Saisonprognose #3: Meppen, Freiburg II, Zwickau, Dortmund II

Es wurde Zeit: Der Saisonauftakt steht vor der Tür, und wir gehen mit einem hochspannenden Teilnehmerfeld auf die Reise durch das bereits 15. Jahr in der 3. Liga. Wer wird oben mitspielen, wer muss den Abstieg befürchten? Wer überrascht und wer enttäuscht? In fünf Teilen unterzieht liga3-online.de alle Teams dem großen Check. Heute feiern wir mit dem Vorjahres-Mittelfeld das Bergfest.

Sportliche Lage: Stark angefangen und stark nachgelassen hatte der SV Meppen vergangenes Jahr, was schließlich dazu führte, dass die wenige Wochen zuvor besiegelte Vertragsverlängerung mit Ex-Trainer Rico Schmitt im Mai nichtig wurde. Dabei war für den Betrachter klar: Die sensationelle Hinrunde entsprach einer großen Überperformance, die teils klägliche, im Finale versöhnliche Rückrunde einer Unterperformance. Wo der SVM wirklich steht, soll die neue Saison zeigen. Auszuschließen ist allerdings nicht, dass es eher Richtung Abstiegskampf geht. Aber diese Rolle kennt Stefan Krämer mit seinem gewaltigen Drittliga-Erfahrungsschatz ja in- und auswendig. Mit ihm haben die Emsländer eine sinnvolle Wahl getroffen.

Transfers: Innenverteidiger Lars Bünning (nach Kaiserslautern) fehlt bitter, auch Jeron Al-Hazaimeh, Richard Sukuta-Pasu und René Guder hatten – wenn auch meist mit wechselhaften Leistungen – ihre guten Momente. Auch aus finanziellen Gründen kommt eine Reihe von Regionalliga-Spielern dazu, mit Spannung erwartet wird etwa Linksaußen Samuel Abifade aus Lübeck. Auch Verteidiger Lukas Mazagg aus Burghausen könnte ein günstiger, aber guter Griff werden. Klar ist der bisherige Königstransfer: Marvin Pourié sorgt entweder für Tore oder für Schlagzeilen, in der Hänsch-Arena werden sie beim schillernden Stürmer primär auf Ersteres hoffen.

Vorbereitung: Sechs Testspiele sind absolviert, die Generalprobe gegen Viertligist Ahlen folgt am heutigen Mittwoch. Kurios: Meppen verlor gegen die Reserve von Schalke 04 (0:1), um zwei Wochen darauf gegen die Bundesliga-Profis zu gewinnen (3:1). Gewisse Aussagekraft hatten auch die Tests gegen Ajax Amsterdam (0:3) und Cambuur Leeuwarden (2:2) aus den Niederlanden.

Prognose: Vor dem sechsten Drittliga-Jahr darf die Kampfstärke und der Faktor Publikum vom Rest der Liga nicht unterschätzt werden. Auch dieses Mal geht es nicht in die Regionalliga, sondern ans obere Ende der zweiten Tabellenhälfte. Platz 10 bis 13.

 

Sportliche Lage: Es war ein beeindruckendes Einstandsjahr für die Freiburger Reserve, die zudem – nach persönlicher Einschätzung – trotz des Status als ungeliebte Zweitmannschaft mit ihrer traditionsreichen Spielstätte Dreisamstadion beim Rest der Liga punkten konnte. Es ist für die Vertreter der 3. Liga wohl auch besser, sich mit den SCF-Talenten dauerhaft zu arrangieren, denn so gefestigt, wie der Vorjahresaufsteiger im Premierenjahr aufgetreten ist, ist der Tabellenelfte der Saison 2021/22 kein Abstiegskandidat.

Transfers: Die Fluktuation einer zweiten Mannschaft ist meistens höher als der Ligaschnitt, aus der Achse brechen Spieler wie Enzo Leopold, Claudio Kammerknecht und Johannes Flum weg, Letzterer hat mit 34 Jahren seine Karriere beendet. Neue, erfahrene Stütze ist Patrick Lienhard, ein 30-Jähriger vom FC Homburg, nicht zu verwechselnden mit Erstliga-Innenverteidiger Philipp Lienhart. Maximilian Breunig (Würzburg) und Julian Stark (Heidenheim) kommen mit ersten Erfahrungen im Profibereich und natürlich rückt auch eine Reihe noch unbekannter A-Junioren aus der exzellenten Nachwuchsabteilung auf. Wichtigster Spieler könnte der erneut aus Bremen ausgeliehene Achter Yannik Engelhardt werden.

Vorbereitung: Auf das 2:0 gegen den liechtensteinischen FC Vaduz folgten Niederlagen gegen Eintracht Braunschweig (0:1) und Oberligist Stuttgarter Kickers (0:3). Die Generalprobe am Samstag findet gegen Hoffenheim II statt.

Prognose: Ein guter Mix aus Talenten, die in Freiburg überwiegend bodenständig bleiben, sowie die erfahrenen Säulen Lienhard und Stürmer Vincent Vermeij harmonieren weiterhin. Platz 11 bis 14 und ein drittes Drittliga-Jahr scheinen absolut realistisch.

 

Sportliche Lage: So toll das Abschneiden des FSV im Vorjahr war, so sehr wurde es doch kurz nach Saisonende von den alles andere als unbekannten finanziellen Schlagzeilen überdeckt. Wieder fehlte Zwickau eine Summe von 1,365 Millionen Euro, der Stadiongesellschaft drohte die Pleite (was den FSV in eine existenzbedrohende Lage hätte bringen können) und im Vorstand legten mit Finanzvorstand Tobias Leege, Marketingvorstand Toralf Wagner und Olaf Albrecht (dritter Geschäftsführer) gleich drei Führungskräfte ihre Posten nieder. Und dass der Etat gegenüber der Vorsaison um 700.000 Euro gekürzt wurde, macht die Mission Klassenerhalt ebenfalls nicht leichter.

Transfers: Viel Geld kann Zwickau neuen Spielern nicht bieten, wohl aber die Plattform 3. Liga. Für die entschieden sich mit Verteidiger Robin Ziegele aus Münster sowie Flügelstürmer Robert Herrmann aus Würzburg immerhin zwei Akteure mit höherklassiger Erfahrung, dazu kommt Burghausens Viertliga-Wirbelwind Noah Agbaje mit immerhin 19 Scorerpunkten und Stürmer Lukas Krüger aus Meppen, dort im Vorjahr meist erster Joker und nun Konkurrent des ewigen, mittlerweile 39-jährigen Ronny König. Weitere Transfers für alle Feldspieler-Positionen sollen und müssen folgen, der Kader umfasst erst 22 Spieler. Und es fehlen diverse Leistungsträger: Marco Schikora und Steffen Nkansah (beide Aue) hatten höhere Ambitionen, auch Max Reinthaler ist nun bei der Konkurrenz aus Wiesbaden unterwegs. Andere wie Manfred Starke oder Lars Lokotsch brachten den FSV nicht mehr wirklich voran. Bemerkenswert war, dass Kapitän Johannes Brinkies trotz anderer Angebote gehalten werden konnte.

Vorbereitung: Auerbach (4:1) und Gera (9:0) waren noch kein Maßstab, Zweitligist Regensburg zeigte beim 2:6 manche Grenze auf, gegen den österreichischen Zweitligisten Steyr gelang ein 2:1-Sieg. Mittwoch gegen die Queens Park Rangers und Samstag gegen Carl Zeiss Jena stehen noch zwei Spiele aus.

Prognose: Nochmals die obere Tabellenhälfte? Dann hätten viele zahlungskräftigere Klubs etwas falsch gemacht. Wahrscheinlicher ist folgendes Szenario: Platz 14 bis 17, es geht wieder in den Abstiegskampf. Jedoch mit ordentlicher Wahrscheinlichkeit, dass der Kampf gewonnen wird.

 

Sportliche Lage: Bis auf den Abgang von Erfolgstrainer Enrico Maaßen – wer will es ihm verdenken, dem Lockruf von Bundesligist FC Augsburg nachgegeben zu haben – gibt es wenig Grund zur Klage bei den "Amateuren" der Borussen. Platz 9 im Neulingsjahr, mit etwas mehr Konstanz wäre sogar noch ein besserer Rang möglich gewesen, rechtfertigen den Aufwand des BVB in seinen Profi-Unterbau allemal. Wie schnell ein Absturz gehen kann, zeigte vor zwei Jahren aber der FC Bayern II: Es kann noch soviel Talent in einer Mannschaft stecken, ohne Disziplin und Gemeinschaft hat es gerade ein unerfahrenes Team in dieser harten Liga schwer. Christian Preußer muss dies als neuer Coach berücksichtigen.

Transfers: Der BVB hat naturgemäß ein anderes Anforderungsprofil, er will zuvorderst Potenzialspieler für die erste Mannschaft gewinnen. Das zeigt schon der Blick auf die Torhüter: Künftig soll Marcel Lotka, zuletzt überraschend Stammkeeper bei Hertha BSC, zwischen den Pfosten stehen und sich mit U20-Nationalkeeper Luca Unbehaun duellieren, auf den Flügeln stürmt das große niederländische Talent Jayden Braaf, gekommen von Manchester City. Für Prince Aning (Linksverteidiger, Ajax Amsterdam) und Mario Suver (Innenverteidiger, 1. FC Nürnberg) bezahlte der BVB etwa eine halbe Million Euro Ablöse. Fast schon unter gingen die Verpflichtungen des ebenfalls niederländischen Außenverteidigers Valentino Vermeulen vom FC Eindhoven sowie Stürmer Michael Eberwein aus Halle. Damit sollten auch Abgänge wie Immanuel Pherai, Berkan Taz, Lennard Maloney und Richmond Tachie kompensiert werden können. Die Frage ist, wie schnell sich das neue Team inklusive Coach einspielt.

Vorbereitung: Ziemlich makellos ist die Testspiel-Bilanz der Dortmunder, die drei ihrer vier Partien gewannen und sich nur gegen Viertligist Preußen Münster 1:1 trennten. Davor und danach: ein 5:0 über Fortuna Düsseldorf II (4. Liga), 2:1 gegen Wacker Burghausen (4. Liga) und 5:0 gegen Austria Salzburg (3. Liga Österreich). Zum letzten Härtetest wartet der niederländische RKC Waalwijk.

Prognose: Individuell ist dieser Kader in der absoluten Ligaspitze unterwegs und kann der BVB die fehlende Erfahrung kompensieren, ist viel möglich. Platz 6 bis 9 wird es im gesunden Durchschnitt, aber mit viel Potenzial nach oben als auch nach unten.

 

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