Saisonprognose #3: Verl, Dortmund II, Ingolstadt, Unterhaching

Am 2. August startet die 3. Liga in ihre 17. Saison. Wer sind die Aufstiegskandidaten, wer muss um den Klassenerhalt bangen? Wer könnte die nächste Überraschungsmannschaft werden, wer die nächste Enttäuschung? In fünf Teilen nimmt liga3-online.de alle Teams unter die Lupe. Im dritten Teil analysieren wir die Mittelfeld-Teams der Vorsaison SC Verl, Borussia Dortmund II, FC Ingolstadt und SpVgg Unterhaching.

Ausgangslage: Der SC Verl ist längst der Evergreen in den alljährlichen Umfragen, welche Teams für den Abstieg in Frage kommen. Doch auch was danach passiert, hat bereits Tradition: Die Ostwestfalen mischen die Liga allen Unkenrufen zum Trotz mit einer attraktiven Spielweise auf und sichern sich so Jahr für Jahr den Ligaverbleib. Dieses Prozedere wiederholt sich mittlerweile bereits seit vier Jahren. Abgesehen vom zweiten Drittliga-Jahr waren ernsthafte Abstiegssorgen dabei Fehlanzeige in Verl. Und das, obwohl der Sportclub nach wie vor über einen der niedrigsten Etats der Liga verfügt und regelmäßig seine besten Spieler ziehen lassen muss – so auch vor dieser Spielzeit.

Transfers: Luca Unbehaun, Nico Ochojski, Maximilian Wolfram, Nicolas Sessa, Torge Paetow, Niclas Nadj – sie alle waren Stammspieler und sie alle stehen dem Sportclub in der kommenden Saison nicht mehr zur Verfügung. Besonders schmerzhaft ist dabei der Verlust von Kapitän und Abwehrboss Paetow, den es zu Aufsteiger Münster zieht. Wie geht Verl mit den vielen Abgängen um? Die Verantwortlichen machen aus der Not eine Jugend. Es wurden etliche Spieler aus den Nachwuchsmannschaften der Bundesliga-Clubs verpflichtet, darunter zum Beispiel Max Scholze (FC Bayern II), Chilohem Onuoha, Tim Köhler (beide RB Leipzig U19) und Marlon Zacharias (Borussia Dortmund U19). Mit Julian Stark (SC Freiburg II), Timur Gayret (Hallescher FC) und Dominik Steczyk (Preußen Münster) kamen aber auch drei arrivierte Drittliga-Spieler, die dabei helfen sollen, eine neue Hierarchie aufzubauen. Zudem erwarten sich die Verantwortlichen, dass sich Bestandsspieler wie Marcel Benger, Tom Baack und Fabio Gruber zu Führungsspielern aufschwingen. So wurde beispielsweise der erst 21-Jährige Gruber von Trainer Alexander Ende zum neuen Kapitän ernannt.

Vorbereitung: Los ging die Vorbereitung mit einem 4:2 gegen Schalke II. Der Zweitvertretung des SC Paderborn musste sich Verl anschließend mit 0:1 geschlagen geben. Auf ein 3:2 gegen Rot-Weiß Oberhausen folgten ein 1:2 gegen Hannover 96 und ein 0:1 gegen die erste Mannschaft von Schalke 04. Zum Abschluss der Vorbereitung stehen noch zwei Spiele gegen niederländische Zweitligisten an: Am heutigen Mittwoch empfängt Verl den FC Emmen, am Samstag reist der SCV dann zu De Graafschap Doetinchem.

Prognose: Die Abgänge sind einmal mehr schwerwiegend, doch Verl hat oft genug bewiesen, mit solchen Situationen umgehen zu können. Ob der Sportclub auch im fünften Drittliga-Jahr den Klassenerhalt einfahren kann, wird auch davon abhängen, wie viele der neuverpflichteten Youngsters einschlagen. Platz 13-17.

 

Ausgangslage: Die Zweitvertretung von Borussia Dortmund war wohl die unberechenbarste Mannschaft der Vorsaison. Auf wochenlange Siegesserien folgten auch mal fünf Niederlagen am Stück. So stand am Ende nur Platz 11 zu Buche, obwohl die Elf von Trainer Jan Zimmermann zwischenzeitlich mehrmals auf Platz 4 zu finden war. Nun gab es einen für eine U23-Mannschaft turnusmäßigen Umbruch. 14 Spieler verließen den Verein, 13 neue kamen dazu, darunter drei hauseigene Talente, die aus der U19 aufrücken.

Transfers: Der prominenteste Abgang ist zweifellos Ole Pohlmann, der in der Vorsaison mit seinen 23 Scorern nicht nur dem kleinen BVB, sondern der ganzen Liga seinen Stempel aufdrückte. Ihn zieht es für eine Ablöse von 1,6 Millionen Euro nach Portugal zum FC Rio Ave. Mit Franz Pfanne (Hansa Rostock) und Antonios Papadopoulos (FC Lugano) verlassen auch zwei Ankerspieler aus dem Defensivverbund den Verein. Künftig sollen die beiden jungen Neuzugänge Yannik Lührs (Hannover 96) und David Lelle (Holstein Kiel II) im Abwehrzentrum für Stabilität sorgen. Mit Baran Mogultay (MSV Duisburg,) und Niklas Jessen (FC St. Pauli II) kamen auch zwei neue Außenverteidiger. In der Offensive ruhen die Hoffnungen auf António Fóti, der Zypriot konnte für Hannover 96 bereits einige Einsätze in der 2. Liga sammeln und einst in der Jugendabteilung von Eintracht Frankfurt für Furore sorgen. Mit Babis Drakas (VfB Stuttgart U19) und Jordi Paulina (USV Hercules) kamen schließlich noch zwei junge Flügelspieler.

Vorbereitung: Die unterklassigen Vertreter ASV 09 Dortmund (4:0) und FSV Gevelsberg (6:0) bereiteten den Schwarz-Gelben keine Probleme, und der österreichische Regionalligist FC Kitzbühel wurde im Rahmen des Trainingslagers in der Alpenrepublik sogar mit 7:0 abgeschossen. Gegen Eintracht Frankfurt II gab es anschließend ein 1:1. Die Generalprobe für den Ligaauftakt gegen die SpVgg Unterhaching steigt am Samstag gegen Eredivisie-Vertreter Almere City.

Prognose: Mit Pohlmann, Pfanne und Papadopoulos verlor die Zimmermann-Truppe drei absolute Leistungsträger. Wie können diese Verluste aufgefangen werden? Gelingt Bestandsspielern wie Julian Hettwer, Ayman Azhil oder Franz Roggow der nächste Schritt? Tendenziell wartet eine schwere Saison auf die zweifellos nach wie vor hochtalentierte Dortmunder Truppe. Platz 12-17.

 

Ausgangslage: Sabrina Wittmann heißt sie, die erste Cheftrainerin im deutschen Profifußball. Nach vier Spielen als Interimstrainerin zum Ende der vergangenen Saison – darunter der Sieg im Finale des bayrischen Landespokals – wurde die 33-Jährige gebürtige Ingolstädterin nun zur dauerhaften Cheftrainerin befördert. Beim FCI findet sie ein ideales Umfeld vor: Der Medienrummel hält sich auf der Schanz in der Regel in Grenzen, gleichzeitig sind die finanziellen Möglichkeiten dank Hauptsponsor Audi traditionell groß. Dementsprechend nahmen die Oberbayern nach der enttäuschenden Vorsaison, in der trotz hoher Ausgaben nur ein grauer Mittelfeldplatz drin war, in diesem Sommer wieder einige Kaderkorrekturen vor.

Transfers: Die Hauptaufgabe der Verantwortlichen um Sportdirektor Ivica Grlic war es, einen Ersatz für Torschützenkönig Jannik Mause zu finden, der nach seiner 18-Tore-Saison wenig überraschend nicht zu halten war. Immerhin wurde der FCI vom 1. FC Kaiserslautern mit einer stolzen Summe von 600.000 Euro entschädigt. Als Nachfolger stellte Ingolstadt Tim Heike und Dennis Borkowski vor. Ersterer war mit 21 Toren der entscheidende Mann beim Aufstieg von Energie Cottbus, Zweiterer konnte in den letzten beiden Jahren im Trikot von Dynamo Dresden immer wieder sein großes Potential andeuten. Mit Simon Simoni wurde ein Torwart-Talent, das trotz seiner erst 19 Jahre bereits im Blickpunkt der albanischen Nationalmannschaft steht, von Eintracht Frankfurt ausgeliehen, um dem nicht immer sicheren bisherigen Stammkeeper Marius Funk Konkurrenz zu machen. Schließlich kamen mit Niclas Dühring (FC St. Pauli II) und Mattis Hoppe (VfB Stuttgart II) noch zwei Talente für die Außenverteidigung.

Vorbereitung: Auf ein 1:1 gegen Oberligist VfB Eichstätt folgte ein 3:1 gegen den VfR Mannheim, der ebenfalls in der Oberliga spielt. Im Rahmen des Trainingslagers in Südtirol gelang den Schanzern – neben einem 9:0 gegen eine Regionalauswahl – ein Achtungserfolg gegen den italienischen Erstligisten FC Empoli (0:0). Das letzte Testspiel vor dem Ligastart findet am Samstag gegen den SSV Ulm 1846 statt.

Prognose: Bis auf Mause blieben alle Stammspieler an Bord, zudem wurde der Kader gezielt verstärkt. Auf dem Papier hat der FCI damit einmal mehr ein starkes Team. Ist Sabrina Wittmann im Gegensatz zu ihren Vorgängern dazu in der Lage, dieses Potential auch in einen guten Tabellenplatz umzumünzen? liga3-online.de glaubt, dass es nur für das obere Mittelfeld reichen wird, weil dem FCI weiterhin ein Spielmacher fehlt. Platz 4-9.

 

Ausgangslage: Trotz eines sehr beschränkten Budgets, das nur einen externen Neuzugang zuließ, spielte die SpVgg Unterhaching eine beeindruckende Vorsaison. Die mit vielen jungen Talenten gespickte Truppe geriet zum Erstaunen vieler Experten zu keinem Zeitpunkt in Abstiegsgefahr – im Gegenteil: Zwischendurch schien sogar das Erreichen des Relegationsplatzes möglich, am Ende wurde es ein beachtlicher neunter Platz. Doch wer dachte, dass sich die finanzielle Lage in Unterhaching im zweiten Drittliga-Jahr etwas entspannen würde, der irrt. Die Münchner Vorstädter waren erneut auf Spielerverkäufe, Gehaltseinsparungen und kreative Lösungen bei der Suche nach Neuzugängen angewiesen.

Transfers: Für die Eigengewächse Maurice Krattenmacher und Gibson Nana Adu überwies der große FC Bayern, mit dem die SpVgg eine Kooperation eingehen möchte, dem Vernehmen nach über 2 Millionen Euro in den Münchner Süden. Adu wurde zudem an Haching zurückverliehen. Mit Aaron Keller (SSV Ulm 1846) und Benedikt Bauer (Karlsruher SC) verließen zwei weitere Shootingstars der Vorsaison den Verein. Nicht weniger bitter ist der Abgang dreier Korsettstangen zum Nachbarn 1860 München. Der langjährige Stammkeeper René Vollath, 13-Tore-Mann Patrick Hobsch und Abwehrchef Raphael Schifferl entschieden sich, das rot-blaue gegen ein hellblau-weißes Trikot zu tauschen. Und auch Hobsch‘ Sturmpartner Mathias Fetsch (10 Saisontore, Wechsel zum SC Freiburg II) und beide Welzmüller-Brüder (Karriereende) stehen Haching nicht mehr zur Verfügung. Wie kann dieser gewaltige Aderlass aufgefangen werden? In erster Linie hoffen die Verantwortlichen, dass der eigene Nachwuchs in die Bresche springt. So wird beispielsweise U17-Weltmeister Konstantin Heide mit der Vollath-Nachfolge betraut. Zudem wurden einige externe Talente mit ins Boot geholt, darunter Bayern-Talent Maximilian Henning, die beiden Ex-Fürther Ben Schlicke und Robert Littig und der Ex-Dortmunder Noa-Gabriel Simic. Im Sturm wurde ein Quartett aus arrivierten Kräften ausfindig gemacht. Luc Ihorst (Eintracht Braunschweig), Lenn Jastremski (FC Bayern II), Julian Kügel (FC Ingolstadt) und Thomas Winklbauer (Wacker Burghausen) sollen in die Fußstapfen von Hobsch und Fetsch treten.

Vorbereitung: Die SpVgg geizte nicht gerade mit Testspielen: Stolze elf Partien bestritt die Unterberger-Elf bereits im Verlauf der Vorbereitung. Zwei Siegen gegen unterklassige Vereine stehen dabei zwei Unentschieden und sieben (!) Niederlagen gegenüber, darunter gegen Landesligist Murnau (0:1). Allerdings traten die Hachinger häufiger lediglich mit Nachwuchsspielern an, sodass die Aussagekraft begrenzt ist. Gegen Premier League Vertreter Newcastle United zog sich Haching mit einer 1:3-Niederlage durchaus achtbar aus der Affäre.

Prognose: Es wartet eine ganz schwere Saison auf Unterhaching. Gelingt es den Münchner Vorstädtern zum zweiten Mal in Folge, allen negativen Vorzeichen zum Trotz für eine positive Überraschung zu sorgen? In den vielen Talenten schlummert zweifellos Potential. Liga3-online befürchtet allerdings, dass es diesmal nicht reichen wird. Platz 16-20.

 

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