi folgte Nummer dreizehn im Winter. Während Schlussmann Lomb, Rechtsverteidiger Björn Kopplin, Mittelfeldmann Charles Elie Laprevotte und mit Abstrichen Benjamin Schwarz und Felix Müller sowohl unter Loose als auch Steffen zu den Stammkräften zählten, schaffte Chris Philipps unter Steffen den Sprung vom Ersatzspieler in die Mannschaft. Lion Schweers gab sein Profidebüt beim 2:0-Sieg gegen Rot-Weiß Erfurt. Er zählt zu den unumstrittenen Gewinnern unter Steffen. Unter keinem Trainer konnten sich Danilo Wiebe und Stèphane Tritz behaupten. Beide blieben in den zwei Saisonhälften nur Ersatz. Viel mehr erhofft hatte man sich auch von Angreifer Cihan Özkara, der zwischen Rasen und Tribüne pendelte.
Bewertung der Trainer
Obwohl Ralf Loose im Nachhinein betrachtet bessere Ergebnisse erzielte als sein Nachfolger Horst Steffen, stand der stoische Westfale dennoch in der Kritik bei Fans und Verantwortlichen. Der Vorwurf, er spüle mit biederem Fußball das Stadion leer, brach ihm ebenso das Genick wie die anhaltende Serie von sechs sieglosen in Folge. Ihm folgte Horst Steffen, der die Fans mit laufintensivem Fußball begeistern wollte. Die Systemumstellung klappte (noch) nicht. Er begann gut, verlor den Anschluss zur Tabellenspitze, holte 19 Punkte aus 17 Partien und belegte schlussendlich mit seinem Team den neunten Platz. Positiv hervorzuheben war und ist die Entwicklung der Jugendarbeit unter dem 47-Jährigen.
Fazit
Noch im Sommer sprach man in Münster von einer Übergangssaison. Mit dem Erreichen des neunten Platzes kam der SCP nun im Mittelmaß an. Den erhofften Erfolg brachte der Trainerwechsel noch nicht, da unter anderem alle Chancen in der Tabelle liegengelassen wurden und das Team lange Zeit nur noch um die Goldene Ananas spielte. Wie schon in der Saison zuvor wurde (wieder einmal) die gute Ausgangsposition nicht ins Ziel gebracht.
Ausblick
Die Adlerträger stehen erneut vor dem Neuaufbau einer schlagkräftigen Elf. Trainer Steffen soll die Mentalität des Teams verändern; mannschaftliche Geschlossenheit muss im Vordergrund stehen. Den Fans möchte man mit attraktiver Spielweise und dem hoffentlich damit verbundenen Erfolg der Stadionbesuch wieder schmackhaft machen. Eine große Aufgabe unter der Steffen mit dem von ihm zusammengestellten Team neu bewertet werden muss.