Saisonvorschau Hansa: Wundertüte nach großem Umbruch

Bevor am 21. Juli die 3. Liga in die neue Saison startet, wirft liga3-online einen Blick auf das Teilnehmerfeld: 20 Drittligisten gehen mit Chancen, Risiken und Erwartungen in die zehnte Auflage der eingleisigen Drittklassigkeit. Wir schätzen die Möglichkeiten und Gefahren der Teams ein. In diesem Artikel schauen wir uns die Aussichten des F.C. Hansa Rostock einmal genauer an.

So lief die Vorbereitung

Insgesamt neun Testspiele absolvierten die Hanseaten unter der Leitung des neuen Trainers Pavel Dotchev. Mit 33:0 Toren starteten sie in die ersten drei Partien – allesamt gegen unterklassige Gegner. Es folgten Siege gegen Malchin (6:2), bei dem sich die Hanseaten allerdings lange schwer taten und gegen Güstrow (5:3). Der erste Härtetest gegen den dänischen Erstligisten Aalborg BK endete mit einem Remis (1:1). Zuletzt siegte der FCH gegen den FSV 63 Luckenwalde und rettete gegen die U23 des Hamburger SV ein 2:2. Die Generalprobe findet am Montag gegen den VfL Wolfsburg statt.

Transferperiode

Nach einem eigentlich geplanten kleinen Umbruch, wurde es – bedingt durch den vorzeitigen Trainerwechsel – dann doch der nahezu komplette Austausch des Teams.

Zugänge Abgänge
Vladimir Rankovic (Hannover 96 II) Timo Gebhart (1860 München)
Oliver Hüsing (Ferencvaros Budapest) Maximilian Ahlschwede (Würzburger Kickers)
Mike Owusu (Hertha BSC II) Marcel Schuhen (SV Sandhausen
Bryan Henning (Hertha BSC II) Hasan Ülker (unbekannt)
Mounir Bouziane (FSV Mainz 05 II) Dennis Erdmann (1. FC Magdeburg)
Harry Föll (Heidenheim U19) Ronny Garbuschewski (FSV Zwickau)
Kai Eisele (SC Freiburg II) Tobias Jänicke (1. FC Saarbrücken)
Menelik Chaka Ngu’Ewodo (1860 München II) Samuel Aubele (unbekannt)
Julian Riedel (Erzgebirge Aue) Stephan Andrist (SV Wehen Wiesbaden)
Eric Gründemann (Eintracht Frankfurt U19) Marcus Hoffmann (unbekannt)
Willi Evseev (1. FC Nürnberg) Christian Dorda (KFC Uerdingen)
Luis Zwick (Dundee United) Eric Behrens (TSV Graal-Müritz)
Jakob Gesien (eigene U19) Aleksandar Stevanovic (SV Elversberg)
Lukas Scherff (FC Schönberg 95) Michael Gardawski (Korona Kielce)
Matthias Henn (Watzenborn-Steinberg)
Florian Esdorf (Wacker Nordhausen)
Kerem Bülbül (FSV Mainz 05 II)

 

Wer soll noch kommen?

Noch zwei Hochkaräter wünschten sich die Verantwortlichen der Rostocker Anfang Juli. Mit der Rückkehr Oliver Hüsings zum FCH dürfte der erste Haken unter diesem Punkt erfolgt sein. Er soll nicht nur den neuen Leitwolf in der Innenverteidigung spielen, sondern auch innerhalb der stark verjüngten Mannschaft. Nach dem längerem Ausfall des Rechtsaußen Christopher Quiring (drei Monate Pause), der sich in der Vorbereitung eine Sehnen-Ruptur zuzog, könnte gerade im Mittelfeld noch einmal nachgebessert werden. Gut möglich, dass sich bis Ende des Transferfensters (31. August) da noch etwas tut und die Vereinsführung einen erfahrenen Spieler holt, der sowohl links als auch rechts eingesetzt werden kann.

Auf diesen Spieler sollte man achten: Amaury Bischoff

Gemeinsam arbeiteten sie schon beim SC Preußen Münster zusammen (2012-2013): Rostocks neuer Trainer gilt als Mentor des Franzosen, der im Winter von den Adlerträgern an die Ostsee wechselte. Unter ihm erlebte der 30-Jährige die beste Zeit seiner Karriere und wurde zum Regisseur mit allen Freiheiten. Die neu zusammengewürfelte und vor allem junge Truppe soll der erfahrene Bischoff nun anführen. Gleichzeitig vertraut der Spielmacher darauf, dass Dotchev ihn wieder in die alte Form zurückbringt, in der er damals in Münster so stark auftrumpfte.

AufstellungRostock

Stärken und Schwächen

Die "neuen" Hanseaten gleichen vor dieser Saison einer Wundertüte. 17 Abgänge, 14 Zugänge – nahezu das komplette Team wurde ausgetauscht und niemand weiß, wo die Stärken und Schwächen der neuen Mannschaft so genau liegen. Sie könnten aufgrund ihrer Unberechenbarkeit und Flexibilität auf den Positionen für viele Überraschungsmomente in der Liga sorgen. Andersherum kann der Schuss jedoch auch nach hinten losgehen: Da die sehr junge Truppe aufgrund des Umbruchs noch nicht richtig eingespielt ist, könnte sie sich in Krisensituationen leicht verunsichern lassen. Ihre Unerfahrenheit könnte dann im Wege stehen.

Die Erwartungen der Fans

War der Wunsch der Anhängerschar zu Beginn der vergangenen Saison noch ein Tabellenplatz im oberen Tabellendrittel, so ist die Euphorie nach der verkorksten Spielzeit eher gedämpft. Bedächtig nahm man die Transfers zur Kenntnis, die Vorbereitungsspiele mit dem jungen Team und dem neuen Trainer machten dann doch Lust auf mehr. Nennen wir es eine leichte Euphorie, die sich da an der Ostsee breit macht. Die Wünsche und Träume der Fans sind seit Jahren höherklassig, doch der Stachel der Enttäuschungen und Rückschläge sitzt dafür immer noch sehr tief.

Fazit und Prognose

Seit dem 18. Mai 2017 sind alle Augen auf Pavel Dotchev gerichtet. Der Deutsch-Bulgare übernahm das Ruder der Hansa-Kogge, nachdem zuvor Christian Brand vorzeitig gehen musste. Er räumte erst einmal auf und krempelte die Truppe komplett um. Die entscheidende Frage ist, ob er es schafft, aus den jungen Wilden eine Einheit zu formen. Alles erinnert an die legendäre Aufstiegssaison 2010/2011, als die Rostocker unter Peter Vollmann mit einer relativ unerfahrenen Mannschaft in die 2. Bundesliga aufstiegen. Damals war die enorm geschlossene Mannschaftsleistung die maßgebliche Wiege des Erfolges. Ähnlich könnte es auch in dieser Saison funktionieren und dass Dotchev Aufstieg kann, bewies er zuletzt eindrucksvoll in Aue. Zu mehr als einem Platz "im oberen Drittel" ließ sich der 51-Jährige, der attraktiven und offensiven Fußball spielen lassen will, jedoch nicht hinreißen. Fakt ist: Bleibt das Team weitestgehend vom Verletzungspech verschont, könnte Hansa eine der Überraschungen der Liga werden. Das Problem bleibt jedoch auch (wie in jeder Spielzeit) die Erwartungshaltung des Umfeldes, die mit jedem Erfolg steigen wird. Funktioniert das Ganze nicht relativ schnell, dürfte es daher auch wieder unruhiger werden…

 

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button