Saisonvorschau Erfurt: Ein junger und frischer Wind

Bevor die 3. Liga am 24. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf Rot-Weiß Erfurt, die nach einer verkorksten Rückrunde mit einer runderneuerten und stark verjüngten Mannschaft in die neue Spielzeit starten.

So lief die Vorbereitung

Rein ergebnistechnisch kann man der bisherigen Saisonvorbereitung des FC Rot-Weiß Erfurt wahrlich nichts vorwerfen – fast alle Testspiele wurden gewonnen. Nur vom SV Babelsberg trennte man sich 1:1-Unentschieden. Dazu muss jedoch gesagt werden, dass bisher lediglich gegen Regionalligisten oder unterklassige Gegner getestet wurde. Zudem probierte Cheftrainer Christian Preußer viele Taktiken und Formationen durch, hatte er doch neben elf neuen Spielern auch ebenso viele Abgänge zu verkraften. Positiv zu vermerken ist zudem, dass die Thüringer mit dem kompletten, 25 Mann starken Kader durch die Vorbereitung gehen und noch keine ernstere Verletzung zu beklagen haben. Doch RWE befindet sich noch immer in einer Findungsphase, auch das wird in diesen Wochen deutlich. Nichtsdestotrotz soll bis zum Saisonstart, der nunmehr nur noch knapp eine Woche entfernt ist, an den verbliebenen Stellschrauben gedreht und die endgültige Startelf gefunden werden.

Transferperiode

Zugänge Abgänge
Patrick Schikowski (RW Oberhausen) Kevin Möhwald (1. FC Nürnberg)
Fabian Hergesell (Preußen Münster) Stefan Kleineheismann (Hallescher FC)
Mario Erb (SpVgg Unterhaching) Leon Packheiser (Lüneburger SK)
Jannis Nikolaou (1. FC Köln II) Andreas Wiegel (MSV Duisburg)
Pablo Pigl (FC Schweinfurt 05) Simon Brandstetter (MSV Duisburg)
Sebastian Szimayer (SpVgg Neckarelz) Steve Gohouri (unbekannt)
Tugay Uzan (Union Berlin II) Maik Baumgarten (Hansa Rostock)
Patrik Twardzik (RW Erfurt II) Rafael Czichos (Holstein Kiel)
Julian Löschner (RW Erfurt U19) Haris Bukva (Austria Salzburg)
Theodor Bergmann (RW Erfurt U19) Christian Falk (Austria Klagenfurt)
Thure Ilgner (RW Erfurt U19) Federico Palacios Martinez (RB Leipzig)

Wer soll noch kommen?

Mit 23 Feldspielern und zwei Torhütern (ohne den freigestellten Jean Kornetzky) ist Rot-Weiß in der Breite bereits sehr gut besetzt. Im Vordergrund steht ein erfahrener Spieler, an welchem sich die jüngeren Spieler orientieren können. Erst vor wenigen Tagen hatte Wunschspieler Anton Makarenko abgesagt.

Auf diesen Spieler muss man achten

Viele junge Spieler werden erst in der Saison zeigen können, ob der Sprung von einem Führungsspieler der Regionalliga zu einem gestandenen Drittliga-Spieler erfolgreich vollzogen werden kann. Von den Etablierten darf man sich insbesondere von Stürmer Carsten Kammlott einiges erwarten: Mit zehn Treffern konnte der geborene Torjäger sowohl seine persönlichen als auch die Ambitionen der Zuschauer nur teilweise erfüllen – diese Saison soll die Anzahl an Toren weiter gesteigert werden. Möglicherweise hilft ihm dabei die Entlastung von der Bürde des Kapitänsamtes, welches Kammlott an Sebastian Tyrala weiterreicht.

Stärken

Mit dem angesprochenen Carsten Kammlott ist RWE in der Offensive überdurchschnittlich gut besetzt. Im Tor steht mit Philipp Klewin ein erst 21-Jähriger, aber bereits enorm erfahrener Drittliga-Keeper, der weiterhin enormes Steigerungspotenzial besitzt. Zudem werden die Rot-Weißen in der kommenden Saison sehr schwer auszurechnen sein: Bereits jetzt ist der Kader auf nahezu jeder Position doppelt oder gar dreifach besetzt. Ebenso werden die jungen Neuzugänge sich im Laufe der Saison verbessern und als Team zusammenwachsen. Klar ist: Erfurt pokert mit der Taktik hoch, kann aber auch viel gewinnen. Dass mit Christian Preußer der jungen Truppe auch auf der Trainerposition frischer und jugendlich anmutender Wind weht, dürfte der Mannschaft zusätzlich entgegenkommen.

Schwächen

Wer viel riskiert, kann viel gewinnen. Aber auch viel verlieren! Denn ein erfahrener Spieler, der die RWE-Youngster führt, wurde (abgesehen von Fabian Hergesell) bisher noch nicht verpflichtet. Nach diversen Testspielen gegen verschiedene Regionalligisten weiß man am Steigerwald daher noch nicht so recht, wo man sich im Vergleich zu anderen Teams der Dritten Liga befindet. Besonders der Abgang von Kevin Möhwald wiegt schwer und wird kaum adäquat aufzufangen sein. Zudem verlor Rot-Weiß Erfurt mit Rafael Czichos einen gesetzten Außenverteidiger und mit Simon Brandstetter einen zwar verletzungsanfälligen, aber potenziell hochkarätigen und schnellen Stürmer. Inwieweit diese personellen Verluste aufgefangen werden können, wird man erst in der Saison sehen.

Das erwarten die Fans

Nach einem vollkommen enttäuschenden und verkorksten letzten Saisondrittel ist die Ernüchterung bei den Anhängern von RWE langsam, aber sicher aus den Gliedern gewichen. Optimismus ist allerdings noch nicht wirklich eingekehrt, denn auch viele Fans hätten sich gerne noch einen echten Kracher-Transfer mit Zweitliga-Erfahrung gewünscht. Im Endeffekt könnten sich die meisten mit einer ruhigen und soliden Saison sicherlich anfreunden. Ein erneuter Angriff auf die Spitzenplätze wird allein aufgrund der Vermeidung internen Drucks auch vonseiten der Fans eher nicht vermittelt, stattdessen sollte die rasche Integration der Neuzugänge im Vordergrund stehen und man sich früh von den unteren Rängen distanzieren.

Fazit und Prognose

Rot-Weiß Erfurt bietet in der kommenden Saison eine äußerst interessante Mannschaft auf. Spieler wie Patrick Schikowski, Tugay Uzan, Jannis Nikolaou oder Mario Erb sind jung und haben ihr Potenzial in vierter oder auch dritter Liga bereits unter Beweis gestellt. Dass man in diesem Jahr von einem Kader, der auf perspektiver Arbeit basiert, noch keine Spitzenleistungen in Serie erwarten sollte, dürfte jedem Anhänger der Thüringer klar sein. Wichtig ist bei RWE das Bilden einer Einheit zwischen Fans und Mannschaft, denn insbesondere junge Spieler entfalten ihr volles Potenzial erst bei ausreichender Rückendeckung und möglichst wenig Druck. Ein anspruchsvolles Auftaktprogramm mit Auswärtsspielen in Magdeburg und Dresden sowie Heimauftritten gegen Wehen Wiesbaden sowie Preußen Münster wird zeigen, in welche Richtung das Schiff der Erfurter in der Saison 2015/2016 segeln wird.

 

   

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