Saisonreport 22/23: Rekorderträge, aber auch Rekordausgaben

Am Donnerstag hat der DFB seinen Saisonreport für die Spielzeit 2022/23 vorgestellt. Das Ergebnis: Sowohl die Gesamterträge als auch der Gesamtaufwand der Drittligisten sind auf neue Rekordwerte angestiegen. Gleich 14 Klubs schrieben rote Zahlen, zudem sind die Verbindlichkeiten weiter gestiegen. Gleichzeitig wurde aber bekannt, dass die 3. Liga die Corona-Spielzeiten besser überstanden hat, als andere Ligen in Deutschland und Europa.

Gesamtertrag pro Klub erstmals über 13 Millionen Euro

235 Millionen Euro! In der vergangenen Saison haben die Drittligisten so viel Geld umgesetzt wie nie zuvor in der Geschichte der 3. Liga. Allein gegenüber der letzten Spielzeit sind die Erträge um 25 Prozent gestiegen. Ebenfalls bemerkenswert: Die bisherige Höchstmarke von 215,80 Millionen Euro aus der Saison 2020/2021 wurde übertroffen, obwohl damals eine erste Mannschaft mehr in der 3. Liga vertreten war. Zur Erklärung: Die U23-Teams werden in den Berechnungen nicht berücksichtigt.

Der durchschnittliche Gesamtertrag pro Klub knackte erstmals die Marke von 13 Millionen Euro und lag bei 13,04 Millionen Euro. Hauptgrund für den Rekordwert sind die deutlich gestiegenen Erträge aus Ticketverkäufen (im Schnitt von 1,6 auf 2,4 Millionen Euro pro Klub) und Sponsoring (von 3,7 auf 5,1 Millionen Euro). Nie zuvor haben die Klubs mit Werbung so wie viel Geld umgesetzt. Mit einem Anteil von fast 40 Prozent am Gesamtertrag ist das Sponsoring zudem die größte Einnahmequelle. Für die laufende Saison erwartet der DFB eine weitere Steigerung bei den Erträgen.

Entwicklung Gesamtertrag in Mio. Euro

Grafik: DFB

Ausgaben deutlich gestiegen

Gleichzeitig sind allerdings auch die Gesamtaufwendungen der Klubs deutlich gestiegen. War in den beiden Spielzeiten davor, auch aufgrund der Corona-Pandemie, noch jeweils ein Rückgang verzeichnet worden, stiegen die Ausgaben gegenüber der vergangenen Saison nun um über 22 Prozent an und erreichten mit 251 Millionen Euro ebenfalls ein neues Allzeit-Hoch. Durchschnittlich gab jeder Klub 13,95 Millionen Euro aus, was einen Anstieg von 2,5 Millionen im Vergleich zur Saison 2021/22 bedeutet.

In allen Bereichen sind die Ausgaben gestiegen, am deutlichsten aber beim Spielbetrieb. Gaben die Vereine in der Vorsaison im Schnitt 2,5 Millionen Euro aus, waren es nun 3,2 Millionen Euro. Auch beim Personalaufwand für Spieler und Trainerstab sind die Kosten von 4,5 auf 5,3 Millionen Euro in die Höhe geschossen und haben erstmals die Marke von fünf Millionen Euro übertroffen. "Hier müssen wir ein Augenmerk darauf legen, dass die Schraube nicht noch weiter nach oben geht", sagte Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb beim DFB, bei einer Medienrunde am Donnerstag und verwies darauf, dass die Klubs diesen Bereich selbst steuern könnten. Positiv aber: Auch die Investitionen in den Jugendbereich sind gestiegen und lagen im Schnitt bei einer Million Euro pro Klub.

Entwicklung Personalaufwand Spielbetrieb pro Klub in Mio. Euro

Grafik: DFB

Verbindlichkeiten gestiegen

Trotz der Rekorderlöse haben wie in der Saison 2021/22 lediglich vier Vereine einen Gewinn verbucht. Die übrigen 14 Klubs (ohne U23-Teams) schrieben dagegen rote Zahlen. Im Schnitt lag der Verlust bei 0,9 Millionen Euro – eine leichte Verbesserung von 5 Prozent gegenüber der Vorsaison. Zudem war zum vierten Mal in Folge das durchschnittliche Eigenkapital der Klubs positiv (im Schnitt 1,1 Millionen Euro pro Verein). Dennoch gab es mehr Klubs mit negativem Eigenkapital (zehn) als mit positivem Eigenkapital (acht). Zudem sind die Verbindlichkeiten der Klubs im Schnitt auf 5,69 Millionen Euro gestiegen – der zweithöchste Wert nach 2019 (5,71 Millionen Euro).

Anzahl Klubs mit Saisonüberschuss bzw. Fehlbetrag

Grafik: DFB

3. Liga hat Corona besser überstanden als andere Ligen

Die Corona-Pandemie hat die 3. Liga wirtschaftlich derweil besser überstanden "als die deutschen Lizenzligen und die Klubs der ersten Ligen in Europa", wie es im Saisonreport heißt. Zur Erklärung: Während die Verbindlichkeiten der Erstliga-Klubs in Europa im Stichtagsvergleich 2022 um rund 28 Prozent höher waren als vor der Pandemie im Jahr 2019, sind die Verbindlichkeiten der Drittliga-Klubs sogar minimal gesunken – wenngleich die Top-Ligen von einem höheren Niveau kamen. Gleichzeitig nahm das Eigenkapital der Klubs im Schnitt nur um 3,7 Prozent ab, während es bei den Erstliga-Klubs in Europa 18,5 Prozent waren.

Darüber hinaus mussten die Drittligsten während der drei durch die Pandemie gekennzeichneten Corona-Spieljahre keine Rückgänge bei den Erträgen hinnehmen. In allen drei Jahren lagen die Erträge pro Klub laut dem DFB über dem Wert der Saison 2018/2019. Sowohl die europäischen Erstligisten als auch die deutschen Lizenzklubs hatten im Unterschied dazu insbesondere in den Spielzeiten 2019/2020 und 2020/2021 deutliche Ertragsrückgänge zu verkraften. Erst in der Saison 2021/2022 übertrafen die Erstliga-Klubs Europas wieder den Wert der Saison 2018/2019, bei den Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga war dies nicht der Fall.

Auch mit Blick auf das Saisonergebnis pro Klub blieb die 3. Liga nur in der Spielzeit 2019/2020 hinter jenem der letzten Vor-Pandemie-Saison und übertraf dieses danach sogar zweimal. Sowohl in den deutschen Lizenzligen als auch in den ersten Ligen Europas erreichten die Saisonergebnisse in den ersten drei Spielzeiten seit Ausbruch der Pandemie bei Weitem nicht das Niveau der Saison 2018/2019. "Insgesamt ist die 3. Liga deutlich besser durch die Corona-Zeit gekommen, als wir das erwartet haben", sagte Hartmann, sprach von einer "sehr positiven Entwicklung" und dankte auch der Politik für die geleisteten Hilfszahlungen an die Vereine. Schließlich waren es auch die öffentlichen Gelder, die dafür gesorgt haben, dass sich die Klubs über Wasser halten konnten.

Free-TV-Reichweite gesunken

Unterdessen ist die Reichweite der Free-TV-Spiele in der vergangenen Saison gesunken. Schalteten in der Spielzeit 2021/22 im Schnitt von 280.000 Zuschauer ein, waren es in der zurückliegenden Serie nur noch 220.000, was einen Rückgang von 20 Prozent bedeutet.

Die Partie mit der höchsten TV-Resonanz war Dynamo Dresden gegen 1860 München, die am 1. Spieltag live in der ARD übertragen wurde und von knapp 800.000 Fans verfolgt wurde. Auch auf den Plätzen zwei bis vier folgen jeweils Partien mit Dynamo-Beteiligung. Insgesamt zeigten die ARD und ihre dritten Programme fast 371 Stunden Fußball aus der 3. Liga. Kumuliert wurden mehr als 18 Millionen Zuschauer erreicht. 44 Prozent davon entfielen auf den MDR, der vor allem auf Dynamo Dresden als Zugpferd setzen konnte.

Insgesamt ist das Zuschauerinteresse in den Stadien gestiegen, mit einem Schnitt von 8.200 Fans konnte ein Rekord aufgestellt werden. In dieser Saison wird dieser Wert wohl direkt wieder übertroffen, liegt der aktuelle Schnitt doch bei 9.000. Im europaweiten Vergleich der Topligen nimmt die 3. Liga nach DFB-Angaben den 23. Platz – und damit unter anderem vor der Bundesliga in Österreich. Im Vergleich der dritten Ligen rangiert nur die englische Leauge One vor der 3. Liga. "Die 3. Liga braucht sich nicht zu verstecken", lautete das Fazit von Tom Eilers, Vorsitzender im Ausschuss 3. Liga.

   

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