Saisonfazit Großaspach: Erst zum Ende geht die Luft aus
Die SG Sonnenhof Großaspach hat ihre Saison auf dem siebten Tabellenplatz liegend beendet. Das klingt schlechter, als die Spielzeit tatsächlich war, denn lange Zeit spielten die Kicker von Rüdiger Rehm sogar um den Aufstieg mit. Erst zum Saisonende hin tat sich Großaspach zunehmend schwer. liga3-online.de blickt auf die Saison im Fautenhau zurück.
Das lief gut:
Der Saisonbeginn und das Jahr 2015 überhaupt! Dort legte Großaspach nicht nur respektable Ergebnisse auf das Parkett, sondern überzeugte mehr und mehr auch spielerisch und vor allem läuferisch. Kaum ein Gegner konnte den neunzigminütigen Angriffsfußball so mitgehen und plötzlich deutete nicht wenig sogar auf einen Aufstieg.
Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag: Mit einem der kleinsten Etats der Liga hätte die SG die gesamte 3. Liga beinahe auf den Kopf gestellt.
Die Auswärtsspiele: Das drittbeste Auswärtsteam der Liga holte 31 Punkte auf fremdem Platz, nur Dresden und Würzburg waren stärker. Mit 36 Toren stellten die Schwarz-Roten sogar die beste Auswärts-Offensive, trafen fast zweimal pro Begegnung ins Netz der Heimteams.
Das lief schlecht:
Das Saisonfinale: Ähnlich wie auch der VfL Osnabrück musste die SG Sonnenhof Großaspach nicht nur die Aufstiegsränge, sondern auch die Qualifikationsplätze für den DFB-Pokal noch hergeben. Ein Sieg im allerletzten Pflichtspiel bei Dynamo Dresden hätte sogar für Platz 4 ausgereicht, doch Dresden erwies sich im Schlussspurt als zu stark.
Die Heimspiele: Schon in der Hinserie brachte Großaspach die großen Begegnungen eher in der Fremde zustande, im Jahr 2016 entwickelte sich dann aber ein ausgeprägter Fluch in der heimischen mechatronik-Arena: Ob Hansa Rostock, Wehen Wiesbaden, Werder Bremen II oder Mainz 05 II – zahlreiche Abstiegskandidaten entführten die Punkte aus dem Fautenhau.
Der Zuschauerschnitt: Ob es mit dem schlechten Abschneiden im eigenen Stadion zusammenhängt? Die SG konnte trotz des guten Abschneidens nur selten große Zuschauermassen mobilisieren, bei weniger attraktiven Gegnern blieb die Zahl auch gerne einmal unter 1.500 Besuchern. Da ist noch viel Luft nach oben.
Der beste Spieler: Michele Rizzi
Seit einigen Jahren ist Michele Rizzi nun bereits der Mittelfeldstratege bei Sonnenhof Großaspach, und auch in der Saison 2015/2016 stellte der Deutsche mit italienischen Wurzeln seine Qualitäten erneut unter Beweis und sorgte mit zahlreichen Toren sowie Vorlagen für das erfolgreiche Abschneiden seiner Farben. Unvergessen bleibt wohl sein überraschender Freistoß gegen Erzgebirge Aue. Im Sommer wechselt der 28-Jährige zu Preußen Münster – er wird eine Lücke hinterlassen, so viel steht fest.
Der Pechvogel der Saison: Nicolas Jüllich
Nicolas Jüllich war in der vergangenen Spielzeit noch zum Stammspieler in der Rehm-Elf gereift, in dieser Saison lief es jedoch drunter und drüber. Nach einer langwierigen Verletzung konnte der 26-Jährige den Anschluss nie so recht finden und lief nur fünf Mal für Großaspach auf. Eine Seuchensaison für den Mittelfeldmann, der die Erfolge seiner Teamkollegen damit wohl nur bedingt genießen konnte.
Das Highlight der Saison: 5:0-Sieg bei Energie Cottbus
Was war das für ein denkwürdiger Nachmittag, als Sonnenhof Großaspach den Abstiegskandidaten Energie Cottbus mit 5:0 aus dem Stadion der Freundschaft ballerte. Schon zur Pause waren vier Treffer gefallen, denn die Gäste aus dem Fautenhau erwiesen sich bei Kontersituation als unglaublich kaltschnäuzig und nahmen die Lausitzer damit förmlich auseinander. Ein Sieg, der auch in dieser für Cottbus desaströsen Höhe so in Ordnung ging: Großaspach hatte dem FCE gezeigt, wie man Fußball spielt.
Das negative Highlight der Saison: 0:4-Pleite beim 1. FC Magdeburg
Die sonst so auswärtsstarken Großaspacher erwischten keinen guten Tag in Magdeburg und verloren dort auch noch das wichtige direkte Duell um den vierten Platz, der zur Pokalteilnahme berechtigt. Mit einem 0:4 ist das Ergebnis vielleicht höher ausgefallen, als es die SG verdient gehabt hätte. Dennoch ging die Pleite dort absolut in Ordnung, sie passte in das Bild einer längst nicht mehr so überzeugenden Rückrunde der Rehm-Truppe.
Die Bewertung der Transfers:
Einzig Stürmer Roussel Ngankam konnte die Erwartungen überhaupt nicht erfüllen, ansonsten landete Großaspach gleich mehrere Volltreffer: Max Dittgen etwa, der in der kommenden Saison für Kaiserslautern zweitklassig spielt. Oder Pascal Breier, der aber im Endspurt auch durch Verletzungspech nicht mehr die Form der vorherigen Monate erreichte. Auch Timo Röttger und Bashkim Renneke überzeugten, Tobias Schröck war ebenso solide. Eine sehr gute Transferpolitik wurde da im Fautenhau betrieben.
Die Bewertung des Trainers:
Rüdiger Rehm ist hochveranlagt und wird nicht umsonst mit Zweitligisten wie dem 1. FC Kaiserslautern in Verbindung gebracht. Er zeigt, dass eine moderne und mit der nötigen Entschlossenheit verfolgte Strategie auch mit einem Kader ohne die großen Einzelkönner sehr erfolgreich funktionieren kann. Geht er, muss sich die SG Sonnenhof Großaspach etwas einfallen lassen – sein Verlust würde schwerer wiegen als der von Leistungsträgern auf dem Rasen.
Das Fazit:
Die SG Sonnenhof Großaspach hat geschafft, was viele nicht für möglich hielten und zahlreiche Traditionsmannschaften mit deutlich besseren Möglichkeiten hinter sich gelassen. Das zweite Jahr ist das schwerste Jahr? Pustekuchen! Mit dem Abstieg hatte die SG überhaupt nichts zu tun, stattdessen klopfte man sogar vorsichtig an die Tür zur 2. Bundesliga. Die Zuschauerzahlen zeigen aber: Für Großaspach käme ein neuerlicher Aufstieg aller Voraussicht nach noch zu früh. Das Entwicklungspotenzial ist mit dem schmucken, neuen Stadion in jedem Fall gegeben.
Die Prognose für die kommende Saison:
Sonnenhof Großaspach muss aufpassen, dass der Grundstein für die tolle Saison 2015/2016 nicht geschlossen das Boot verlässt: Tobias Rühle, Michele Rizzi und Max Dittgen sind allesamt nur schwer zu ersetzen, auch die Wechsel von Bashkim Renneke und Tobias Schröck steht fest. Sollte tatsächlich auch Rüdiger Rehm gehen, muss sich die SG komplett neu aufstellen. Alles andere als der Klassenerhalt wäre dann ein unrealistisches Ziel.