Saisonprognose #3: Münster, Haching, Köln, SVM und Hansa
Zehn Wochen Sommerpause neigen sich dem Ende entgegen, in Kürze geht die 3. Liga in ihre elfte Auflage. Vor dem Auftakt nimmt liga3-online.de alle 20 Klubs ausführlich unter die Lupe. Im dritten Teil schauen wir auf Münster, Unterhaching, Köln, Meppen und Rostock.
Ausgangslage
Schon seit Jahren kann Preußen Münster entweder die Hin- oder die Rückrunde gut spielen, nie aber beides zusammen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres legte der SCP eine starke Rückserie an den Tag, Trainer Marco Antwerpen machte vieles richtig und hat sich damit ein gutes Standing erarbeitet. Nun soll die Platzierung bestätigt werden.
Zu- und Abgänge
Zwei Stammspieler haben den Adlern den Rücken gekehrt: Adriano Grimaldi zog es zu Aufsteiger 1860 München, er war bester Torjäger der Preußen. Mittelfeldmann Michele Rizzi geht zum VfL Wolfsburg II. Neu ist Regionalliga-Torjäger Rufat Dadashov vom BFC Dynamo und Kevin Rodrigues Pires von den SF Lotte – dazu kommen einige weitere Regionalliga-Talente.
Testspiele
Vor allem mit den Gegentoren haderte der SC Preußen in seinen bisherigen Tests. Wurde Ajax Amsterdam noch bemerkenswert mit 3:1 besiegt, gab es gegen die Viertligisten aus Wiedenbrück (1:2) und Verl (3:3) zuletzt viele Gegentreffer. Besser lief der Test gegen Wattenscheid (4:1), zum Abschluss wartet am Samstag der niederländische Erstligist Heracles Almelo.
Mannschaft
Prunkstück war bis zuletzt die Defensive, in der es nun aber noch etwas hapert. Ansonsten bringt Preußen Münster eine solide Elf auf den Rasen, nur der starke zweite Sechser fehlt den Westfalen seit einiger Zeit. Viele positive Charaktere sorgen für eine gute Grundstimmung in einem für gewohnt fragilen Team.
Prognose: Platz 8-12
Spektakulär dürfte die Saison für den SCP nur dank der vielen traditionsreichen Gegner werden. Weil finanziell die Hände gebunden sind, ist sportlich höchstens ein kleiner Fortschritt drin. Am wahrscheinlichsten ist eine Platzierung in der Region des Vorjahres.
Ausgangslage
Auf Platz 9 beendete Unterhaching eine starke Wiederaufstiegssaison – irgendwie hatten es dem Münchner Vorstadtverein aber doch viele zugetraut, eine derart starke Rolle zu spielen. Nun freut sich Haching auf das Derby gegen 1860. Sie haben allen Grund dazu, denn der Kader ist stärker geworden.
Zu- und Abgänge
Gegangen ist Ulrich Taffertshofer, der sich dem VfL Osnabrück angeschlossen hat – auch Keeper Korbinian Müller hat sich verabschiedet. Die weiteren Abgänge spielten zumeist eine eher geringfügige sportliche Rolle. Verpflichtet haben die Bayern Marc Endres aus Chemnitz und Markus Schwabl, ehemals Aalen, der nach einer Stippvisite in England zurück in der 3. Liga ist. Zudem wurden Rückholaktionen der eigens ausgebildeten Offensivtalente Lucas Hufnagel und Dominik Widemann realisiert.
Testspiele
Eine Menge unterklassiger Gegner wurden ohne große Probleme vom Rasen gefegt. Gegen Champions-League-Teilnehmer 1899 Hoffenheim musste Haching eine klare 0:3-Niederlage einstecken, dem FC Ingolstadt trotzte die Schromm-Elf zuletzt aber ein starkes 1:1 ab. Am Samstag geht es noch gegen Zweitligist Jahn Regensburg.
Mannschaft
Wie im Vorjahr wird Unterhaching – obwohl das der Mannschaft nicht gerecht wird – zunächst auf zwei Spieler reduziert: Sascha Bigalke, den flinken Edel-Vorbereiter, und Stephan Hain, den eiskalten Vollstrecker. Die ansonsten sehr junge Truppe wurde nun um einige erfahrene Leute ergänzt, die als Führungsspieler eingeplant werden. Die Mischung sieht gut aus.
Prognose: Platz 6-10
Als Neunter des Vorjahres ist Unterhaching voll in der 3. Liga angekommen. Es spricht wenig dagegen, dass diese Position nicht erneut drin sein sollte. Mehr ist aber noch finanzstärkeren Mannschaften vorbehalten, der große Wurf muss sich gedulden.
Ausgangslage
Stark angefangen, schwach aufgehört: Das macht Fortuna Köln gerne. Im vergangenen Jahr waren sie aber derart gut, dass die Domstädter lange um den Aufstieg mitspielten, ehe der Komplett-Einbruch folgte. Jetzt sind einige Stammspieler fort, Köln ist zurück auf dem Boden der Tatsachen. Trainer Uwe Koschinat wird das aber nicht nervös machen.
Zu- und Abgänge
Allgemein bekannt ist: Mit Daniel Keita-Ruel (Greuther Fürth) hat die Fortuna ihren besten Torjäger verloren. Und sonst? Auch Markus Pazurek und Lars Bender haben den Verein gewechselt, Torhüter Tim Boss hat sich Dynamo Dresden angeschlossen und Manuel Farrona Pulido dem VfL Osnabrück. Bekannteste Verpflichtung ist zweifelsohne Moritz Hartmann aus Ingolstadt, aber auch Sebastian Schiek (Großaspach) und Benjamin Pintol (HFC) sind in der 3. Liga recht betucht.
Testspiele
Fortuna Köln testete bislang stets mindestens gegen Viertligisten. Waren gegen den 1. FC Köln II, RW Essen und den TSV Steinbach zunächst keine Siege drin, setzten sich die Südstädter zuletzt klar mit 4:0 gegen Rot-Weiß Oberhausen durch. Die Generalprobe steigt am Samstag mit einem Spiel gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach – ebenfalls ein Regionalligist. Die einzige Niederlage gab es bisher gegen den luxemburgischen Erstligisten CS Fola Esch.
Mannschaft
Während Bielefeld-Leihgabe Nikolai Rehnen im Tor gesetzt sein dürfte, hat Koschinat im Sturm die Qual der Wahl: Pintol, Hartmann, dazu Thomas Bröker, Maurice Exslager, Kwame Yeboah und Hamdi Dahmani – damit lässt sich arbeiten.
Prognose: Platz 7-11
Einige Buchmacher sehen Fortuna Köln recht weit unten in der Tabelle. Wir schätzen das anders ein, zumal die Rheinländer in der vergangenen Saison immer wieder spielerische Glanzmomente produziert haben. Die solide Entwicklung am Südstadion wird fortgesetzt, wahrscheinlich in der oberen Tabellenhälfte.
Ausgangslage
Der SV Meppen hat sichtlich Gefallen an der 3. Liga gefunden. Fast 7.000 Zuschauer im Schnitt übertrafen alle Erwartungen des Vereins um Längen. Das gelang, weil Christian Neidhart und seine Mannen eine Erfolgsgeschichte schrieben und tolle 58 Punkte sammelten. "Nun sind wir wieder Absteiger Nummer eins", sagt der Trainer. Ganz so schlimm wird’s dann doch nicht sein.
Zu- und Abgänge
Bewusst stärkte sich der SVM auf dem Flügel: Marco Komenda aus Mönchengladbach und Hassan Amin aus Mannheim bringen Tempo und Spielverständnis mit, Rückkehrer Mirco Born könnte zum Emsländer Volkshelden werden, wenn er die Leistung aus der Aufstiegssaison erreicht. Der 21-jährige Denis Undav soll hingegen Stürmer Benjamin Girth vergessen machen – der 19-Tore-Mann wechselt zu Holstein Kiel. Der einzige Abgang, der Meppen wirklich wehtut.
Testspiele
Dank der räumlichen Nähe bieten sich Tests gegen holländische Mannschaften an. Gegen Heracles Almelo (2:0) und den PEC Zwolle (5:2) tankte Meppen viel Selbstbewusstsein, ehe die Niedersachsen anschließend etwas müde dem FC Groningen mit 1:2 unterlagen. Nach einem 10:1-Kantersieg gegen Union Lohne steht am Samstag noch das Blitzturnier mit dem HSV und Stoke City an.
Mannschaft
Leidenschaftlich und zweikampfstark wird der SVM von seinem Trainer erzogen. Der Mut zum spielerischen Element soll dabei aber nicht auf der Strecke bleiben. Das Team ist mit 28 Spielern mehr als ausreichend besetzt und weist wenige Schwächen auf. Geheime Stärke könnten die Außenverteidiger sein, die in den vergangenen Jahren zum populären taktischen Spielball geworden sind. Hier schlummert bei den Meppenern viel Potenzial.
Prognose: Platz 9-12
Noch einmal Platz 7? Das wäre für Meppen wohl ein Traum. Genießen würden es die Fans wohl auch, wenn der Abstieg problemlos vermieden wird und man den einen oder anderen Favoriten ärgern kann. Und so könnte es kommen.
Ausgangslage
Ein bisschen am Aufstieg geschnuppert, dann aber nicht durchgezogen – das war die Hansa-Saison 2017/18 im Schnelldurchlauf. Die Stimmung ist trotzdem gut, weil man Pavel Dotchev an der Seitenlinie und Markus Thiele als Sportvorstand vertraut. Alles kann, nichts muss: Das trifft die Mentalität vor der siebten Saison in der 3. Liga.
Zu- und Abgänge
Der spielstarke Sechser Bryan Henning und Torhüter Janis Blaswich sind als stärkste von 14 Spielern von Bord der Kogge gegangen – sie können kaum gleichwertig ersetzt werden. Verpflichtet hat Hansa einen bunten Mix aus Talenten, Erfahrenen und jenen, die Pavel Dotchev bereits kennt. Nominell vielversprechend sind vor allem Merveille Biankadi aus Erfurt, dem eine ähnliche Rolle wie Henning zugetraut werden kann, und Cebio Soukou, Flügelspieler von Erzgebirge Aue. Ioannis Gelios, der aus Augsburg gekommen ist, soll unterdessen in Blaswichs Fußstapfen treten.
Testspiele
57 Tore gegen unterklassige Teams sagen nicht viel aus. Das 0:1 gegen den dänischen FC Helsingor bedeutete dagegen die erste und bislang einzige Niederlage, gegen Rot-Weiß Erfurt siegte Hansa 2:1. Zum Abschluss geht es am Samstag gegen den dänischen Zweitliga-Klub Hvidovre IF. Ein von Dotchev gewünschter Härtetest bleibt aus: Gegen Basel und Nottingham Forest durfte aus Sicherheitsgründen nicht gespielt werden, ein geplanter Test gegen den FC Malaga platzte aus organisatorischen Gründen.
Mannschaft
Mit 26 Spielern, darunter vier Torhütern, ist Hansa auf allen Positionen mehrfach besetzt, Bedarf besteht noch auf der linken Abwehrseite. Prunkstück ist die Defensive: Lediglich 34 Gegentore kassierte die Kogge in der vergangenen Saison, muss nun aber vorerst auf Kapitän und Abwehrchef Oliver Hüsing verzichten – Rückkehrer Kai Bülow steht bereit. Im Sturm ruhen die Hoffnungen auf Pascal Breier und dem neuen Marco Königs – oder doch auf der großen Unbekannten, Del-Angelo Williams aus der Südwest-Regionalliga?
Prognose: Platz 3-7
Die Ambitionen von Hansa Rostock und seinen Fans sind unbestritten – der Aufstieg soll es sein. Mit etwas Glück kann Dotchev eine ähnliche Spielzeit wie 2015/16 mit Erzgebirge Aue aufs Parkett legen. Es wäre nicht das erste Mal, dass die sattelfeste Defensive einen Drittligisten in den Aufstiegskampf führt.
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