Saisonfazit VfL: Trotz gutem Fußball ein schlechtes Resultat
Für den VfL Osnabrück ist 2015 die schlechteste Drittliga-Spielzeit aller Zeiten zu Ende gegangen. Mit 52 Punkten aus 38 Spielen landete der VfL in der Saison 2014/15 mit dem 11. Tabellenplatz im tristen Mittelfeld der 3. Liga. Mit 49:51 Toren schlägt sich der Tabellenplatz auch in einer negativen Tordifferenz nieder. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison des VfL Osnabrück nochmal genauer an – woran hat das schlechte Abschneiden in diesem Jahr gelegen?
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Das lief gut
So absurd es klingen mag, der VfL Osnabrück hat in dieser Drittliga-Saison 2014/15 über weite Strecken keinen schlechten Fußball gezeigt. Man darf bei der Bewertung dieser Spielzeit auch bei einer noch so enttäuschenden Rückrunde nicht vergessen, dass der VfL das Jahr 2014 noch als Tabellensiebter mit nur wenigen Punkten Rückstand auf die Aufstiegsränge abgeschlossen hat. Das kam nicht von ungefähr, haben die Osnabrücker doch über weite Teile der Saison, auch in der schlechten Rückrunde, ordentlichen Fußball gezeigt. Torchancen waren auch bei sieglosen Spielen keine Mangelware, die spielerischen Elemente im Spiel der Osnabrücker und der von Cheftrainer Maik Walpurgis eingeforderte offensive und pressstarke Spielstil waren erkennbar. Letztendlich kann der VfL Osnabrück auch auf eine halbwegs heimstarke Spielzeit zurückblicken. Immerhin elf von 19 Heimspielen konnten die Lila-Weißen für sich entscheiden, nur fünf Partien gingen vor heimischem Publikum verloren. Die Fans zahlten das mit einem etwas verbesserten Zuschauerschnitt von 8.727 Zuschauern pro Spiel zurück.
Das lief nicht gut
Spielerische Armut kann man dem VfL Osnabrück in dieser Saison also nicht vorwerfen, auch an Torchancen haperte es nicht. Warum steht am Ende dennoch nur Platz 11? Eine Erklärung ist sicherlich die offensichtliche Abschlussschwäche der Lila-Weißen in dieser Spielzeit. Spielergebnisse stimmten häufig nicht mit dem gezeigten Spiel des VfL überein. Nicht selten dominierten die Osnabrücker zunächst eine Partie, um dann in Rückstand zu geraten und aus der Überlegenheit nichts Zählbares mehr herauszuholen. So hat man zwar halbwegs guten Fußball gespielt, aber keine Punkte geholt. Dass die Spieler aus immer wieder auftretenden Rückschlägen vor allem in der Rückrunde moralisch oft am Boden lagen, ist kein Geheimnis. Die schlechte Auswärtsbilanz von nur drei Siegen aus 19 Auswärtsspielen trägt ihr Übriges dazu bei, dass der VfL am Ende so schlecht abschnitt. Die gesamte Rückrunde, die der VfL in der Rückrundentabelle auf Platz 17 mit 21 Punkten beendete, war der Grund für den Mittelfeldplatz in der 3. Liga.
Bester Spieler
Der beste Spieler des VfL Osnabrück in dieser Saison ist der, der bereits einen neuen Verein gefunden hat: Stürmer Stanislav Iljutcenko ist mit 13 erzielten Treffern gemeinsam mit Addy-Waku Menga, der an dieser Stelle ebenfalls erwähnt sein soll, der treffsicherste Spieler im Team der Osnabrücker gewesen. Der 24-Jährige hat nach seiner schwachen ersten Saison beim VfL eine enorme Entwicklung genommen und wechselt nun zum Aufsteiger MSV Duisburg. Selbiges gilt auch für den Mann ganz hinten: Torhüter Daniel Heuer-Fernandes war auch in diesem Jahr ein starker Rückhalt für die Lila-Weißen. Auch für ihn geht es nun in die 2. Bundesliga, zum Absteiger SC Paderborn.
Schwächster Spieler
Francky Sembolo sowie auch Winter-Neuzugang Simon Tüting konnten die in sie gesetzten Hoffnungen bei ihren Verpflichtungen nicht erfüllen. Stürmer Sembolo nahm sich im Jahr 2014 mit Fitnessrückständen noch selbst aus der VfL-Mannschaft und hatte es in der Rückrunde dann schwer, am eingespielten Sturmduo Iljutcenko und Menga vorbeizukommen. Am Ende brachte die Sturmhoffnung keinen Treffer in der 3. Liga. Der gefeierte Rückkehrer Simon Tüting schien sich schwer zu tun, das Spielsystem der Lila-Weißen zu verinnerlichen. Der Mittelfeldspieler brachte letztlich nicht die erhoffte Stärkung des insgesamt offensivschwachen Osnabrücker Mittelfelds und wird in der kommenden Spielzeit einen neuen Anlauf nehmen. Nicht zuletzt sei Massimo Ornatelli erwähnt, der seit der Winterpause trotz einer starken Hinrunde kein Spiel mehr für den VfL bestritt. Ein Flirt mit Preußen Münster und eine folgende Absage des Spielers an das Wintertrainingslager führten zu einem Vertrauensbruch. Ob Ornatelli zur neuen Saison wieder ein Teil des Teams wird, ist weiter offen.
Saisonhighlight
Highlights waren in dieser schlechtesten Drittliga-Saison des VfL Osnabrück eher Mangelware. Möchte man sich an die schöneren Momente in der abgelaufenen Spielzeit erinnern, schaut man eher auf den Beginn der Saison. Nach einem schwachen Saisonstart mit zwei Niederlagen und einem Unentschieden konnte Arminia Bielefeld am 4. Spieltag im ersten Derby dieser Saison auswärts mit 2:1 bezwungen werden. Ein wichtiger erster Saisonsieg nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für die Fans. Nach dem umfeierten 3:1-Heimsieg am 18. Spieltag gegen die U23 des VfB Stuttgart fand sich der VfL schließlich auf Rang 3 wieder – die beste Platzierung in dieser Saison, bevor der freie Fall Richtung Mittelmaß einsetzte.
Negatives Saisonhighlight
Wenn die Derbys schon angesprochen werden, muss auch die insgesamt schlechte Derby-Ausbeute der vergangenen Spielzeit berücksichtigt werden. Auf den 2:1-Sieg im Hinspiel bei Arminia Bielefeld folgte eine bittere 0:4-Niederlage im Rückspiel. Die beiden Derbys gegen Preußen Münster verloren die Osnabrücker jeweils mit 0:1 und 0:2. Und überhaupt muss die insgesamt schwache Rückrunde hier aufgeführt werden, in der der VfL unter anderem vom 22. bis 28. Spieltag keinen Sieg holte. Versöhnlich stimmten am Ende nur die vier Spiele ohne Niederlage am Ende der Saison 2014/15.
Bewertung der Transfers
Mit einer nahezu komplett ausgetauschten Mannschaft ging der VfL Osnabrück in die Saison 2014/15. 19 Zugänge, 18 Abgänge – eigentlich nichts Neues mehr beim VfL, der in fast jeder Sommerpause vor einem Umbruch stand. Trainer Maik Walpurgis hat gemeinsam mit Sportkoordinator Lothar Gans eine ausgewogene Mannschaft zusammenstellen können. Die Rückholaktion von Addy-Waku Menga erwies sich als Glücksgriff. Christian Groß, Marcel Kandziora und Tobias Willers entwickelten sich zu festen Größen in der VfL-Mannschaft. Und Marcos Alvarez bewies vor allem in der Rückrunde seine Drittliga-Tauglichkeit. Spieler, die in einer insgesamt harmonisch wirkenden Mannschaft herausstachen. Was fehlte waren aber letztendlich klare Führungsspieler und solche, die auch durch ihre individuelle Stärke den Unterschied ausmachen können. Dass bei 19 Zugängen auch Enttäuschungen dabei sind, gehört zur Natur der Sache.
Bewertung des Trainers
Cheftrainer Maik Walpurgis stand in diesem Jahr unter besonderer Beobachtung. Schien in der Hinrunde noch alles in Ordnung, wurden in der Winterpause und der Rückrunde Stimmen laut, die Walpurgis fehlende Unterstützung innerhalb der Mannschaft vorwarfen. Der als ehrgeizig geltende Walpurgis gab im Nachgang zu, in der sportlichen Krise wohl nicht immer den richtigen Ton getroffen zu haben. Als es sportlich nicht lief und der VfL nach fünf Niederlagen in Folge im Februar mit dem Rücken zur Wand stand, verlängerte der Verein den Vertrag des Trainerteams bis 2017 – trotz kritischer Stimmen der Fans. Es sollte ein Signal sein, für eine langfristige und erfolgreiche Zusammenarbeit. Der Funke sprang in der Folge nicht auf die Mannschaft über. Auch Maik Walpurgis wird die Sommerpause nutzen müssen, an sich und seinem Führungsstil zu arbeiten, um sich das Vertrauen der Mannschaft vollends zurückzuholen und wieder Erfolge feiern zu können.
Saisonfazit
Das Fazit der Drittliga-Saison 2014/15 kann letztendlich nur negativ ausfallen. Zwar zeigte der VfL Osnabrück in dieser Spielzeit vor allem in der Hinrunde einen guten Fußball, belohnte sich aber viel zu selten und brachte sich viel zu oft selbst um den Lohn. In der Rückrunde war nur selten ein Aufbäumen gegen die sportliche Talfahrt erkennbar. Am Ende einer enttäuschenden Saison steht ein 11. Platz, der die schlechteste Platzierung in der Osnabrücker Drittliga-Geschichte darstellt. Der VfL hätte es während der Rückrunde bewerkstelligen müssen, an der Abschlussschwäche zu arbeiten und zu neuem Selbstvertrauen zu finden. Die vier Spiele ohne Niederlage zum Saisonende stimmen im Gesamtfazit zwar versöhnlich, können über die große Enttäuschung nach anfänglichem Kampf um den Aufstieg aber nicht hinwegtäuschen.
Ausblick
Wie geht es nun weiter an der Bremer Brücke? Abgänge von Leistungsträgern wie Torwart Heuer-Fernandes und Stürmer Iljutcenko müssen kompensiert werden. Mit Halil Savran steht bereits ein neuer Stürmer fest, der junge Pascal Richter wurde als Perspektivspieler geholt. Frank Lehmann wird wohl die neue Nummer eins im Kasten der Lila-Weißen. Mit einem leicht angehobenen Spieleretat auf 3,3 Millionen Euro werden Trainer Walpurgis und Sportkoordinator Gans arbeiten müssen. Anders als in den vergangenen Jahren bleibt die Mannschaft größtenteils beisammen, sie muss lediglich an den richtigen Stellen verstärkt werden. In der Saisonvorbereitung muss schließlich der Spielstil weiter verfeinert und vor allem auf die Abschlussschwäche reagiert werden. Für den VfL Osnabrück sollte es in der kommenden Drittliga-Saison 2015/16 wieder das Ziel sein, an den Aufstiegsrängen zu kratzen und möglichst lange mit im Rennen dabei zu sein. Denn die Besetzung der 3. Liga im nächsten Jahr lässt wieder mal auf eine völlig ausgeglichene und spannende Spielzeit hoffen.