Saisonrückblick Hallescher FC: Ende der Ära Köhler
Platz 13 in der Liga und in vielerlei Hinsicht mittelmäßige Statistiken. Es ist vor allem ein Aspekt, der beim Halleschen FC von dieser Saison in Erinnerung bleiben wird: Das Ende der achtjährigen Ära von Trainer Sven Köhler.
Das lief gut
Sören Bertram und Osayamen Osawe verbreiteten in den Defensivreihen der anderen Drittligisten Angst und Schrecken – zumindest für eine gewisse Zeit. In der Hinrunde sorgte das Zusammenspiel der beiden Offensivakteure für regelmäßiges Entzücken beim Publikum und bei höherklassischen Klubs. Zwar fiel die Formkurve des Duos in der Rückrunde ab, einen Vertrag bei einem Zweitligisten ergatterten beide dennoch: Osawe wechselt zu Kaiserslautern, Bertram geht nach Aue. Auch Fabian Bredlow stellte seine Fähigkeiten unter Beweis, allerdings wird er dem HFC wohl treu bleiben. Aufgrund seiner Vergangenheit bei den Red Bull-Klubs in Leipzig und Salzburg wurde Bredlow zwar alles andere als warmherzig in Halle empfangen, sportlich überzeugen konnte er dennoch – und brachte somit Stabilität auf der Torwart-Position. Wodurch sich der HFC in dieser Saison des Weiteren auszeichnete war das faire Spiel: Die Hallenser kassierten nur einen einzigen Platzverweis, und diesen schon sehr früh in der Saison: Am zweiten Spieltag sah Marco Engelhardt Gelb-Rot.
Das lief nicht gut
Der Saisonstart ging für den HFC in dieser Spielzeit ziemlich in die Hose: Fünf Niederlagen in den ersten sechs Punktspielen, dazu das Erstrundenaus im DFB-Pokal gegen Braunschweig. Die Konsequenz war die bereits angesprochene Trennung von Sven Köhler, der durch Stefan Böger ersetzt wurde. Die Fans blieben dem HFC natürlich dennoch treu, auch auf Auswärtsspielen – selbst wenn sich die Fahrten in dieser Saison bezüglich der Punktausbeute deutlich weniger lohnten als noch im Vorjahr. Die Saison 2014/15 beendete der HFC noch als „Auswärtsmeister“, diesmal landeten die Saalestädter in der Away-Tabelle auf einem Abstiegsplatz. Dazu beigetragen hat auch die schlechte Bilanz in den Duellen mit den anderen Ex-DDR-Oberligisten. In der Ost-Meisterschaft war Halle das zweitschlechteste Team, nur Erfurt hat eine noch miesere Bilanz.
Bester Spieler
Er ist in diesem Artikel bereits erwähnt worden: Torhüter Fabian Bredlow war eine Konstante im diesjährigen HFC-Team. Der Schlussmann erlaubte sich nur wenige Patzer, war zumeist aber ein souveräner Rückhalt. Zwölf seiner 35 Ligaspiele konnte Bredlow mit einer weißen Weste beenden.
Schwächster Spieler
Klar, Björn Ziegenbein hatte es nicht immer einfach. Mehrfach wurde der technisch beschlagene Mittelfeldmann in seiner Karriere durch Verletzungen zurückgeworfen. Nur: Wenn er in dieser Saison auf den Platz stand, empfahl er sich nicht gerade dafür, durch längere Einsatzzeiten mehr Spielpraxis zu sammeln. Die Zeichen stehen nun auf Trennung, Ziegenbeins auslaufender Vertrag wird nicht verlängert.
Saisonhöhepunkt
Rational betrachtet ging es im Finale des Sachsen-Anhalt-Pokals um recht wenig. Durch den vierten Platz der Magdeburger in der Liga waren beide Teams bereits für den DFB-Pokal qualifiziert. Andererseits, wann kann ein Derby schon rational betrachtet werden? Für die HFC-Fans hatte das letzte Saisonspiel gegen den Erzrivalen eine enorme Bedeutung – gerade, nachdem in der Liga zwei Niederlagen eingesteckt werden mussten. Der 2:1-Sieg gegen den FCM durch Tore von Osawe und Lindenhahn stimmte die Fans zumindest ein Stück weit versöhnlich hinsichtlich der Pleiten in den Punktspielen.
Negativer Saisonhöhepunkt
Eben jene Niederlagen gegen Magdeburg waren demzufolge auch die unbestreitbaren Tiefpunkte für den HFC – jedenfalls aus emotionaler Sicht. Beide Male verlor Halle mit 1:2, knappe Spiele, die auch andersherum hätten ausgehen können. Gingen sie aber nicht – und die HFC-Fans waren somit bedient.
Bewertung der Transfers
Eine gemischte Bilanz. Gelungenen Transfers wie Fabian Bredlow stehen eher wirkungslose Einkäufe wie Tobias Müller oder Mike-Steven Bähre gegenüber. Dorian Diring deutete sein Potential zwar hin und wieder an, gänzlich in die Fußstapfen von Akaki Gogia konnte der Franzose aber nicht treten. In der kommenden Saison dürfte Diring eine zweite Chance bekommen.
Bewertung des Trainers
Sven Köhler hatte während seiner Amtszeit beim HFC immer wieder angedeutet, dass auch er den Mechanismen des Profifußballs unterliegt und er keine hundertprozentige Jobgarantie besitzt. Als Köhler dann entlassen wurde, war es dennoch überraschend, wie fix der bis dahin dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball seinen Posten nach einer Negativserie verlor. Unter Stefan Böger ging es zunächst bergauf, im Frühjahr jedoch wirkte die Stimmung zwischen Trainer und Team eher unharmonisch, die Rot-Weißen gerieten plötzlich in Abstiegsnot. Rico Schmitt übernahm und sammelte letztlich doch sehr souverän die benötigten Zähler für den Klassenerhalt.
Fazit
Ein drei-Trainer-Jahr beim HFC – das hatten sich die Verantwortlichen vor der Saison sicher anders vorgestellt. Die Kontinuität, durch die sich die Chemiker in den letzten Jahren auszeichneten, ging in dieser Saison ein Stück weit verloren. Die ganz große Bredouille mit Abstiegsangst bis zum letzten Spieltag konnte dennoch vermieden werden, auch, da die sportliche Qualität des Teams den Drittligamaßstäben definitiv entspricht.
Ausblick
Einige ältere Spieler werden den Verein verlassen, das Team soll zur kommenden Saison frisches Blut erhalten. Rico Schmitt hat sich gut in den Klub eingefügt, und die Klub-Oberen wären gut beraten, ihrem Coach künftig wieder mehr Vertrauen zu schenken. Bleibt der Trainerstuhl ein Schleudersitz ist nicht auszuschließen, dass dem HFC mittelfristig ein ähnliches Schicksal ereilt wie dem FC Energie Cottbus in dieser Spielzeit.