Saisonprognose #4: SVWW, FCS, Osnabrück, Mannheim
Es wurde Zeit: Der Saisonauftakt steht vor der Tür, und wir gehen mit einem hochspannenden Teilnehmerfeld auf die Reise durch das bereits 15. Jahr in der 3. Liga. Wer wird oben mitspielen, wer muss den Abstieg befürchten? Wer überrascht und wer enttäuscht? In fünf Teilen unterzieht liga3-online.de alle Teams dem großen Check. Im vorletzten Part geht es bereits mitten ins erwartete Aufstiegsrennen.
Sportliche Lage: Mitgeschwommen ist der SV Wehen Wiesbaden über weite Teile der vergangenen Saison, natürlich war der Kader viel zu gut für die untere Tabellenzone oder gar das Abstiegsgebiet, doch der "Sicherheitsabstand" zur Spitze war groß, viel zu groß. Nur punktuell genügte es für Ausrufezeichen, gerne erinnert man sich beim SVWW etwa an den Sieg über den späteren Aufsteiger Kaiserslautern. Der Etat soll etwas geringer sein als im Vorjahr, was auch erklärt, warum sie in der hessischen Landeshauptstadt bislang im Vergleich zu manch anderem Jahr noch keine Krachertransfers präsentiert haben. Wie soll das so funktionieren mit dem Angriff auf die 2. Bundesliga? Andere Teams gehen das Ziel viel energischer an.
Transfers: In beide Richtungen ist nicht allzu viel passiert, Abgänge wie die von Gianluca Korte, Maximilian Thiel und Kevin Lankford fallen unter die Kategorie "Können passieren". Bekannt ist, dass Top-Stürmer Gustav Nilsson noch gehen könnte – für ihn bräuchte Wiesbaden sofortigen Ersatz. Neu dabei sind zwei Vorjahresabsteiger, der talentierte Linksverteidiger Brooklyn Ezeh (Viktoria Berlin) und der variable Offensivmann Kianz Froese aus Havelse. Interessant ist allemal die Personalie Suheyel Najar von Viertligist Köln, der in der West-Regionalliga mit bemerkenswerten 20 (!) Vorlagen und begnadeter Technik auffiel. Naja(r) ist auch das Stichwort: Diese Neuzugänge sind nicht mehr als guter Durchschnitt.
Vorbereitung: Fünf Spiele, nur eine Niederlage gegen den VfB Stuttgart (2:3) – Markus Kauczinski darf zufrieden sein mit den Bewährungsproben. Die Regionalligisten Steinbach (1:0) und Nürnberg II (4:1) wurden besiegt, dem Karlsruher SC aus der 2. Liga ein 2:2 abgerungen. Das ist sehr ordentlich.
Prognose: Das Ziel ist jedes Jahr das gleiche, aber der SVWW hat gute Gründe, die Zweitliga-Rückkehr in diesem Jahr weniger offensiv zu formulieren. Der Kader ist immer noch solide, bräuchte aber aus sich heraus eine Leistungsexplosion, um plötzlich oben mitmischen zu können. Platz 6 bis 9.
Sportliche Lage: In Erinnerung bleibt aus dem Endspurt der Vorsaison speziell jener Moment, als Trainer Uwe Koschinat ernüchternd einräumen musste, dass das Entwicklungslimit seiner Mannschaft erreicht sei. Selten kommen solch klare Worte an die Öffentlichkeit, doch Koschinat fand offene Ohren. Schließlich ist man in Saarbrücken erst recht nach dem Aufstieg des Rivalen aus Kaiserslautern darauf gepolt, rasch nachzuziehen. Die finanziellen Mittel für ein Spitzenteam sind ja vorhanden, und die infolge einer schwer erklärbaren Frühlings-Motivationskrise verloren gegangene Euphorie im Umfeld lässt sich schnell wieder aufbauen. Saarbrücken ist der erste Klub dieser Serie, der in die 2. Bundesliga will – ohne Wenn und Aber.
Transfers: Erfahrung soll das Plus des FCS werden, fünf der Neuen sind 28 Jahre oder älter. Wir listen einen Großteil auf: Julius Biada (29) – 80 Zweitliga-Spiele. Mike Frantz (35) – 227 Bundesliga- und 68 Zweitliga-Spiele. Tobias Schwede (28) – 45 Zweitliga-Spiele. Dazu Verls Topscorer Kasim Rabihic (29) mit all seinem Selbstvertrauen und zwei starken Füßen und Richard Neudecker von 1860 München, der zwar erst 25 ist, aber ebenso viel Zweitliga-Erfahrung mitbringt und Schlüsselspieler werden soll. Dass er aus Giesing abgeworben wurde, ist ein ganz klares Zeichen. Geschwächt wird Blau-Schwarz nur durch die Trennung von Minos Gouras (nach Regensburg), der aber in der Rückrunde bereits kein Faktor mehr war. Im Sturm soll Marvin Cuni ein Faktor werden. Allerdings wird er die ersten beiden Spiele verpassen, nachdem er bei seinem früheren Arbeitgeber, dem SC Paderborn, am letzten Spieltag die rote Karte gesehen hatte.
Vorbereitung: Herausgestochen ist der 3:2-Sieg über Zweitligist Karlsruhe, die übrigen Testspielgegner aus Hesperange/Luxemburg (2:2), Pirmasens (1:1), Oberachern (6:0) und Sechstligist Quierschied (3:0) verraten wenig über die Schlagkraft des FCS. Am Wochenende steht noch die finale Probe gegen Köln II an.
Prognose: Das im Schnitt etwa 27 Jahre alte Team spielt diesen Trumpf voll aus und ist ein heißer Kandidat für die vordersten Plätze. Saarbrücken landet zwischen Platz 2 und 5.
Sportliche Lage: Den Vorjahressechsten verließen auf der Zielgeraden die defensiven Kräfte, und so verspielte der VfL die Aufstiegschancen, die er sich in einer bis dato sehr respektablen Spielrunde erarbeitet hatte. Die treuen Fans schluckten die Enttäuschung schnell runter: Schließlich ist die Liga weiterhin attraktiv, es warten einige Nordduelle, und ihre Lila-Weißen haben sich bereits ordentlich verstärkt, um im zweiten Jahr nach dem Zweitliga-Abstieg die Rückkehr zu probieren. Im Gegensatz zu so manchen Kontrahenten, sei es Saarbrücken, Mannheim oder 1860, weiß der VfL schließlich aus jüngerer Vergangenheit, wie solch ein Aufstieg in die 2. Bundesliga funktioniert!
Transfers: In der Innenverteidigung mussten die Niedersachsen nachjustieren, haben sich für die Variante Regionalliga-Talent entschieden. Sowohl Benas Satkus (Nürnberg II) als auch Maxwell Gyamfi (HSV II) werden noch dazulernen. Zu ihnen gesellt sich in der Abteilung Torverhinderung Rechtsverteidiger Henry Rorig, als Reservekraft mit Magdeburg aufgestiegen, sowie Paterson Chato aus dem Spielerpool von Türkgücü München. Ein Krachertransfer ist mit dem 35-jährigen Robert Tesche von Bundesligist Bochum gelungen, sofern dieser sein gutes körperliches Niveau hält. Im Mittelfeld gilt es jedoch auch Sebastian Klaas (Paderborn) und Ulrich Taffertshofer (Aue) zu ersetzen, ein Kreativer und ein Kämpfer, beide trugen den VfL tief im Herzen. Auf dem linken Flügel wird gehofft, dass Leandro Putaro das Fehlen des nach seiner Leihe zum HSV zurückgekehrten Aaron Opoku halbwegs kompensieren kann. Cottbus-Stürmer Erik Engelhardt (32 Scorerpunkte) hat Potenzial, zu überraschen.
Vorbereitung: Inklusive eines Mini-Vorbereitungsturniers werden die Lila-Weißen sieben Mal auf dem Platz gestanden haben, am Samstag kommt der FC Groningen zum letzten Test. Auffällig waren die Leistungen beim VW-Cup an der Bremer Brücke, wo Osnabrück den VfL Wolfsburg mit 3:1 besiegte und auch gegen Zweitligist Hannover nicht verlor (1:1). Die Viertligisten Ahlen und Havelse wurden standesgemäß mit 4:1 besiegt, zuletzt gab es die einzige Niederlage gegen den SC Paderborn (0:2).
Prognose: Als erster Kandidat gehen Daniel Scherning und Co. vorab nicht ins Rennen, vielleicht tut ihnen das sogar ganz gut. Platz 3 bis 7 muss der VfL anpeilen – und sobald die Konkurrenz patzt, zuschlagen.
Sportliche Lage: Neuer Verein für Christian Neidhart, aber das gleiche Ziel: Der Aufstieg soll es sein! Bei Rot-Weiss Essen schaffte er dieses Unterfangen nicht und ja irgendwie doch, Neidhart wurde kurz vor dem Saisonfinale entlassen und sah den künftigen Konkurrenten auf dem heimischen Sofa in die 3. Liga marschieren. Der Waldhof freute sich, Neidhart hat als Trainer in den vergangenen Jahren nicht enttäuscht – und nun bekommt er endlich Zweitliga-Material zur Verfügung gestellt. Das glauben sie am Carl-Benz-Stadion zumindest im Vorfeld. Präsident Bernd Beetz buttert jedenfalls fröhlich Geld in den Klub, der Etat ist deutlich höher, die Ausreden schwinden. Es muss mehr her als Platz 5.
Transfers: Otmar Schork baute einen Zweitliga-Kader in Magdeburg, kann sein Sohn Tim Gleiches vollziehen? Erstmals ist der 31-Jährige in einer Sommer-Vorbereitung am Werk, und die ersten Ergebnisse können sich sehen lassen: Bentley Baxter Bahn und Julian Riedel sollten mit der Zweitliga-Erfahrung aus Rostock zu Achsenspielern werden, Berkan Taz ist der neue Zehner, Morten Behrens kommt leihweise, aber mit dem klaren Potenzial zum starken Stammtorhüter. Es dürften die punktuellen Anreize sein, die ein ohnehin starker Kader (Marc Schnatterer, Marco Höger, Dominik Martinovic) gebraucht hat, auch die erneute Leihe von Karlsruhes Flügelstürmer Dominik Kother ist ein kleiner Coup. Nicht zu vergessen, wer gegangen ist: Jesper Verlaat und Joseph Boyamba (beide TSV 1860) spielen bei der direkten Konkurrenz, Rechtsverteidiger Marcel Costly (Ingolstadt) ebenso. Nur Anton Donkor hat es in die 2. Liga geschafft, er unterschrieb in Braunschweig. Bis zu vier Spieler sollen noch kommen, vor allem auf der defensiven Außenbahn herrscht angesichts von erst drei Spielern noch Bedarf. Auch quantitativ müssen die Kurpfälzer aufstocken, verfügen sie bislang doch über den kleinsten Kader aller Klubs (erst 21 Spieler).
Vorbereitung: Das ungewöhnliche Testspiel gegen einen Ligarivalen, die SV Elversberg, ging zuletzt mit 0:1 verloren, ansonsten gab es ausschließlich Siege. Wobei der Waldhof sich vermehrt unterklassige Gegner wie Ludwigshafen (5:1), Neckarau (4:0) und Heddesheim (5:1) beschaffte. Das 2:0 gegen den Schweizer Zweitligisten Aarau sticht da etwas hervor. Zum Abschluss soll es am Wochenende noch ein weiteres Testspiel geben. Um den Gegner macht der Waldhof allerdings noch ein Geheimnis.
Prognose: Der Waldhof ist ein Aufstiegsanwärter, weil er Qualität, Ambition und Erfahrung vereint. Platz 2 bis 6, alles darunter wäre eine Enttäuschung.
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