Saisonprognose #2: Mannheim, 1860, Bielefeld, Viktoria Köln

Am 2. August startet die 3. Liga in ihre 17. Saison. Wer sind die Aufstiegskandidaten, wer muss um den Klassenerhalt bangen? Wer könnte die nächste Überraschungsmannschaft werden, wer die nächste Enttäuschung? In fünf Teilen nimmt liga3-online.de alle Teams unter die Lupe. Im zweiten Teil schauen wir auf den SV Waldhof Mannheim, 1860 München, Arminia Bielefeld und Viktoria Köln.

Ausgangslage: Was war das für ein Kraftakt: Weite Strecken der vergangenen Saison verbrachte Waldhof Mannheim in der roten Zone, kratzte aber letztlich gerade noch rechtzeitig die Kurve und sicherte sich am Ende den 16. Tabellenplatz. Der im Winter mit Pauken und Trompeten verpflichtete Feuerwehrmann Marco Antwerpen hatte Wort gehalten und den Klassenerhalt eingefahren. Doch damit nicht genug: In der neuen Saison möchte Antwerpen, ein erwiesener Aufstiegsspezialist, mit seiner Mannschaft gerne deutlich weiter oben zu finden sein. Als Maßstab soll die Rückrundentabelle herhalten, in der der Waldhof den siebten Platz belegte.

Transfers: Am enttäuschenden Kader der Vorsaison wurden einige Umbaumaßnahmen durchgeführt. Ü30-Spieler wie Pascal Sohm, Laurent Jans, Julian Riedel und Bentley Baxter Bahn wurden aussortiert, insgesamt verließen zehn Akteure den Verein – Jesaja Herrmann, Jonas Albenas, Minos Gouras sowie die beiden Torhüter Lucien Hawryluk und Jan-Christoph Bartels sollen folgen. Schmerzhaft war dabei einzig der Wechsel von Luca Bolay zu Preußen Münster. Auf der Zugangsseite stehen derzeit ebenfalls zehn Spieler, die meisten davon sind deutlich jünger als das Gros der Abgänge. Besonders intensiv wurde im Mittelfeldzentrum nachgerüstet. Maximilian Thalhammer (VfL Osnabrück) und Rico Benatelli (Austria Klagenfurt) sind die beiden Königstransfers der Buwe. Außerdem hat sich Adrian Fein (SC Verl) im Probetraining für eine Verpflichtung empfohlen. Mit Nicklas Shipnoski (Arminia Bielefeld) und Sascha Voelcke (Rot-Weiss Essen) konnten noch zwei weitere Spieler von der Drittliga-Konkurrenz von einem Wechsel in die Kurzpfalz überzeugt werden.

Vorbereitung: Nach einem munteren Aufgalopp gegen den SC Käfertal (16:0) gab es im Rahmen des Trainingslagers in Österreich ein 1:1-Unentschieden gegen den ungarischen Erstligisten Ujpest Budapest (1:1). Gegen Stadtrivale und Oberligist VfR Mannheim folgte ein 5:2, ehe der Waldhof von Viertligist Hoffenheim II seine Grenzen aufgezeigt bekam (1:4). Zum Abschluss der Vorbereitung wartet am kommenden Samstag eine Partie gegen den belgischen Zweitligisten RWD Molenbeek.

Prognose: Die Transferaktivitäten der Kurzpfälzer haben Hand und Fuß. Drittliga-Experte Marco Antwerpen ist zuzutrauen, dass er den Waldhof nach dem gesicherten Klassenerhalt nun ins erste Tabellendrittel führt. Für den ganz großen Wurf wird es aber eher nicht reichen. Platz 4-8.

 

Ausgangslage: Beinahe wäre die Saison der Schrecken im Super-GAU gemündet. Letztlich konnte die im Winter installierte neue Sportliche Leitung um Geschäftsführer Sport Dr. Christian Werner und Trainer Argirios Giannikis gerade noch Schadensbegrenzung betreiben und den Klassenerhalt sichern. Nun wurde alles auf links gedreht bei den Löwen: Der Großteil der im vergangenen Sommer verpflichteten Spieler wurde wieder abgegeben, insgesamt verließen 21 (!) Spieler den TSV. Das freigewordene Budget wurde getreu dem Motto "Klasse statt Masse" auf deutlich weniger neue Schultern verteilt, genauer gesagt auf zehn Neuzugänge.

Transfers: Und die haben es teilweise durchaus in sich. Vom Nachbarn aus Unterhaching wurden Abwehrchef Raphael Schifferl, Top-Torjäger Patrick Hobsch und Stammkeeper René Vollath abgeworben. Auch auf Edel-Techniker David Philipp, der von Viktoria Köln in die bayrische Landeshauptstadt wechselt, ruhen große Hoffnungen. Mit Tim Danhof (Erzgebirge Aue), Maximilian Wolfram (SC Verl) und Tunay Deniz (Hallescher FC) konnte 1860 weitere namhafte Spieler von der Drittliga-Konkurrenz verpflichten. Königstransfer ist allerdings die Verpflichtung von Thore Jacobsen, der die SV Elversberg vor zwei Jahren aus dem defensiven Mittelfeld heraus zum Aufstieg dirigierte und nun dem Spiel der Löwen eine neue Struktur verleihen soll. Auf der Abgangsseite ist vor allem der Verlust der Eigengewächse Michael Glück (VfB Stuttgart, 350.000 Euro Ablöse) und Mansour Ouro-Tagba (1. FC Köln bzw. Jahn Regensburg) sowie der Abgang von Stürmer Fynn Lakenmacher (Darmstadt 98) schmerzhaft.

Vorbereitung: Zum Aufgalopp fuhr Sechzig einen 4:1-Sieg gegen Bezirksligist SV Sulzemoos ein. Während des Trainingslagers in Österreich ließ die Giannikis-Elf dann mit einem 1:1 gegen den lokalen Bundesligisten Blau-Weiß Linz sowie mit einem 2:1-Erfolg über den französischen Erstligisten Racing Straßburg aufhorchen. Es folgten ein 1:1 gegen den 1.FC Nürnberg sowie ein 4:0 gegen Regionalliga-Absteiger SV Schalding-Heining, ehe es gegen den österreichischen Zweitligisten First Vienna FC eine müde Nullnummer gab. Am Mittwoch geht es noch gegen den Karlsruher SC, bevor am Samstag auf dem Betzenberg gegen den 1.FC Kaiserslautern die Generalprobe für den Ligaauftakt gegen den 1. FC Saarbrücken steigt.

Prognose: Die Löwen haben einen sehr guten Job auf dem Transfermarkt gemacht, der neue Kader wirkt wesentlich homogener und leistungsfähiger als das Pendant aus der Vorsaison. Haching-Coach Marc Unterberger sieht den TSV daher als großen Favoriten auf den Aufstieg. Vieles wird darauf ankommen, wie schnell Trainer Giannikis aus der neuen Mannschaft eine eingespielte Einheit formen kann. Eine weitere Saison in Abstiegsnöten wird dem treuen Anhang der Sechzger erspart bleiben, für den großen Wurf müsste aber schon viel zusammenkommen. Platz 3-7.

 

Ausgangslage: Mit Arminia Bielefeld befand sich auch ein dritter großer Traditionsverein in der Vorsaison in den tiefen Strudeln des Abstiegskampfs, konnte aber schlussendlich ebenfalls den Kopf aus der Schlinge ziehen und damit den Absturz aus der Bundesliga in die Regionalliga verhindern. Im Gegensatz zu Waldhof Mannheim und 1860 München kam die Arminia dabei ohne Wechsel in der sportlichen Leitung aus. Das Duo Mitch Kniat und Michael Mutzel genießt weiter das volle Vertrauen. Und auch am Kader wurden deutlich weniger Veränderungen vorgenommen als bei so manchem Konkurrenten. Sieben Abgängen, darunter größtenteils Spieler aus der zweiten Reihe, stehen bisher sechs externe Neuzugänge gegenüber.

Transfers: Die große Frage des Sommers war, wem Sportchef Mutzel das große Erbe von Vereinslegende Fabian Klos anvertraut, der im Sommer seine Karriere beendete. Die Antwort lautet: Jeredy Hilterman und André Becker. Hilterman, seines Zeichens Nationalspieler Surinames, erzielte in der Vorsaison beachtliche 16 Treffer für den niederländischen Zweitligisten Willem II Tilburg, Becker kam für Viktoria Köln immerhin auf zehn Buden. Außerdem soll Flügelspieler Mika Schroers, der von Gladbach II nach Ostwestfalen wechselt, die Torgefahr erhöhen. Nachgebessert wurde auch im Mittelfeldzentrum, wo künftig Lukas Kunze (VfL Osnabrück) und Stefano Russo (Viktoria Köln) an der Seite von Kapitän Mael Corboz kicken sollen. Und auch für die Innenverteidigung kam ein Kracher: Der Däne Joel Felix wechselte von Silkeborg IF, wo er zuletzt in der ersten dänischen Liga Stammspieler war, auf die Alm. Im Tor wurde das zuletzt geliehene Duo Jonas Kersken und Leo Oppermann fest verpflichtet. Aktuell fahnden die Verantwortlichen noch nach weiteren Verstärkungen für die Außenbahnen.

Vorbereitung: Auf ein 3:1 gegen den ASC 09 Dortmund aus der Oberliga folgte ein 4:0 gegen Regionalligist FC Bocholt. Deutlich schwerer tat sich die Arminia gegen Oberligist Victoria Clarholz, dem die Kniat-Elf nur ein 1:0 abringen konnte. Anschließend gab es gegen den italienischen Zweitligisten Spezia Calcio ein 1:1. Zum Abschluss der Vorbereitung wartet am kommenden Wochenende der niederländische Zweitligist FC Emmen.

Prognose: Die vergleichsweise geringe Fluktuation könnte zum großen Plus werden. Mitch Kniat hat nun ganz andere Voraussetzungen, um mit der Mannschaft, die auf den Schlüsselpositionen gezielt verstärkt wurde, zu arbeiten. Daher geht es hoch in die erste Tabellenhälfte, die Aufstiegsplätze bleiben aber unerreicht. Platz 4-8.

 

Ausgangslage: Seit sechs Jahren ist Viktoria Köln nun schon fester Bestandteil der 3. Liga. Dabei war der Verein aus dem Stadtteil Höhenberg bisher stets im Mittelfeld der Tabelle zu finden und meist für einen attraktiven Fußball bekannt. Nun scheint allerdings ein schweres Jahr auf die Mannschaft von Trainer Olaf Janßen, dem dienstältesten Trainer der 3. Liga, zuzukommen. Grund dafür ist, dass das Budget nach dem Tod des Klubbosses und langjährigen Mäzens Franz-Josef Wernze deutlich gekürzt werden musste.

Transfers: Dementsprechend musste die Viktoria zahlreiche Leistungsträger ziehen lassen. Star-Spieler Luca Marseiler (21 Scorerpunkte) dribbelt künftig für Darmstadt 98, André Becker und Stefano Russo ackern fortan im Trikot von Arminia Bielefeld. Mit David Philipp (1860 München), Michael Schultz (Rot-Weiss Essen), Jeremias Lorch (SV Sandhausen) und Ben Voll (St. Pauli) verschlug es noch vier weitere absolute Leistungsträger zu anderen Vereinen. Aufgefangen werden soll dieser Aderlass unter anderem durch die Stürmer Lex-Tyger Lobinger (1. FC Kaiserslautern) und Serhat-Semih Güler sowie durch Dribbelkünstler Albion Vrenezi (beide 1860 München). Für die Defensive wurden Enrique Lofolomo aus Halle sowie Kevin Pytlik aus Wuppertal und Kwabe Schulz aus Erfurt verpflichtet. Das Voll-Erbe im Viktoria-Kasten soll Dudu (Werder Bremen) antreten. Die Hoffnungen der Verantwortlichen liegen aber nicht nur auf den Neuzugängen. Auch von den jungen Talenten wie den El Mala-Brüdern, Florian Engelhardt und Sidny Lopes Cabral wird erwartet, dass sie eine noch wichtigere Rolle einnehmen.

Vorbereitung: Gegen die Fünftligisten Bonner SC und Bergisch Gladbach fuhr die Viktoria jeweils 1:0-Siege ein. Gegen den SC Paderborn stand das umgekehrte Ergebnis auf der Anzeigetafel. Nach einer Nullnummer gegen den belgischen Zweitligisten KAS Eupen folgte ein 3:3-Spektakel gegen den Stadtrivalen 1.FC Köln. Zum Abschluss der Vorbereitung gastiert die Janßen-Elf am kommenden Samstag bei der SV Elversberg.

Prognose: Der große Aderlass wird nicht spurlos an der Viktoria vorbeigehen. Nach einigen Jahren im Mittelfeld wartet nun der harte Abstiegskampf auf die Höhenberger. Gut möglich, dass es dieses Jahr nicht für den Klassenerhalt reichen wird. Platz 16-20.

 

Weiterlesen:

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button