Saisonprognose #3: 1860, Uerdingen, Haching und FCK

Die Tage werden kürzer – und die Sommerpause auch! In rund einer Woche startet die 3. Liga in ihre zwölfte Auflage, und die Vorzeichen machen sie ziemlich schmackhaft. In fünf Teilen analysiert liga3-online.de die Entwicklungen bei allen 20 Vereinen. Am Ende schätzen wir ein, wer als Favorit und wer als Außenseiter in die neue Saison geht. Weiter geht es heute mit vier Teams aus dem Mittelfeld, die sich in der vergangenen Saison mehr ausgerechnet hatten.

Ausgangslage: Es geht drunter und drüber bei den Löwen. Als stünde durch die eher schwache Rückrunde nicht genug Arbeit bevor, so ist der Machtkampf in den Vereinsgremien neu entbrannt. Die jüngste Konsequenz: Investor Hasan Ismaik stundet zwar ein millionenschweres Darlehen, für weitere Zuschüsse ist der jordanische Geschäftsmann aber nicht bereit. Heißt: Der strikte Sparkurs von Präsident Robert Reisinger geht vorerst weiter.

Zu- und Abgänge: Sparkurs, ihr habt richtig gelesen! Das bedeutet im Falle von 1860 München, dass sich auf dem Transfermarkt bislang fast gar nichts getan hat, lediglich eine externe Verpflichtung haben die Sechziger bislang vermeldet. Die hat es aber in sich: Dennis Erdmann kommt von Zweitliga-Absteiger 1. FC Magdeburg. Er ersetzt Simon Lorenz in der Innenverteidigung, der als schwerwiegendster Abgang zurück beim VfL Bochum ist. Zudem erhielt Aaron Berzel doch noch einen neuen Vertrag – finanziert über externe Gönner.

Die Mannschaft: Gerade das Frühjahr hat aufgezeigt, dass 1860 – unter anderem nach dem schnellen Abgang von Stürmer Adriano Grimaldi – in allen Mannschaftsteilen von hinten bis vorne nicht überragend besetzt ist. Das Problem: Weil kaum ein neuer Spieler kommt, muss sich diese Mannschaft jetzt weiterentwickeln. Dafür fehlt es aber sowohl in der Breite als auch individuell an Qualität.

Prognose: Platz 14 bis 18

Die Löwen haben sich die gute Stimmung nach dem Aufstieg binnen zwölf Monaten ziemlich verhagelt. Erste Experten unken, dass 1860 ein heißer Abstiegskandidat sei. Wir können das kaum beschönigen, denn die vorhandenen Spieler haben zuletzt viel zu inkonstant gespielt, als dass mit dieser Mannschaft jetzt große Sprünge möglich wären. Eine schwierige Saison steht dem TSV bevor.

 

Ausgangslage: Allmählich ist der Frust über die unterirdische Rückrunde am Niederrhein abgeklungen. Der KFC Uerdingen, der sich im Frühjahr phasenweise lächerlich machte mit schwachen Ergebnissen, mehreren Trainerwechseln und dem steten Wunsch nach dem Zweitliga-Aufstieg, möchte nun in aller Ruhe einen zweiten Versuch starten. Ist es auch der Letzte? Investor Mikhail Ponomarev will rasche Fortschritte sehen, und an seinem Tropf hängt der ganze Verein…

Zu- und Abgänge: Zu alt, zu träge, zu unmotiviert – so lauteten die harten Vorwürfe an den KFC-Kader der Vorsaison. Auch, weil Uerdingen diese Entwicklung auf die Spitze getrieben hatte, indem ein erfahrener Altstar nach dem anderen unter Vertrag genommen wurde. Jetzt weht frischer Wind: Christian Kinsombi, Jean Mbom und Franck Evina haben ihre Karriere noch vor sich, Jan Kirchhoff bringt wiederum die nötige Expertise in die Innenverteidigung und Lukas Königshofer wird neuer Stammtorhüter. Zudem kam Andreas Maxsö vom FC Zürich und ist mit einem Marktwert von 1,5 Millionen Euro der wertvollste Spieler der 3. Liga.

Die Mannschaft: Ganz ausgewogen wirkt sie noch nicht. Sicherlich sieben oder acht fantastische Offensivkräfte könnte der KFC Uerdingen zum Saisonstart aufbieten, nur lässt sich dadurch allein kaum ein Spiel gewinnen. Gerade in der Abwehr wird aber zum Großteil weiter auf jene Profis gesetzt, die sich vor einigen Monaten noch mehrmals bedenklich auseinanderspielen ließen. Es wirkt noch nicht wie eine Mischung, die den KFC in die 2. Bundesliga führen kann.

Prognose: Platz 5 bis 11

Eine kleine Steigerung ist für Krefeld mit Sicherheit möglich, aber der ganz große Wurf eher nicht. Noch immer ist die Mannschaft im Schnitt fast 28 Jahre alt, einige Problemzonen der Vorsaison wurden bislang nicht angepackt. Das reicht wohl höchstens für das vordere Mittelfeld.

 

Ausgangslage: Willkommen an der Börse, SpVgg Unterhaching! Mit dem Verkauf von Aktien soll der Weg in Richtung 2. Bundesliga in der Münchner Vorstadt forciert werden. Ob es klappt, ist offen – zumindest aber hat sich der Klub nach der verheerenden Rückserie auf andere Gedanken gebracht. Ohne die großen Namen, aber wieder mit freiem Kopf soll die Spielfreude der Hinrunde 2018/19 zurückkommen, und mit ihr auch die Angriffslust auf die vorderen Plätze.

Zu- und Abgänge: Vor allem der Verlust von Lukas Königshofer an Uerdingen tut weh, Haching braucht alsbald einen neuen Stammkeeper. Die Verstärkungen sind wie üblich nicht von größter Prominenz, Flügelspieler Jannik Bandowski aus Bochum könnte zum Königstransfer werden – sofern der verletzungsanfällige Profi fit bleibt. Auch Felix Schröter, einst U19-Meister mit dem FC Schalke, sollte man auf dem Zettel haben. Arne Naudts, belgischer Stürmer aus der zweiten niederländischen Liga, hat sich derweil nach nur 29 Tagen wieder verabschiedet – die Familie plagte Heimweh.

Die Mannschaft: Das Rezept von Trainer Claus Schromm wird sich nicht großartig ändern. Die beiden wichtigsten Leistungsträger bleiben Sascha Bigalke und der aktuell verletzte Torjäger Stephan Hain. Spannend zu sehen sein wird auch die Entwicklung der Talente Christoph Greger (Innenverteidigung) und Luca Marseiler, der offensiv variabel einsetzbar ist. Im ruhigen Umfeld ist die Teamfähigkeit zudem ein großes Faustpfand der Rot-Blauen.

Prognose: Platz 5 bis 10

Auch Haching kann in der Tabelle klettern – nicht aber vorbei an den Topfavoriten. Ins obere Drittel könnte die Reise führen, was angesichts der Langfrist-Perspektive Zweitklassigkeit ein Schritt nach vorne wäre. Für den großen Coup dürfte die Konkurrenz aber, sollte sie nicht geschlossen schwächeln, etwas zu stark sein.

 

Ausgangslage: Im Vorjahr sprachen wir vom absoluten Topfavoriten 1. FC Kaiserslautern und überschätzten ihn völlig. Von Anfang an taten sich die Pfälzer mit der Rolle unglaublich schwer und zerbrachen zwischenzeitlich daran, als Michael Frontzeck schließlich gehen musste. Sascha Hildmann hat nun einige junge Spieler in die erste Mannschaft geführt, Konstanz war in der Rückrunde 2018/19 aber weiterhin ein Fremdwort.

Zu- und Abgänge: Ein Stürmer sollte her, zwei sind gekommen. Andri Bjarnason, ein Isländer, wurde aus Schweden in den Südwesten gelockt – Vita und Marktwert lesen sich gut, für die Realität in der 3. Liga muss das aber nichts bedeuten. Einen sichereren Fang dürfte der FCK mit Manfred Starke aus Jena gemacht haben, einem ausgebufften Drittliga-Kenner, der auch starke Standards treten kann. Jose Matuwila, Simon Skarlatidis, Avdo Spahic, Philipp Hercher und Janik Bachmann runden die Neuverpflichtungen ab, die sich der FCK insgesamt wohl 750.000 Euro kosten ließ – kein anderer Drittligist gab mehr Geld aus. Gleichzeitig mussten die Roten Teufel keinen Spieler gehen lassen, der durchweg überzeugte. Investor Flavio Becca machte es möglich.

Die Mannschaft: Der Kader ist mit 34 Spielern, darunter eine Handvoll aufgerückter U19-Spieler, sehr gut besetzt. Überhaupt bleibt das Thema bei Kaiserslautern der interne Kampf zwischen den Local Players und Spielern von außerhalb. Christian Kühlwetter und Lennart Grill haben sich bereits etabliert, Antonio Jonjic und Lukas Gottwalt wollen mitziehen, Carlo Sickinger gilt gar als aktuell größtes Talent. Was für ein Konkurrenzkampf!

Prognose: Platz 1 bis 6

In allen Mannschaftsteilen ist Lautern gut besetzt, dazu kommt der große Leistungsdruck, weil jede Menge Talente Spielpraxis begehren. Die Mischung könnte den FCK zu starken Leistungen treiben und ihn in den Aufstiegskampf spülen. Es wird auch Zeit, denn die Zulassung erhielt man nur unter größten Anstrengungen – und in der 3. Liga kann der 1. FC Kaiserslautern dauerhaft keine schwarzen Zahlen schreiben.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button