Saisonvorschau Jahn: Klassenerhalt schwer, aber machbar
Bevor die 3. Liga am 29. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf Aufsteiger Jahn Regensburg.
So lief die Vorbereitung
Die Vorbereitung lief grundsätzlich gut, Trainer Heiko Herrlich war voll des Lobes. Die Testspiele lieferten überwiegend gute Ergebnisse, unterklassige Gegner wurden standesgemäß zweistellig nach Hause geschickt und die Härtetests souverän über die Runden gebracht. Einziger Ausrutscher war die 1:4-Pleite bei Viertligist Buchbach. "Darüber bin ich nicht glücklich“, machte Herrlich deutlich. Die Niederlage fällt aber nicht sonderlich ins Gewicht, da sie mitten im Trainingslager stattfand und die Jahnelf einige kräftezehrende Einheiten in den Knochen hatte. Zudem schlug das Verletzungspech wieder zu, was das Gesamtbild leicht trübt: Die Innenverteidiger Thomas Paulus, Robin Urban und Ali Odabas verletzten sich in der Vorbereitung, letzterer sogar schwer – Odabas fällt mit Kreuzbandriss mindestens bis zum Frühjahr aus. Am Samstag stand mit dem VfL Bochum noch der letzte Test auf dem Plan, das 2:2 gegen den Zweitligisten war eine gelungene Generalprobe für den Saisonauftakt.
Die Transferperiode
Zugänge | Abgänge |
Patrik Dzalto (Bayer Leverkusen/ Leihe) | Thomas Kurz (FC Ingolstadt II) |
Marco Grüttner (VfB Stuttgart II) | David Pokorny (unbekannt) |
Bastian Lerch (Greuther Fürth II) |
Fabian Raithel (ZFC Meuselwitz) |
Erik Thommy (FC Augsburg/ Leihe) |
Jonas Sonnenberg (TSV Havelse) |
Martin Tiefenbrunner (SV Schalding-Heining) | |
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Fabian Trettenbach (unbekannt) |
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Wer soll noch kommen?
Die Planungen an sich sind abgeschlossen, alle offenen Positionen wurden besetzt. Mit vier Neuzugängen und 22 Spielern aus dem Aufstiegs-Kader sollte in die Saison gegangen werden. Auf die schwere Verletzung von Ali Odabas wird der Jahn nicht zwangsläufig reagieren und zunächst keinen Innenverteidiger verpflichten. Nur falls ein Spieler der Mannschaft richtig weiterhelfen könnte, würde Regensburg noch einmal zuschlagen.
Auf diesen Spieler sollte man achten: Erik Thommy
Der 21-jährige Offensivmann Erik Thommy wurde für ein Jahr vom FC Augsburg ausgeliehen. Der talentierte Außenbahnspieler ist schnell, windig und technisch stark. Thommy lief bereits in der Junioren-Bundesliga sowie im Regionalliga-Team für den FCA auf und stand seit 2014 fest im Erstligakader von Markus Weinzierl. Dort trainierte er nicht nur mit den Profis, sondern kam auch zu seinen ersten Einsätzen im Fußball-Oberhaus. Nach einer zwischenzeitlichen Leihe zu Zweitligist Kaiserslautern (sechs Einsätze) landete er nun beim Jahn, um weiter Spielpraxis zu sammeln. Jahns Sportchef Christian Keller ist von Thommy überzeugt: "Er bringt offensive Lösungen mit, die unserer Mannschaft sehr gut tun werden.“ Der junge Schwabe kann im offensiven Mittelfeld sowie auf den beiden Flügeln spielen – und ist ein ausgezeichneter Standardschütze. Er deutete in den Testspielen bereits seine Fähigkeiten an und wird seinen Weg auf jeden Fall gehen.
Stärken und Schwächen
Der Mannschaft wird auf jeden Fall zum Vorteil gereichen, dass sie schon eingespielt ist – vier Neuzugänge lassen sich leicht integrieren. Die Mechanismen greifen bereits, der Trainer kennt sein Team. Das ist ein kleiner Zeitvorsprung zu den anderen Drittligisten, den der Jahn nutzen könnte. Die Jahnelf ist außerdem sehr erfahren, die meisten Akteure haben ihre vorhandene Qualität schon unter Beweis gestellt: Spieler aus der erwarteten Startelf wie Marco Grüttner, Philipp Pentke, Oliver Hein, Sebastian Nachreiner oder Markus Palionis haben bereits gezeigt, dass sie mindestens gehobenes Drittliganiveau haben, auch wenn sie es in den vergangenen beiden Jahren nicht immer auf den Platz gebracht haben. Die Formkurve aber zeigte zuletzt deutlich nach oben, diese Spieler können einen wichtigen Beitrag zum Klassenerhalt leisten.
Unter Herrlich hat die Mannschaft im Saisonfinale zudem bewiesen, dass sie auf dem Punkt da sein kann. Die wichtigen Spiele im Endspurt waren allesamt überzeugend: Im Spitzenspiel in Burghausen wurde der Grundstein für die Meisterschaft gelegt, bei der stärksten Rückrundenmannschaft aus Fürth Platz eins perfekt gemacht – und in der Relegation schlussendlich in einer bärenstarken Leistung die Wolfsburger U23, die zuvor zwölf Siege in Serie holte, verdient ausgeschaltet.
Was die Mannschaft an einem guten Tag zu leisten im Stande ist, hat das Relegations-Rückspiel in Wolfsburg gezeigt – so wäre der Klassenerhalt sicherlich schnell eingefahren. Problematisch könnte unter Umständen werden, dass einige Spieler ihre Leistung nicht konstant über die Saison bringen können und Schwächephasen haben werden. Da auf einigen Positionen die zweite Reihe nicht ganz so stark ist, wie die erste, könnte das in so manchem Spiel negative Auswirkungen haben. Andere Akteure wären bei Verletzungen, Sperren o. ä. zudem nicht vollwertig zu ersetzen.
Die Erwartungen der Fans
Die Fans sind tatsächlich eher skeptisch, was die Saison betrifft. Die meisten sind nicht von der Drittligatauglichkeit des Kaders überzeugt, da die Leistung der zum Großteil zusammengehaltenen Mannschaft (22 Spieler blieben) trotz des absoluten Favoritenstatus in der Regionalliga Bayern nicht immer nur überzeugen war. Auch bei den Neuzugängen hatten sich die Fans mehr erhofft. Großer Hoffnungsträger ist hier Trainer Heiko Herrlich. Andere Fans sind zwar etwas optimistischer, dennoch bleibt der Klassenerhalt für alle das höchste der Gefühle.
Fazit & Prognose
Der Sport- und Schwimmverein wird um den Klassenerhalt spielen, das Ziel kann nur sein, möglichst schnell 45 Punkte einzufahren. Aber das ist definitiv drin. Der Kader gehört im gesamten sicher nicht zu den stärksten im Ligavergleich, doch er kann reichen, um mindestens drei Teams hinter sich zu lassen. Mit Heiko Herrlich steht zudem ein Trainer an der Seitenlinie, der eine ausschlaggebende Figur im Abstiegskampf sein kann.
Im Vergleich zum letzten Jahr wird der Jahnelf zudem in die Karten spielen, dass sie nicht mehr der Favorit ist. In der vergangenen Saison musste Regensburg das Spiel machen, was ihr vor allem auf den Dorfplätzen nicht immer gelang und zu durchwachsenen Leistungen führte. In der 3. Liga aber spielen die Mannschaften mit, Buchbachs und Schalding-Heinings, die sich hinten rein stellen, wird es nicht mehr geben. Der Jahn hat definitiv das Zeug die Klasse zu halten.
Vieles hängt auch von einem guten Saisonstart ab: Wenn in den ersten sechs oder sieben Spiele die ersten zwei oder drei Siege eingefahren werden können, steht einer erfolgreiche Saison nichts mehr im Weg. Es wird sicher bis zum Schluss spannend werden, aber der Ligaverblieb ist ein realistisches Ziel. Oder mit Heiko Herrlichs Worten: "Es ist schwer, aber wir können es schaffen.“