Saisonfazit SGS Großaspach: Dorfklub überrascht erneut

Die SG Sonnenhof Großaspach hat die abgelaufenen Drittliga-Saison auf dem zehnten Platz beendet. Sorgen um den Klassenerhalt gab es entgegen der geläufigen Erwartungen überhaupt keine – Oliver Zapel hat enorme Arbeit geleistet. liga3-online.de blickt im Saisonfazit auf Stärken und Schwächen der Großaspacher zurück und wagt abschließend einen kleinen Blick auf die Ziele und Möglichkeiten in der neuen Saison.

Das lief gut

Wenn Sonnenhof Großaspach auf dem zehnten Tabellenplatz und damit in der oberen Tabellenhälfte landet, dann lief ziemlich viel richtig gut – das ist die erste Faustregel, anhand derer im Fautenhau eine Saison bewertet werden kann. Großaspach hatte kaum jemand mehr auf der Rechnung, nachdem diverse Leistungsträger gegangen waren. Und doch spielten sie eine ähnliche Rolle wie im Vorjahr! Sie ärgerten die Großen, erwiesen sich als extrem unbequemer Gegner. 48 Tore, 48 Gegentore – das ist eine völlig durchschnittliche Bilanz, und darüber ärgert sich in Großaspach niemand. Positiv entwickelte sich die Heimbilanz: Noch immer ist die SGS keine ausgewiesene Heimmacht, gegenüber dem Vorjahr ist aber eine erfreuliche Tendenz zu beobachten. Gleichzeitig wurde clever verpflichtet, viele junge Talente schafften den Sprung in die Startelf. Es ist der sparsame und gewiss nicht leichte Weg, den weniger finanzkräftige Mannschaften in der 3. Liga gehen müssen: Großaspach macht eindrucksvoll vor, wie es funktionieren kann.

Das lief schlecht

Fünf Spieltage vor dem Ende hatte Großaspach noch realistische Chancen auf einen Aufstiegsplatz – was soll an dieser Saison schlecht gelaufen sein? Es ist tatsächlich nicht leicht, noch ein Haar in der Suppe auszumachen. Im Hinblick auf die Gesamtsaison störte einige wenige Aussetzer, allen voran das unerklärliche 0:4 bei der sechstklassigen SGV Freiberg (nach Verlängerung, wohlgemerkt). Weil auch der VfR Aalen früh scheiterte, durfte am Ende Siebtligist Dorfmerkingen im württembergischen Fußballverband jubeln und spielt nun gegen RB Leipzig – Großaspach muss wieder einmal zuschauen, erst im Jahr zuvor war die Pokalteilnahme (damals noch über den vierten Platz) kurz vor dem Saisonende verspielt worden. Auch bleibt Großaspach abseits der Amateurmannschaften das Schlusslicht der Zuschauertabelle, nicht selten kommen nur rund 1.000 Zuschauer in die mechatronic-Arena. Auch wenn die Bedingungen auf dem Land nicht optimal sein mögen: Dieser Verein hat allein durch sein attraktives Fußballspiel deutlich mehr Besucher verdient.

Die Bewertung der Neuzugänge

Es sieht nach einem ewigen Kreislauf aus: Neue kommen, die Guten gehen – teilweise ohne Ablöse. Wer sich von den Neuen gut entwickelt, der verlässt Großaspach zugunsten eines zahlungskräftigeren Vereins mit besserer Perspektive. So auch in diesem Jahr. Bestes Beispiel: Torjäger Lucas Röser, der nach 14 erzielten Treffern zu Dynamo Dresden wechseln wird. Er war erst vor der Saison gekommen. Auch Flügelflitzer Michael Maria startet nach vielversprechenden Ansätzen direkt weiter durch, wechselt in die 2. Bundesliga zu Erzgebirge Aue. Und auch Marlon Krause war nach einer Spielzeit nicht zu halten, er wechselt zum enorm ambitionierten 1. FC Saarbrücken. Viele Talente schafften den Sprung jedoch nicht: Lukas Hoffmann, Marcel Damaschek, Matthias Stüber, Panagiotis Ballas, Arnold Lechler – viele mussten sich hintenanstellen. Oldie David Yelldell war als zweiter Torhüter hinter Kevin Broll ebenso nur selten gefordert. Joseph-Claude Gyau erwies sich nach dem Winter als Wirbelwind, echte Gefahr strahlte er aber noch zu selten.

Der Spieler der Saison: Nicolas Jüllich

Hier müsste eigentlich Lucas Röser stehen, als Torjäger hätte er sich diesen Titel redlich verdient. Mittelfeldmann Nicolas Jüllich aber hat nach einem verlorenen Jahr 2015/16 einen riesigen Aufschwung hinter sich: Er ersetzte den abgewanderten Michele Rizzi im Zentrum und bewies mit insgesamt sieben Treffern (dazu drei Vorlagen) auch noch echte Torgefahr. Jüllich, der eigentlich schon abgeschrieben war, wurde zum Lenker im Mittelfeld – und ist nun erst recht begehrt. Statt dass Großaspach mit ihm nicht verlängern will, sucht nun Jüllich die neue Herausforderung beim FC Vaduz.

Die Enttäuschung: Panagiotis Ballas

Grieche Panagiotis Ballas kam als vielversprechendes Talent nach Großaspach, hatte zudem schon über mehrere Jahre hinweg immer wieder Erfahrung in Griechenlands höchster Fußballliga gesammelt – in der 3. Liga hätte er sich folglich durchaus durchsetzen können. Nichts da: Ballas enttäuschte im Training offensichtlich auf ganzer Linie, sonst hätte ihn Oliver Zapel zumindest sporadisch nominieren können. Nein, mehr als zwei Einwechslungen in den ersten Runden des Landespokals waren nicht drin, in Punktspielen durfte Ballas überhaupt nicht ran. Dass er schon im Winter die Flucht in die Heimat ergriff, war nur folgerichtig: Diese Verpflichtung war eines der wenigen großen Missverständnisse in der jüngeren SG-Vereinsgeschichte.

Fazit

Und wieder ist ein erfolgreiches Drittliga-Jahr in Großaspach absolviert! Wer im dritten Drittliga-Jahr mit Abstiegskampf gerechnet hatte, der wurde absolut positiv überrascht von einer jungen, aber leidenschaftlich kämpfenden und auch spielerisch oft überzeugenden Mannschaft. Das Resultat, der zehnte Tabellenplatz, hätte mit etwas konzentrierteren Auftritten zum Saisonende hin auch gut und gerne drei bis vier Ränge besser ausfallen können. Großaspach muss man auf der Rechnung haben, auch im kommenden Jahr!

Prognose

Und täglich grüßt das Murmeltier: Wie im letzten Jahr verlassen Sonnenhof Großaspach mehrere Leistungsträger und darüber hinaus auch noch der Erfolgstrainer Oliver Zapel. Wie geht es ohne Zapel, Röser, Krause, Jüllich, Maria und Lorch weiter? Klar ist: Zapel-Nachfolger Sascha Hildmann, für den die 3. Liga Neuland ist, hat eine Menge Arbeit vor sich, um die guten Rahmenbedingungen nach der Sommerpause wiederherzustellen. Ein Patentrezept für das Ersetzen von Stammkräften gibt es nicht – daher ist ein Abrutschen in die Abstiegszone in Großaspach ebenso möglich wie eine weitere Spielzeit im gesicherten Mittelfeld.

   

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