Saisonprognose #1: Waldhof, Chemnitz, Viktoria und Bayern II
Die Tage werden kürzer – und die Sommerpause auch! In rund zwei Wochen startet die 3. Liga in ihre zwölfte Auflage, und die Vorzeichen machen sie ziemlich schmackhaft. In fünf Teilen analysiert liga3-online.de die Entwicklungen bei allen 20 Vereinen. Am Ende schätzen wir ein, wer als Favorit und wer als Außenseiter in die neue Saison geht. Den Anfang machen die vier Aufsteiger.
Ausgangslage: Ein neues Gesicht in der eingleisigen 3. Liga! Waldhof Mannheim hat nach mehr als einem Jahrzehnt in der Viert- und Fünftklassigkeit sowie drei verlorenen Relegationsduellen mit Lotte, Meppen und Uerdingen dieses Mal den direkten Aufstieg als Meister der Südwest-Staffel erreicht. Entsprechend groß ist die Euphorie beim SVW, der sich aber bewusst ist, welch reizvolle und schwere Aufgabe ihm bevorsteht.
Zu- und Abgänge: Wie fast schon üblich bei Aufsteigern, bleibt die Stammelf weitgehend an Bord. Allerdings schmerzt der Abgang von Timo Kern, den es zur U23 des FC Bayern München zieht. Rechtsverteidiger Marco Meyerhöfer wagt den direkten Sprung in die 2. Bundesliga – Greuther Fürth hat ihn abgeworben. Als Ersatz wurden Jan Hendrik Marx von den Kickers Offenbach und Arianit Ferati vom Hamburger SV verpflichtet. Weitere neue Kicker, auf die ein Auge geworfen werden sollte, sind Regionalliga-Torjäger Koffi (SV Elversberg), sowie Mohamed Gouaida, der vom SV Sandhausen kommt und schon einige Einsätze in Bundesliga als auch zweiter Liga absolviert hat.
Mannschaft: Waldhof gibt sein Debüt in der 3. Liga, und so tun es auch viele Spieler. Respekt flößt die Offensive um Valmir Sulejmani (18 Tore, 12 Vorlagen), Maurice Deville (9 Tore, 12 Vorlagen) und Gianluca Korte (9 Tore, 6 Vorlagen) ein, Schwächen sind nach der vierten überragenden Regionalliga-Saison am Stück kaum zu erkennen. Aber Achtung: Auch Energie Cottbus spielte seine Nordost-Staffel einst im Grund und Boden, stieg auf – und sofort wieder ab.
Prognose: Platz 6 bis 12
Die Euphorie des Aufsteigers, ein großes und gut gefülltes Stadion sowie eine eingespielte Mannschaft – das genügt in der Regel für den sicheren Klassenerhalt, und den trauen wir Waldhof auch frühzeitig zu. Vielleicht ist sogar noch ein bisschen mehr möglich.
Ausgangslage: Der Betriebsunfall Regionalliga-Abstieg wurde nach nur einem Jahr repariert – und das während eines laufenden Insolvenzverfahrens. Eine Tatsache, die gerade der Regionalliga-Konkurrenz ein wenig sauer aufstieß, sie war nämlich gerade in der Hinserie 2018/19 völlig chancenlos. Aber Obacht, in der Rückrunde kam der CFC nicht mehr als das vorherige Niveau heran. Vor allem die Defensive präsentierte hin und wieder große Lücken.
Zu- und Abgänge: Einzig der Abgang Publikumsliebling Dennis Grote fiel ins Gewicht, ihn zog es zu Rot-Weiss Essen. Dafür wurde gerade die Innenverteidigung verstärkt: Clemens Schoppenhauer kommt von Absteiger Aalen, Sören Reddemann von Aufsteiger Wehen Wiesbaden. Vorne sollen mit Marcelo de Freitas (Cottbus) und Tarsis Bonga (Zwickau) ebenfalls zwei Drittliga-Erfahrene wirbeln.
Mannschaft: Vieles dreht sich um den mittlerweile 32-jährigen Kapitän Daniel Frahn, der auch in der 3. Liga ein enorm unangenehm zu verteidigender Spieler sein wird. Auch in anderen Mannschaftsteilen finden sich etwa mit Niklas Hoheneder und Fabian Müller erfahrene Stützen. Die Lücke, die Dennis Grote hinterlässt, soll der Bulgare Georgi Sarmov füllen – eine Wundertüte.
Prognose: Platz 13 bis 17
Aufsteiger aus dem Osten hatten es zuletzt schwer. Cottbus ging wieder runter, auch Jena musste in seinem zweiten Jahr lange und ausgiebig zittern. Auch für Chemnitz wird das Niveau in der 3. Liga ein völlig anderes sein als in der Nordost-Liga, die qualitativ gerade in der unteren Tabellenhälfte stark abfällt. Jeder Platz über Rang 17 muss dankend angenommen werden.
Ausgangslage: Auch Viktoria Köln gibt sein erstes Stelldichein in Liga 3 – und auch die Domstädter haben es in den Vorjahren vielfach vergeblich versucht. Die 3. Liga aber einen kleinen wie sympathischen Verein erwarten, der jedoch keine großen Zuschauerzahlen mitbringen wird. Für Köln ist das Ziel klar: Drittligist bleiben und dauerhaft die Nummer zwei in der Rheinmetropole werden.
Zu- und Abgänge: Viktoria hat ausschließlich Spieler abgegeben, die keine absoluten Leistungsträger waren und denen die 3. Liga eher nicht zugetraut worden war. Dafür sind bereits einige Hochkaräter dazugekommen, so etwa der zweitliga-erfahrene Keeper Daniel Mesenhöler aus Duisburg, Fabian Holthaus aus Cottbus und André Dej aus Regensburg. Auch Trainer Pavel Dotchev bringt Prominenz zum rechtsrheinischen Klub.
Mannschaft: Das Team ist jünger geworden, doch die alten Hasen fallen auf: Innenverteidiger Tobias Willers (32) etwa, früher lange in Lotte und Osnabrück und einst aufgrund eines Manipulationsvorwurfs monatelang gesperrt. Albert Bunjaku (35) spielte lange in der Bundesliga, und Kapitän Mike Wunderlich hat sich mit 33 Jahren endlich den Traum vom Drittliga-Aufstieg erfüllt. Er gilt als genialer Stratege, um ihn herum dürfte das Spiel aufgebaut werden.
Prognose: Platz 12 bis 16
Ein ganz normaler Aufsteiger ist Köln nicht, zumal Investor Franz-Josef Wernze im Hintergrund die Fäden zieht. Der steckt zwar nicht so viel Geld in den Verein, wie es etwa beim KFC Uerdingen passiert – die Transfers und der neue Coach aber kommen gewiss nicht, um direkt wieder absteigen zu wollen. Wir glauben, dass Viktoria die Klasse hält.
Ausgangslage: Acht Jahre sind seit dem Abstieg aus der 3. Liga vergangen, jetzt hat der deutsche Rekordmeister seinen Unterbau wieder auf nationale Ebene gebracht. Tatsächlich stammen die letzten echten Stars, die aus der eigenen Jugend kamen – etwa Thomas Müller – aus jener Zeit, in der die Amateure drittklassig spielten. Für alle anderen 19 Vereine ist die Tatsache, wieder eine Reserve in der 3. Liga zu haben, derweil weniger prickelnd.
Zu- und Abgänge: Fast alle neuen Spieler stammen aus der vereinseigenen U19 und sind damit Wundertüten. Höchst interessant wird Neuseeländer Sarpreet Singh, der in der australischen höchsten Liga Stammspieler war und jüngst vom FCB zunächst für die zweite Mannschaft verpflichtet wurde. Marktwert: 750.000 Euro. Woo-yeong Yeong als Rechtsaußen und Linksverteidiger Jonathan Meier wechseln derweil für insgesamt knapp sechs Millionen (!) Euro in die Bundesliga – ein Vorgeschmack dessen, was für Talente der FCB aufbieten kann. Von Mannheim kam zudem Top-Scorer Timo Kern – für schlappe 400.000 Euro.
Mannschaft: Das Durchschnittsalter beträgt 21 Jahre, bekannte Namen findet man beim FC Bayern II kaum. Die Ausnahmen sind dafür enorm drittliga-erfahren: Verteidiger Nicolas Feldhahn und Mittelfeldmann Maximilian Welzmüller spielten lange Jahre in dieser Klasse und nehmen die jungen Spieler an die Hand. Im Sturm wird Kwasi Wriedt, der einst überraschend vom VfL Osnabrück zum damaligen Regionalligisten wechselte, weiter gesetzt sein – sofern er bleibt. Dazu kommen einige große Talente wie Joshua Zirkzee (Sturm) und Lars Lukas Mai (Verteidiger), kleiner Bruder von Halles Sebastian Mai.
Prognose: Platz 13 bis 20
Die Buchmacher sehen den FCB als ersten Abstiegskandidaten. Schwierig. Das Potenzial ist schließlich riesig. Umgekehrt kennen die meisten Spieler die ausgebufften Spieler der 3. Liga noch nicht. Bei Bedarf könnten die Bayern zudem aus der ersten Mannschaft Profis abstellen – und die sollen nicht ganz so schlecht sein. Kurzum: Klassenerhalt oder Abstieg, beides ist möglich.