Saisonprognose #5: Freiburg II, Sandhausen, Regensburg, Bielefeld

Ab dem 4. August geht die 3. Liga in ihre 16. Saison. Wer wird oben mitspielen, wer muss den Abstieg befürchten? Wer überrascht und wer enttäuscht? In fünf Teilen unterzieht liga3-online.de alle Teams dem großen Check. Im fünften und letzten Teil schauen wir auf Vizemeister Freiburg II sowie die drei Zweitliga-Absteiger Sandhausen, Regensburg und Bielefeld.

Sportliche Lage: Wie schön, eine Mannschaft in der Liga zu haben, die definitiv am Ziel ihrer Träume angekommen ist. Oder etwa nicht? Freiburg II stieg im Vorjahr sportlich auf, durfte dies aber aus bekannten Gründen nicht in die Tat umsetzen. Klar: Die Meisterschaft wäre im Endspurt, als die SV Elversberg plötzlich schwächelte, theoretisch auch noch drin gewesen. Aber sei’s drum: Die Verzahnung mit der ersten Mannschaft ist eng, Noah Atubolu soll etwa künftig Stammtorhüter der Profis werden. Europa League statt Erzgebirge, so schnell kann es gehen. Einfach weiter so? Für Trainer Thomas Stamm und seine Mannen eine gesunde Marschroute. Und wenn es eine Handvoll Plätze hinab geht, wird sich auch keiner ärgern, sofern die Entwicklungsperspektive im Übergang vom NLZ zum "großen" SCF passt.

Transfers: Nicht nur Atubolus "Abschied" muss aufgefangen werden, sondern auch einige Abgänge. Denn der Vorjahres-Zweite hat eine ganze Reihe Spieler tatsächlich in die 2. Bundesliga gebracht, nämlich Yannik Engelhardt und Vincent Vermeij (Düsseldorf), Lars Kehl (Osnabrück) und Philipp Treu (St. Pauli). Neu dazu kommen mindestens acht Akteure aus dem eigenen Nachwuchs, darunter der 16-jährige Noah Darvich, um den schon internationale Klubs buhlen. Hamadi Al-Ghaddioui soll der neue Herbergsvater in der Offensive werden, der Vermeijs Abgang auffängt. Hochspannend wird auch sein, wie sich das 19-jährige Sturmtalent Alessio Besio (St. Gallen) entwickeln wird. Drittliga-Erfahrung bringt Alexander Lungwitz mit.

Vorbereitung: Nachdem der SCF zu Beginn zunächst strauchelte und weder den VfB II (0:0) noch die Stuttgarter Kickers (2:4) bezwingen konnte, gab es im Rahmen eines Blitzturniers zuletzt zwei Siege gegen die TSG Balingen (2:0) aus der Regionalliga und Oberligist FC Holzhausen (1:0). Die Generalprobe bestreiten die Breisgauer am Freitag gegen Hoffenheim II. Ein echter Härtetest war somit nicht dabei.

Prognose: Statistisch ist nachgewiesen, dass in Freiburg hochwertiger Ballbesitzfußball gespielt wird – die Ergebnisse der letzten Saison zeigen, dass das Konzept aufgeht. Und doch ist durch den Qualitätsverlust kaum abzusehen, ob eine Nachwuchsmannschaft sofort wieder so harmoniert. Platz 5 bis 9.

 

Sportliche Lage: Elf Jahre hielt sich der SV Sandhausen in der 2. Bundesliga und schaffte es dabei nicht nur, vielen Tausend Auswärtsfans die Schönheit des Hardtwaldes zu vermitteln und ihnen akustische Heimspiele zu bescheren, sondern auch statistisch Erstaunliches: So holte der SVS nie mehr als 44 Punkte, schaffte es in der Endplatzierung nie in die obere Tabellenhälfte – und rettete sich doch stets ohne Relegation (das Jahr 2013 mal ausgenommen, da half der Duisburger Lizenzentzug aus). Nun ist die Rote Laterne verdaut, und Sandhausens Präsident und Gönner Jürgen Machmeier hat längst zum Angriff geblasen. Mit Danny Galm (zuletzt U19 FC Bayern) als neuem Trainer und Sportdirektor Matthias Imhof ist der Wiederaufstieg das offen formulierte Ziel. Und das zeigen auch die bisherigen Transferbewegungen.

Transfers: Fast alle Spieler der Vorsaison sind weg, geblieben sind nur Franck Evina, Dennis Diekmeier, Abu-Bekir El Zein und die Torhüter Nikolai Rehnen plus Timo Königsmann. Und dann kam die große Offensive, eingeleitet mit Düsseldorfs Stürmerikone Rouwen Hennings, der mit 35 noch längst nicht zu alt für die 3. Liga sein soll. Alexander Mühling (Kiel) war der nächste Kracher, er ist 30 und sollte den Anspruch hegen, Mittelfeldchef zu sein. Sebastian Stolze, Tim Knipping, Luca Zander, Yassin Ben Balla und zuletzt David Otto – die Liste an Kickern aus der obersten Schublade ist schon üppig, die Planungen sind dabei noch nicht ganz abgeschlossen. Die Kehrseite wird trotzdem bleiben, dass das Team mit bislang erst 22 Spielern kompakt besetzt ist. Viele Verletzungen dürfen da nicht auftreten.

Vorbereitung: Gleich zwei Achtungserfolge konnte der SVS in diesem Sommer bislang verbuchen. Zum einen gab es ein 5:2 über Zyperns Erstliga-Aufsteiger AEZ Zakakiou, zum anderen wurde die SV Elversberg vor einer Woche mit 2:1 besiegt. Auch gegen Viertligist Astoria Walldorf (2:1) und den TuS Mechtersheim (8:0) ging der SVS als Sieger vom Platz, die einzige Niederlage gab es beim österreichischen Erstligisten WSG Tirol (1:2). Die Generalprobe bestreiten die Kurpfälzer am Samstag gegen Bundesliga-Aufsteiger Darmstadt 98.

Prognose: Der SVS hat sein Ziel klar formuliert, dem werden wir angesichts der bisherigen personellen Bemühungen nicht widersprechen. Wir haben einen Topfavoriten. Aber auch der muss sich erst einspielen. Platz 1 bis 4

 

Sportliche Lage: Im sechsten Zweitliga-Jahr ging es ein sechstes Mal tabellarisch bergab – einmal zu viel, um sich nochmals retten zu können. War der Abstieg nun folgerichtig? Irgendwie schon, denn kaum ein anderer Zweitligist steckte so wenig Geld in die Mannschaft wie der Jahn. Dabei verfügt dieser über eine äußerst solide Finanzlage, muss sich daher nun eher des Vorwurfs erwehren, das Risiko der Kaderertüchtigung gescheut zu haben. Nun geht es in der 3. Liga weiter, für Trainer Joe Enochs dürfte sich das anfühlen wie ein Besuch im eigenen Wohnzimmer. Künftig bildet er gemeinsam mit Jahns Ex-Trainer Achim Beierlorzer, der sich nun als Sport-Geschäftsführer verantwortlich zeichnet, das federführende Duo. Mit welcher Zielsetzung? Das ist noch offen.

Transfers: Drei Spieler aus der Abstiegsmannschaft blieben: Konrad Faber, Benedikt Saller und Christian Viet. Die ebenfalls gut 20 Neuzugänge sind vorrangig jung und entstammen vielfach der Regionalliga, doch auch mit Drittliga-Erfahrenen deckte sich der SSV ein. Florian Ballas, Alexander Bittroff und Robin Ziegele bilden ein vielleicht nicht maximal filigranes, aber sehr robustes Verteidigertrio, die Rückkehr von Andreas Geipl aus Heidenheim dürfte das Mittelfeld entscheidend stabilisieren. Fragezeichen stehen noch hinter der Abteilung Offensive, die ja künftig ohne Spieler wie Andreas Albers und Prince Owusu auskommen muss. Die Nachfolger (Elias Huth, Agyemang Diawusie, Noel Eichinger, Noah Ganaus) müssen ihre Treffsicherheit erst nachweisen, nicht alle von ihnen waren in der Vergangenheit zuletzt zuverlässige Torschützen. Auf der anderen Seite droht der Abgang von Leih-Rückkehrer Joel Zwarts, der seine Treffsicherheit zuletzt unter Beweis gestellt hat.

Vorbereitung: Bis auf eine 3:4-Niederlage bei Viertligist Chemnitzer FC konnte der Jahn alle Testspiele gewinnen, wenngleich die Gegner mit Fortuna Köln (2:1), dem ASV Cham (5:1) und VFC Plauen (3:0) allesamt aus der Regionalliga und der Oberliga kamen. Zum Abschluss steht aber noch ein echter Härtetest an: Am Samstag geht es zu Bundesligist FC Augsburg – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Prognose: Nach dem XXL-Umbruch sind gerade im ersten Saisondrittel keine Wunderdinge vom Jahn zu erwarten. In der Kaderbreite, speziell im Angriff, fehlt Qualität für den ganz großen Wurf. Platz 6 bis 9.

 

Sportliche Lage: Schlimmer hätte es kaum laufen können. Im Mai 2022 noch Bundesligist, im Juni 2023 abgestürzt in die 3. Liga: Die Arminia wurde ihrem Ruf als Fahrstuhlmannschaft in besonderer Geschwindigkeit gerecht und ist noch mittendrin, das Desaster aufzuarbeiten. Nachdem etliche Trainer verschlissen wurden, soll es mit Mitch Kniat nun ein unverbrauchtes, neues Gesicht sein, das den DSC aus dem langen Tal hinausführt. Die gesamte Mannschaft ist – abgesehen von Rekordtorjäger Fabian Klos und Christopher Schepp – komplett neu zusammengestellt worden von einem ebenfalls neuen Sportdirektor, Michael Mutzel. Mit über 8.000 verkauften Dauerkarten geben die Fans einen mächtigen Vertrauensvorschuss.

Transfers: 17 neue Spieler hat Arminia verpflichtet, sie alle aufzuzählen, wäre ebenso müßig wie das Verabschieden aller schillernden 23 Namen, die den DSC infolge des Abstiegs fast ausschließlich ablösefrei verlassen haben. Nur für Robin Hack (Gladbach) und Andrés Andrade (Linz) flossen noch zwei Millionen Euro, viele andere wie Masaya Okugawa (Augsburg), Bryan Lasme (Schalke) und Guilherme Ramos (HSV) gingen als Vertragslose zu bemerkenswert großen Vereinen. Wie konnten Spieler dieser Qualität nur absteigen? Nun: Die neue Gilde bilden Spieler wie Nicklas Shipnoski, Manuel Wintzheimer, Merveille Biankadi und Aygün Yildirim – ja, die Offensive kann sich besonders sehen lassen. Hinten halten etwa Gerrit Gohlke, Semi Belkahia und Christopher Lannert den Laden zusammen. Bei den Torhütern (Leo Oppermann, Jonas Kersken) geht der DSC etwas ins Risiko, beide sind jung und auf Profiniveau kaum erprobt.

Vorbereitung: Nachdem die neue Mannschaft die erste Feuertaufe mit 0:3 bei Viertligist Lippstadt verloren hatte, konnten Rot-Weiss Ahlen (4:0) und der ASV Kiens (12:0), eine Amateurauswahl aus dem gleichnamigen Ort in Italien, besiegt werden. Gegen den FC St. Pauli gab es nochmal einen Dämpfer (0:2), ehe Arminia gegen Viertliga-Aufsteiger FC Gütersloh (2:1) und den niederländischen Zweitligisten VVV Venlo (3:1 nach 0:1) wieder als Sieger vom Platz ging. Zum Abschluss warten mit den Sportfreunden Lotte (Oberliga) und dem TSV Steinbach Haiger (Regionalliga) noch zwei unterklassige Teams.

Prognose: Kniat hat in Verl beachtliche Entwicklungen erzielt, münzt er das auf ein deutlich besser besetztes Team um, scheint Großes möglich. Aber: Die Stimmung im Klub ist belastet, die völlig neue Mannschaft muss sich finden. Platz 4 bis 7.

 

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