Saisonvorschau Fortuna Köln: Die Wundertüte

Am 21. Juli startet die 3. Liga in die Jubiläums-Saison 2017/18. Vor der zehnten Spielzeit der eingleisigen dritthöchsten Spielklasse im deutschen Profifußball wirft liga3-online.de einen Blick auf das Teilnehmerfeld: 20 Drittligisten gehen mit Chancen, Risiken und Erwartungen in die Spielzeit. Wir schätzen die Möglichkeiten und Gefahren der Teams ein. In diesem Text schauen wir auf Fortuna Köln.

So lief die Vorbereitung

Uwe Koschinat gönnte seinen Schützlingen lediglich eine kurze Sommerpause. Bereits drei Wochen nach dem Finale im Mittelrhein-Pokal versammelte der Cheftrainer seine runderneuerte Mannschaft am Fortuna-Trainingsgelände. Die Kölner absolvierten in den darauffolgenden Wochen insgesamt sieben Testspiele und hinterließen dabei ganz unterschiedliche Eindrücke. Anfangs gelangen dem Team noch erfolgreiche Auftritte. Bei den Siegen gegen den TSV Steinbach (2:0) und Alemannia Aachen (1:0) blieb die Mannschaft um Neu-Kapitän Hamdi Dahmani ohne Gegentor. In den letzten Wochen merkte man den Spielern allerdings die intensive Belastung der Vorbereitung an. Aus den restlichen fünf Tests – allesamt gegen unterklassige Mannschaften – gelang lediglich ein Sieg. Vor allem der letzte Eindruck bei der 0:2-Niederlage gegen die U23 von Borussia Mönchgladbach wirkte ernüchternd. Koschinat weiß aber, dass die Vorbereitung nicht auf diesen einen Test ausgesteuert war, sondern schickte die Spieler ganz bewusst mit einer Vorbelastung in diese Partie. Mehr Bauchschmerzen als die Eindrücke aus den letzten Testspielen verursacht derzeit die Personalsituation im Mittelfeldzentrum. Markus Pazurek (Bruch der Augenhöhle) und Moritz Fritz (Muskelfaserriss) fallen zum Start gegen den VfR Aalen aus. Nico Brandenburger konnte aufgrund eines Muskelfaserrisses nicht die gesamte Vorbereitung mitmachen – hat definitiv noch Rückstand. Koschinat gibt zu, dass er sich zum Saisonauftakt auf dieser so wichtigen Position eine höhere Eingespieltheit gewünscht hatte.

Die Transferperiode

Die Fortuna hatte bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Vorbereitung die Transferaktivitäten abgeschlossen, sodass Trainer Uwe Koschinat genug Zeit hatte um mit der runderneuerten Mannschaft zu arbeiten.  Die neun Abgänge wurden durch 14 Neuzugänge kompensiert. Insgesamt ist es der größte Umbruch der Kölner in den vergangenen Jahren.

Zugänge Abgänge
Nico Brandenburger (Bor. M’Gladbach U23) Cauly Oliveira Souza (MSV Duisburg)
Dominik Ernst (Alemannia Aachen) Johannes Rahn (SV Elversberg)
Daniel Keita-Ruel (SG Wattenscheid 09) Kai-David Bösing (Alemannia Aachen)
Bernard Kyere (1. FC Kaiserslautern U23) Selcuk Alibaz (unbekannt)
Robin Scheu (Kickers Offenbach) Jannik Stoffels (Bonner SC)
Manuel Farrona Pulido (1. FC Magdeburg) Florian Hörnig (unbekannt)
Jannik Bruhns (1. FC Köln U19) Daniel Flottmann (SV Rödinghausen)
Moritz Fritz (Borussia Dortmund U23) Jannik Schneider (Fortuna Düsseldorf U23)
Ali Ceylan (Fortuna Köln U19) Serhat Koruk (unbekannt)
Nico Brandenburger (Bor. M’Gladbach U23) Kusi Kwame (unbekannt)
Dennis Engelmann (unbekannt)
Oliver Schröder (Karriereende)
Marc Brasnic (unbekannt)
Zicos Resvanis (Fortuna Köln U23)

 

Bewertung der Transfers

Die Transfers passen allesamt zur kommunizierten Neuausrichtung. In Zukunft wollen die Kölner Vereins-Verantwortlichen wieder mehr auf entwicklungsfähige Spieler setzen, dessen persönliches Karriereziel über die 3. Liga hinausreicht. Mit Dominik Ernst, Nico Brandenburger und Moritz Fritz sowie Daniel Keita-Ruel und Robin Scheu verpflichtete die Fortuna dementsprechend junge Top-Spieler aus der Regionalliga. Mit Manuel Farrona Pulido gelang es dem Verein auch einen drittliga-erfahrenen Akteur in die Südstadt zu lotsen. Der 24-Jährige hat bereits bewiesen, dass er in der 3. Liga den Unterschied ausmachen kann. Insgesamt hat es Koschinat geschafft das stabile Gerüst um Akteure wir Uaferro, Kegel und Dahmani zu stärken und die Mannschaft variabler zu machen. Die Fortuna besitzt für die anstehende Spielzeit eine interessante Mischung. Auf der einen Seite erfahrene Akteuren, die wissen wie man in dieser Liga auftreten muss. Auf der anderen Seite junge und hungrige Spieler, welche die Qualität haben nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen.

AufstellungKöln

Auf diesen Spieler sollte man achten

Dominik Ernst – Uwe Koschinat bezeichnet den Neuzugang aus Aachen als den Gewinner der Vorbereitung und freut sich darüber, dass sich die Ergebnisse aus dem jahrelangen Scouting bereits in den ersten Wochen bestätigen. Ernst verkörpert die Spielphilosophie der Kölner wie kein Zweiter. Koschinat bezeichnet den Rechtsverteidiger als Mentalitätstier, dessen Spiel sich durch Schnelligkeit, Gradlinigkeit und Zielstrebigkeit auszeichnet. In puncto Einsatz und Einstellung ragte der 26-Jährige während der Vorbereitung heraus. Zum Auftakt gegen den VfR Aalen hat er seinen Platz in der ersten Elf sicher. Nach sieben Jahren und knapp 200 Spielen in der Regionalliga West wird es sein erster Einsatz in der 3. Liga sein.

Stärken

Die jungen Neuzugänge haben allesamt Potential und bieten somit die Möglichkeit zu einer Qualitätssteigerung, auch in spielerischer Hinsicht. Es bleibt die Frage, wie schnell die Mannschaft diese neugewonnene Qualität auch auf dem Spielfeld zeigen kann. Koschinat kann trotz der zahlreichen Veränderungen im Kader auch auf ein stabiles Gerüst zurückgreifen. Spieler wie Poggenborg, Uaferro, Pazurek, Kegel, Andersen und Dahmani geben der Mannschaft, vor allem in den ersten Wochen, mit ihrer Erfahrung eine gewisse Sicherheit und Stabilität.

Schwächen

Große Veränderungen bringen auch immer eine Ungewissheit mit. Es bleibt die Frage wie schnell sich die neue Mannschaft findet und wann die Automatismen in allen Mannschaftsteilen greifen. Die Eindrücke aus den letzten Testspielen haben gezeigt, dass dieser Prozess noch einige Wochen dauern kann. Fakt ist, dass der Kader an Erfahrung eingebüßt hat. Zwar hat sich die Mannschaft insgesamt verjüngt, aber für annähernd alle Neuzugänge ist die 3. Liga absolutes Neuland – ein nicht unwesentlicher Risikofaktor! Jahrelang waren Daniel Flottmann und Florian Hörnig die sogenannten Häuptlinge im Team, die sich besonders in Krisenzeiten schützend vor die Mannschaft gestellt haben. Nach dessen Abgängen müssen nun andere Charaktere diese Aufgabe übernehmen. Sollte der Saisonstart misslingen wird die neue Hierarchie schnell auf die Probe gestellt.

Die Erwartung der Fans

Die Anhänger der Fortuna konnten die Leistungsfähigkeit ihrer Mannschaft in den letzten Jahren immer sehr gut einschätzen. Aus sportlicher Sicht wird auch diesmal lediglich der Klassenerhalt erwartet. Allerdings wird in dieser Saison die Art und Weise wichtig sein. Der frische Wind, der durch den eingeleiteten Umbruch während der Saisonvorbereitung durch Verein und Mannschaft wehte, soll sich auch auf dem Platz wiederspiegeln. Die neu zusammengestellte Mannschaft soll mit ihrer Spielweise wieder Lust auf Fortuna machen. Die Fans würden sich darüber freuen, wenn es der Mannschaft gelingen würde die Gegner durch die ehemals „eklige“ Spielweise wieder zur Verzweiflung zu bringen.

Fazit & Prognose

Die Fortuna wird in dieser Saison eine absolute Wundertüte sein. Logischerweise würde ein positiver Saisonstart helfen, die Nervosität bei den unerfahrenen Spielern zu nehmen. Allerdings haben die Kölner mit Aalen, Osnabrück und Karlsruhe sowie den beiden motivierten Aufsteigern aus Jena und Unterhaching direkt ein schweres Auftaktprogramm vor der Brust. Spannend wird sein, wie das Team letztendlich auf sportliche Rückschläge reagiert. Um das Ziel Klassenerhalt frühzeitig zu erreichen, würde ein geringes Verletzungspech als in den Vorjahren helfen. Auf dem Papier besitzt der Kader definitiv die Qualität, um in der 3. Liga zu bestehen. Insgeheim wünschen sich die Vereins-Verantwortlichen wohl einen Platz im Tabellenmittelfeld. Dafür müsste aber über die gesamten 38. Spieltage hinweg alles passen. Für die neue Mannschaft gilt es jedes Spiel zu nutzen und Erfahrung zu sammeln. Denn der vollzogene Umbruch sollte als langjähriger Prozess gesehen werden, der sich auf die nächsten zwei bis drei Jahre vollstreckt.

   

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