Saisonvorschau Großaspach: Wieder eine Wundertüte

Wie in jedem Jahr nimmt liga3-online vor dem Saisonstart jedes Team der 3. Liga gründlich unter die Lupe: Was läuft gut, was schlecht? Wie hat sich die Mannschaft verstärkt und welche Rolle kann es spielen? In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick auf die SG Sonnenhof Großaspach. Diese will auch im vierten Jahr in Folge den Klassenerhalt erreichen.

So lief die Vorbereitung:

Ein Testspiel vom Saisonstart entfernt hatte die SGS lange Zeit sämtliche Vorbereitungsmatches für sich entscheiden können. Nicht der Rede wert waren Gegner wie Donzdorf oder Steinach-Reichenbach, die mit deutlichen Ergebnissen bezwungen werden konnten. Etwas aussagekräftiger war da schon der Vergleich mit dem ambitionierten Regionalligisten Stuttgarter Kickers – es sprang ein 2:0-Erfolg heraus. Auch die chinesische U20-Nationalmannschaft, die noch in dieser Saison in die Regionalliga Südwest einsteigen soll, wurde mit 1:0 bezwungen. Ebenso behielt die Mannschaft des neuen, noch weitestgehend unbekannten Übungsleiters Sascha Hildmann gegen das Red Bull-Farmteam FC Liefering aus Österreich mit 2:0 die Oberhand. Erst am letzten Mittwoch folgte der erste Dämpfer, eine 1:2-Niederlage gegen den Viertliga-Aufsteiger SC Freiburg II.

Die Transferperiode

Zugänge Abgänge
Sebastian Bösel (FC Bayern München II) Marlon Krause (1. FC Saarbrücken)
Saliou Sané (Sportfreunde Lotte) Marcel Damaschek (Wuppertaler SV)
Michael Vitzthum (SV Wehen Wiesbaden) Dominik Traub (SSV Reutlingen)
Özgur Özdemir (SV Ried) Nicolas Jüllich (FC Vaduz)
Maximilian Reule (SV Wehen Wiesbaden) Lucas Röser (Dynamo Dresden)
Jannes Hoffmann (1. FC Nürnberg II) Jeremias Lorch (SV Wehen Wiesbaden)
Makana Baku (FSV Mainz 05 U19) Michael Maria (Erzgebirge Aue)
Przemyslav Placheta (RB Leipzig U19) Manfred Osei Kwadwo (1. FC Kaiserslautern)
Matthias Stüber (zurück nach Leihe) Marlon Krause (1. FC Saarbrücken)
Dominik Pelivan (Hertha BSC)
Yannick Thermann (Stuttgarter Kickers)

 

Bewertung der Transfers

Durch eine ähnliche Anzahl an Zu- und Abgängen hat sich die Kadergröße bei Sonnenhof Großaspach kaum verändert, mit 26 Akteuren ließe sich problemlos in eine Drittliga-Saison starten. Auffällig ist (wie in jedem Jahr) der Umbruch, denn einige Stammspieler zog es zu finanziell oder sportlich attraktiveren Adressen: Jeremias Lorch, Lucas Röser, Nicolas Jüllich – diese Spieler wollen ebenso wie Trainer Oliver Zapel erst einmal ersetzt werden. Neu formieren muss die SGS Sascha Hildmann, ein 45-jähriger Übungsleiter, der zuletzt im Nachwuchsbereich von Mainz 05 tätig war. Wieder einmal hat man im Fautenhau damit eine völlig überraschende Lösung aus dem Hut gezaubert.

Fraglich ist, ob Saliou Sané Torjäger Röser wird ersetzen können, da Sané in den letzten Jahren nicht als eiskalter Vollstrecker galt. Auch auf den Außenverteidiger-Positionen ist die Personaldecke noch etwas dünn – da allerdings Hildmann mit neuen taktischen Ideen sein Amt antritt, dürfte er die quantitative Besetzung nachhaltig überlegen.

Auf diesen Spieler sollte man achten: Özgür Özdemir

Nach dem völlig misslungenen Experiment mit dem vielversprechenden Griechen Panagiotis Ballas versucht sich nun ein Türke mit deutschen Wurzeln im Defensivzentrum: Özgür Özdemir soll neben Kai Gehring den Laden dichthalten – und er kommt trotz seines jungen Alters von 22 Jahren mit reichlich Erfahrung. Immerhin absolvierte er nach seinem Wechsel vom 1. FC Nürnberg II in die österreichische Bundesliga 32 Saisonspiele für den SV Ried, war folglich gesetzt. Umso überraschender kam für Insider der Rückschritt in die deutsche 3. Liga. Im Normalfall müsste von Özdemir eine tragende Rolle erwartet werden.

 

AufstellungGroßaspach

Stärken und Schwächen

In der Offensive hat Sonnenhof Großaspach im Sommer klar an Qualität verloren: Vor allem der Abgang von Lucas Röser schmerzt, aber auch Nicolas Jüllich leistete viel in der Vorwärtsbewegung. Zudem sorgten Michael Maria oder Manfred Kwadwo für explosive Momente im Antritt. Es ist nicht zu erwarten, dass Großaspach nach aktuellem Stand zu den Teams mit der größten Torgefahr gehören wird.

Umgekehrt wurde an der Defensive geschraubt und mit Özdemir ein vielversprechender Spieler hinzuverpflichtet. Julian Leist, Kai Gehring und Özdemir – das ist eine nicht zu unterschätzende Basis an Verteidigern, die Zweikampfstärke und Ballsicherheit vereint. Insgesamt ist die SGS auf den ersten Blick nominell schwächer aufgestellt. Allerdings dachten das alle auch im letzten Jahr, als der Umbruch noch größer ausgefallen war. Auf dem Platz strafte die Zapel-Elf damals die Kritiker mit überzeugenden Leistungen ab.

Die Erwartungen der Fans

Großaspach ist und bleibt beschaulich. Das mag nicht jeder Drittliga-Fan, der auf den weiten Auswärtsfahrten in die mechatronik-Arena die Stimmung vermisst – doch für die Mannschaft kann das nichts Schlechtes bedeuten. Wichtig ist nach wie vor die familiäre Atmosphäre, die Nähe zwischen Anhängern und Spielern. Ach ja: Der Abstieg in die Regionalliga soll es nach zuletzt drei Jahren auf nationaler Ebene natürlich nicht sein.

Fazit & Prognose

Sonnenhof Großaspach hat einen bemerkenswerten Wandel hinter sich. Vom krassen Außenseiter werden sie gemeinhin mittlerweile nicht nur als Mittelfeldteam, sondern darüber hinaus als ein richtig unangenehmer Gegner aufgefasst. Ob Sascha Hildmann die erfolgreiche Arbeit von Oliver Zapel und allen voran Rüdiger Rehm bei den Schwaben weiter fortsetzen kann, steht gewiss noch in den Sternen. Abgänge wie die von Lucas Röser, Nicolas Jüllich oder auch Jeremias Lorch – man finde in der 3. Liga mal einen derart soliden Außenverteidiger wie Jeremias Lorch! – tun weh und sind mit den bisherigen Verpflichtungen kaum adäquat zu kompensieren. Allerdings, und auch das macht Großaspach aus: Von einem Röser oder einem Jüllich wäre vor einer Spielzeit nicht viel erwartet worden, der Durchbruch kam überraschend. Und wer weiß, vielleicht ist ein Sebastian Bösel oder ein Przemyslav Placheta der nächste Stammspieler?

Prognostiziert werden kann eine Saison im Fautenhau dagegen mit der Erfahrung der letzten drei Jahre kaum. Zwischen Abstiegskampf und vorderem Mittelfeld ist alles möglich – folgt jedoch alles einem bestimmten zeitlichen Rhythmus, wäre eine schwächere Spielzeit an der Reihe. Für den Klassenerhalt und eine Platzierung zwischen Rang 13 und 16 sollte das Vermögen der Hildmann-Jungs aber allemal genügen.

   

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